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Rezension: Peter J. König New York- Serge Ramelli- Yellow Korner editions- teNeues

Bildbände über New York gibt es zweifellos zuhauf. Manche sind hervorragend und ausdrucksstark, viele sind eher nichtssagend und erinnern mehr an Postkarten, als dass sie einen künstlerischen Wert ausstrahlen. 

Der vorliegende Band von Serge Ramelli, soeben im teNeues Verlag erschienen, gehört zweifellos zu der ersten Kategorie. Warum ist das so? Dies zu erfahren, gibt es zwei Herangehensweisen. Zunächst lässt man die Aufnahmen einfach auf sich wirken, ohne zu versuchen sie intellektuell zu erfassen.

Wir sehen großformatige Fotografien von zufällig aufgenommenen Szenerien aus dem Großstadtleben von Manhattan, Stillleben-gleich. Da alles in Schwarz-Weiß abgelichtet wurde, ist so eine Aura entstanden, wie sie in der Zeit der 40- und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gegenwärtig war. 

Es werden überwiegend Bilder von Brücken und Wohngebäuden gezeigt, oftmals schon hundert Jahre alt, gelegentlich auch aus moderneren Zeiten. Kurzum der erste visuelle Eindruck vermittelt ein Bild des New York zu Beginn des letzten Jahrhunderts.

Der zweite Schritt um die künstlerische Arbeit des Autodidakten Serge Ramelli zu entdecken, er hat keine professionelle Ausbildung genossen, sondern hat als Angestellter in Paris die Fotografie als leidenschaftliches Hobby betrieben, ist die intellektuelle Auseinandersetzung mit seinem Bildwerk. Dabei fällt sofort auf, dass Ramelli fast ausschließlich Szenerien abgelichtet hat, die nahezu menschenleer sind, an sich schon eine Kunst in Manhattan, bis auf die Aufnahmen am Times Square, wo bekanntlich New York niemals schläft. 

Die Gebäude und Brücken, der Central Park und Aufnahmen im Finicial District, um die Wall Street herum, in Soho oder in Greenich village, überall werden die steinernen Monumente, Skulpturen-gleich thematisiert. Dabei spielen die Lichtreflexe eine ganz besondere Rolle. Gerade bei Schwarz-Weiß-Ablichtungen ist es für jeden professionellen Fotografen eine künstlerische Herausforderung, wie er seinen Aufnahmen das ganz besondere Etwas gibt, einmal durch entsprechende Schärfe, oder wieder auch der Möglichkeit, das Abgelichtete im Nebulösen, gar Diffusen entrücken zu lassen. 

Hier zeigt sich wer wirklich der Meister seines Faches ist, und dies versteht Serge Ramelli geradezu meisterlich. Um diesen künstlerischen Ansatz zu vertiefen, sind seine Aufnahmen oftmals in ein regnerisches Grau gehüllt, was die Atmosphäre eindeutig noch intensiviert, selbst die glitzernde Leuchtreklame am Times Square erhält so etwas Unnahbares, geradezu Majestätisches, ganz im Gegenteil zu der schreienden Realität.

Es ist das gleiche New York, das man aus unzähligen Filmen und Bildern kennt und doch ist es in der fotografischen Betrachtungsweise von Serge Ramelli völlig entrückt. Wenn man sich öfters in New York aufgehalten hat, erkennt man auch die einzelnen Motive wieder, abseits der großen touristischen Anziehungspunkte. 

Aber alles erscheint viel stiller, ruhiger und irgendwie abgehoben, aber auch etwas verloren, wie in einem Stummfilm in Schwarz-Weiß, der abrupt stehen geblieben ist. Dies ist wirklich ein ganz besonderer individueller Eindruck, der zudem nachdenklich macht. Das Ergebnis zeigt, dass der Fotograf es phantastisch geschafft hat, den Betrachter auf seine künstlerische Reise mitzunehmen, um ihm einmal ein New York aus einem ganz anderen Blickwinkel nahezubringen. Dies ist Serge Ramelli hervorragend gelungen, deshalb gehört dieser Bildband auch zu den außergewöhnlichen.

Wie immer bei teNeues ist dieses Kunstbuch von bester Qualität im Bereich der Hochglanz-Fotografie. Natürlich animiert die Aufnahme auf dem Cover vom "Singenden Cowboy" am Times Square, eine Institution und weltbekannte Attraktion, sich weiter mit diesem außergewöhnlichen Bildband zu befassen. 

Das ausgiebige Vorwort von Harald Hinsinger sorgt vorab schon für die Hintergrundinformationen, die für das Verständnis der Aufnahmen generell hilfreich sind. Die Fotografien selbst werden nicht unmittelbar kommentiert, damit der Betrachter sich ganz ungeteilt in den Bann des Gezeigten ziehen lassen kann. Ganz am Ende des Buches finden sich aber dann doch noch einmal die gezeigten Aufnahmen im Kleinformat wieder, mit der konkreten Ortsangabe, sodass jeder New York-Kundige sein Wissen bestätigt findet. Alles in Allem kurzum eine künstlerische Besonderheit vom Big Apple und ein gelungenes Werk des Fotografen Serge Ramelli.

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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Rezension Peter J. König: Nothing Beats Reality- Pierre Winther- TeNeues

Das Titelbild auf dem Cover dieses Bildbandes von teNeues gibt zunächst Rätsel auf und besonders, wenn man die Überschrift dieses Werkes liest, dessen Autor der Fotograf, Bilder-Geschichten-Erzähler und Fantast Pierre Winther, ein in Kopenhagen geborener Künstler, ist. 

