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Rezension: Östlich der Sonne und westlich des Mondes- Märchen aus dem Norden, illustriert von Kay Nielsen- TASCHEN

Dieses Buch aus dem Verlag TASCHEN enthält 16 Märchen, gesammelt von Peter Christen Asbornsen und Jorgen Engebretsen Moe. Zu einer künstlerisch wertvollen Publikation wird das Werk aufgrund seiner Illustrationen des Gestalters, Künstlers und Erneuerers Kay Nielsen.

Noel Daniel schreibt im Vorwort viel Erhellendes über die Ursprünge der berühmten norwegischen Volksmärchen, bevor man in einem Essay von Kendra Daniel über Leben und Werk des Künstlers Kay Nielsen unterrichtet wird. Dieser begnadete Illustrator war in seinem Metier international überaus erfolgreich und fand in Dänemark, England und in USA große Anerkennung als Buchillustrator, Bühnenbildner, Wandmaler und Disney-Zeichner

Im vorliegenden Buch treten seine dänischen Wurzeln zu Tage, wobei er sich jeglicher Sentimentalität enthält. In dem 1914 erschienenen Buch "Östlich der Sonne und westlich des Mondes" findet man zahlreiche Referenzen versammelt, so u.a. die Einfachheit der japanischen Blockdrucks oder aber die opulenten Kostüme und Bühnenbilder, mit denen die Ballets Russe 1909 bei ihrem Paris-Debut überall in der Welt die Fantasien der Menschen beflügelten. Dabei ist die zeichnerische Eleganz des Künstlers stets unverkennbar.

In "Östlich der Sonne und westlich des Mondes" illustriert Kay Nielsen Märchen über Prinzen und Prinzessinnen, die wie der Inbegriff nordischer Kühle und Kargheit erscheinen. Obschon es bei seinen Illustrationen auch hässliche Kobolde und Trolle gibt, liegt sein Schwerpunkt auf langgliedrigen, anmutigen, schönen Edelleuten, die in ihrer Originalität sehr lebendig daherkommen.

Colin White schreibt in dem dann folgenden Essay über die Buchillustration als eigenständige Kunst und verdeutlicht, weshalb die Illustration von Geschenkbüchern beispielsweise dem literarischen Inhalt ebenbürtig wurde.

Der Inhalt der einzelnen Märchen ist jeweils zu Beginn eines jeden Märchens zusammen gefasst. Diese Maßnahme ist sehr lobenswert, denn der Bildbetrachter weiß noch bevor er sich in die fantasievollen Texte vertieft, welchen Inhalt die Illustrationen transportieren sollen.

Dieses Buch lädt zum Träumen ein, sowohl was die Texte als auch was die Bilder anbelangt. Dabei sind die Illustrationen von solch beeindruckender Ästhetik und Poesie, dass sie den Betrachter immer wieder staunen und fast vergessen lassen, dass hier Märchen darauf warten, gelesen oder vorgelesen zu werden.

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Havana- Bernhard Hartmann- teNeues

Die Bilder für dieses schöne Buch hat der Fotograf Bernhard Hartmann realisiert. Er wurde in Frankfurt geboren und arbeitete schon in jungen Jahren als Fotograf für eine große deutsche Zeitung. In seinem Jurastudium befasste sich der Autodidakt mit Landschafts- und Architekturfotografie. Seither wurden viele seiner Fotografien mit Preisen ausgezeichnet. 

Dieser Bildband ist der morbiden Hauptstadt Kubas gewidmet. Der Schriftsteller Alejo Carpentier skizzierte diese karibische Metropole einst wie folgt: "Havanna ist die Stadt des Unfertigen, des Mangelhaften, des Verwahrlosten." Dies soll sich seither nicht geändert haben, liest man zu Anfang des Buches und findet dieses Urteil in den Bildern bestätigt. 

Das bauliche Erbe sei hochgradig gefährdet. Allein im Zentrum befänden sich 3500 Häuser in einem ruinösen Zustand und zahlreiche andere seien bereits zerstört, wird man  in die Bilderwelt eingeführt. 

