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Rezension: Gustav Klimt- Streitfall und Aktualität- Tobias G. Natter (Hg.)- Taschen

Es ist nicht das erste Kunstbuch mit Werken von Gustav Klimt, das ich rezensiere, wohl aber das mit Abstand facettenreichste. Der Prachtband enthält neben dem Katalog der Gemälde und der Biografie des Künstlers insgesamt sechs erhellende Essays unterschiedlicher Autoren. 

Bei diesen Essays handelt es sich um: 

Der Salonmaler: Frühe Werke- frühe Karriere 
(Rainhold Franz/Angelika Pötschner) 

"Heiliger Frühling" und Zeitwende: Die Wiener Secession
 (Christoph Grünenberg) 

Der Stocletfries: Ein künstlicher Garten im Herzen des Hauses 
(Anette Freytag) 

Frauendarstellungen 
(Susanna Partsch)

Die Landschaften: Eine re- konstruierte Natur 
(Evelyn Benesch) 

Klimts zeichnerisches Universum- Grundhaltungen und Seelenstimmungen 
(Marian Bisanz- Prokken) 

Zunächst lernt man den Werdegang des Künstlers kennen, der als junger Mann sehr rasch Karriere macht und als der legitime Nachfolger von Hans Makart gilt. Man erfährt mehr darüber wie der Salonmaler zum Staatskünstler wird und prestigeträchtige Großaufträge, so etwa für Deckengemälde oder Wanddekorationen erhält. Auf dem Höhepunkt seiner ersten Karriere gerät Klimt in den 1890er Jahren in eine künstlerische Krise. Nun erlahmt sein künstlerischer Output, doch jetzt auch erfindet sich Klimt neu. 

Mit der Gründung der Wiener Secession macht er sich 1997 als Bannerträger der Moderne einen Namen. Spannend zu lesen sind die Informationen zu Klimts "Beethovenfries" und zu seinem goldenen "Kuss". Seine Frauenbilder und Landschaftsmalereien sind weitere Merkmale seines immerwährenden Wandels. 

Insgesamt lernt man im Rahmen der Essays mehr über die Denk- und Arbeitsweise des Künstlers kennen. Seine Kunst soll die kunstinteressierte Welt polarisiert und entzweit haben. Er galt als umstrittener Künstlerstar. Dabei erregten seine Werke die Gemüter, weil er für die Moderne stand und zugleich auch die Tradition verkörperte. 

Den einzelnen Essays sind  traumhaft schöne  Werksablichtungen und Fotos beigegeben, die zum fortwährenden Staunen motivieren. Klimts Frauendarstellungen zeigen viel Zeitgeist, speziell in der Mode und beeindrucken ihrer Farben und Formen wegen.  

Zahlreiche Landschaftsmalereien lassen den Blick lange innehalten. Das gilt besonders für Gemälde wie der "Morgen am Teiche" und "Der Sumpf". Bemerkenswert auch sind seine Zeichnungen, die sich mit der körperlichen Liebe von Mann und Frau befassen und seine intimen Konstellationen. Im Katalog der Gemälde werden seine Werke sehr ausführlich erläutert. Hier auch hat man Gelegenheit, sich  gedanklich noch intensiver mit dem "Beethovenfries" zu befassen und kann auch in Erfahrung bringen, was es mit seiner "Judith I.". auf sich hat. 

Wer das Schöne liebt, wird dieses Buch nicht mehr aus der Hand geben, denn es dient diesbezüglich als Quell unendlicher Bereicherung. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König 

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