Bernhard Hartmann vermittelt in diesem Fotoband einen facettenreichen Eindruck von dieser morbiden Stadt, der man wünscht, dass sie endlich vollständig restauriert wird. Der Stadthistoriker Eusebio Leal hat dafür gekämpft, dass Gelder aus dem Tourismus in die Restaurierung der Altstadt geflossen sind, um auf diese Weise einigen architektonischen Perlen das Leben zu retten. Ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr scheint dies nicht bewirkt zu haben.

In erster Linie, das dokumentieren die vorliegenden Bilder, präsentiert sich in Havanna erschreckender Niedergang, bröckelnder Putz, rissige Wände, ausgetretene Stufen und Wohnen in desolaten Räumen. Die Vergänglichkeit allen Seins übt zwar eine gewisse Faszination  auf den Betrachter aus, doch leben möchte man so nicht. 

Versöhnt ist man, wenn man renovierte Räume in dieser untergehenden Stadt bewundern kann, weil sie Hoffnung schenken und zeigen, was möglich ist. Natürlich fragt man sich, wer in "Casa Lucrecia"oder in "Casa Ronaldo" lebt und wer bestochen werden musste, damit diese Innenräume in neuem Glanz gestaltet werden konnten. 

Wunderschön ist die alte, restaurierte Apotheke, von deren Innenleben man einen sehr guten Eindruck erhält. Faszinierend aber auch sind majestätisch anmutende Treppenaufgänge, die eine vor langer Zeit schon untergegangene Welt erahnen lassen. 

Die Bilder, fotografische Meisterleistungen, regen die Fantasie an. Immer wieder versuchen die Augen das, was sie sehen, zu heilen, weil sie den schaurig schönen Tod alter Bausubstanz  nicht ertragen können. 

Empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Alegria Do Brasil- Fritz Steisslingers späte Brasilienbilder- belser

Herausgeber dieses Bildbandes ist Stefan Borchardt. Gemeinsam mit Frederica Steisslinger hat er das Vorwort zur vorliegenden Publikation verfasst. Damit man sich einen Eindruck verschaffen kann, wer der Künstler Fritz Steisslinger war, empfehle ist zunächst die Kurzbiografie zu Ende des Buches zu lesen. 

Der 1891 in Göppingen geborene Künstler studierte an der Kunstgewerbeschule in München, später an der Kunstakademie bei den Professoren Uhde und Stuck, anschließend an den Kunstakademien in Rom und Venedig. 1919 heiratete er die Deutsch-Brasilianerin Elisabeth Haasis. Drei Jahre hindurch arbeitete er als freischaffender Maler in Seeburg bei Urach und wurde Mitglied der Stuttgarter Sezession. Von1929-1931 lebt er in Berlin-Charlottenburg und hat Kontakte mit Max Liebermann, Alfred Flechtheim, Alfred Kerr und Julius Meyer-Graefe.1931 kehrt er nach Böblingen zurück und reist von da an immer wieder nach Brasilien. 1957 stirbt der Künstler in Tübingen. 

Die vorliegende Publikation enthält einige  aufschlussreiche Textbeiträge unterschiedlicher Autoren zum Künstler und dessen Werk. Hervorheben möchte ich den Essay "Begegnungen mit dem Unbekannten- Fritz Steisslingers Blick auf das Fremde." Hier liest man, dass der Maler im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen im Fremden- in diesem Fall in Brasilien- einen Sehnsuchts- und Zufluchtsort sah. Die dort gesammelten Eindrücke eröffneten ihm eine geradezu unerschöpfliche Inspirationsquelle. 

Seine zweite Reise im Jahre 1947 führt dazu, dass er bei aller Befreiung des Pinselschwungs eine große Realitätsnähe schafft. Hierdurch transportiert er einen emotionalen Einblick in die brasilianische Lebensart.

Sich mit den Bildtafeln zu befassen, heißt einen Eindruck von der brasilianischen Landschaft, dem satten Grün dort zu gewinnen und die Ruhe zu erfühlen, die von den gemalten Orten ausgeht. 

Die Porträts von Brasilianern dokumentieren den freundlichen Zugangs des Künstlers zu dem Fremden, das sich ohne Scheu ihm öffnet. 

Wer mehr über den Künstler und dessen Werk erfahren möchte, findet in diesem Buch reichlich Gelegenheit dazu. 

Empfehlenswert 

Helga König

Überall im Fachhandel  erhältlich

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