Alle hier gezeigten Aufnahmen sind inszeniert und basieren auf realen Geschehnissen, von denen die Bildgeschichten abgeleitet wurden. Dass so oftmals skurrile Momente entstehen, ist künstlerisch gewollt, sie sind Teil des Werkes von Pierre Winther. Bezeichnend für die gesamte Bildfolge ist, dass sie ohne Kommentierung auskommt. Allein der Augenblick der Aufnahme beinhaltet die gesamte Aussage, die der Künstler vermitteln will. 

Um welche Fotografien handelt es sich also? 

Zurück zum Cover, hier wird gezeigt, wie ein Mann unter Wasser einen Haie reitet, indem er sich flach auf den Rücken dieses gefährlichen Tieres presst und es mit den Armen umklammert. Der Hai scheint gebändigt und sich dem Willen seines Bezwingers zu beugen. Die Szenerie spielt sich in einem diffusen, bläulichen Licht im Meer bei einem Tauchgang ab. Sie suggeriert den Moment der Überlegenheit bei diesem gefährlichen Spiel. Da es sich hier um eine tatsächliche Aufnahme handelt, ist davon auszugehen, dass der männliche Akteur eine besondere Portion Wagemut benötigt hat, um so fotografiert zu werden.

Wirklich spektakulär dieses Coverbild, und genauso geht es weiter. Darsteller in eigenartigen Posen, eingebettet in eine unwirkliche Szene sollen Momente des Lebens assoziieren, die gefährlich, ja sogar tödlich sein können. Dabei wechseln die Bildsequenzen von einer bewusst großen Räumlichkeit, bis hin zu Stillleben-ähnlichen Momenten, die vom Schaudern bis zur Sinnlichkeit alle Facetten des Erlebens darstellen. 

Tödliche Autounfälle, Raubüberfälle, und alle möglich anderen menschliche Katastrophen werden thematisiert, getragen von einer bildlichen Direktheit, die den Betrachter zuweilen frösteln lässt. Aber auch Inszenierungen von maskenhaften Darstellungen menschlicher Wesen, die in wüstenähnlicher Umgebung sich gruppiert haben, um Surreales zu demonstrieren, finden sich in jeder Form großflächig in diesem Bildwerk. 

Bei der Fülle der Aufnahmen und der Themenverschiedenheit, die auch noch jede Form der Interpretation zulassen, ist es unmöglich ein umfassendes Bild im Zuge einer solchen Rezension zu zeichnen. Bei allen Deutungsmöglichkeiten ist doch eins gewiss, bei dem hier besprochenen Bildband handelt es um eine außergewöhnliche fotografische Kunst, die stets von einem intellektuellen Hintergrund getragen wird. 

Und wie Kunst nun einmal ist, liegt es im Auge des Betrachters, was er mit ihr anfangen kann, wie er sie individuell interpretiert und welchen Stellenwert sie für ihn hat. Fakt ist, dass das Werk von Pierre Winther: „Nothing Beats Reality“ aus dem teNeues-Verlag große bildhafte Kunst beinhaltet, handwerklich sehr raffiniert und ausgeklügelt dargestellt. Ebenso ist die fotografische Arbeit sehr präzise ausgeführt. Diese Installationen umfassen mehr als ein Viertel Jahrhundert der Schaffenskraft des Künstlers, wobei klar zu erkennen ist, wie er sich in dieser Zeit gewandelt und weiterentwickelt hat, einfach grandios. 

Empfehlenswert 

Peter J. König

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Rezension: Die Kunst liegt in der Natur- Spektakuläre Skulpturparks und Kunstlandschaften- Silvia Langen.

Verfasserin dieses wunderbaren Buches ist die Kunsthistorikerin Silvia Langen. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und ist eine passionierte Sammlerin zeitgenössischer Kunst. Zudem liebt sie Gärten. Ihren 25 Präsentationen spektakulärer Skulpturparks stellt sie einen einleitenden Essay voran, den sie mit folgenden Fragen beginnt:

"Was macht Kunst in der Natur so attraktiv?" "Warum werden die interessanten Skulpturparks meist von Privatpersonen- Kunstsammlern und Künstlern- angelegt?" "Welchen Zweck verfolgen sie damit?"  Und schließlich: "Was macht einen Kulturpark heute besonders?"

Langen reiste zwei Jahre gemeinsam mit ihrem Gatten um die Welt, um nach außergewöhnlichen Parks Ausschau zu halten und die Initiatoren zu befragen. Seit Beginn der 1980er Jahre sind zahlreiche neue Skulpturparks entstanden und zwar überall auf dieser Welt. Kunst im Grünen ist damit der Trend der Kunstwelt. Das wird auch dokumentiert auf großen Ausstellungen, auf dem Kunstmarkt und in Privatsammlungen. Kunst von echten Kunstsammlern ist nun im Außenraum installiert und setzt ein Zeichen gegen spekulative Kunst. 

Die Skulpturparks sind sehr eng mit der Persönlichkeit der Initiatoren verbunden. Genannt werden hier begeisterte Kunstsammler, Philanthropen, Unternehmer, Gartengestalter mit Kunstpassion, aber auch die Künstler selbst. Gemeinsam ist ihnen, dass sie allesamt visionär veranlagt sind, so die Autorin. 

Absicht der Initiatoren ist es, Ideen mit dem Kunstprojekt zu realisieren und nachhaltige Zeichen zu setzen. Dabei geht es ihnen um soziale Verantwortung, ökologische Anliegen, die Vermittlung kultureller Identität, um Sehgewohnheiten, die Naturphänomene der Schöpfung, auch um das Kreieren eigenständiger Kulturräume, in denen neue Lebensräume ausgelotet werden können. 

Weil die Gründer ihre persönliche Vision offenbaren, ist dieses Buch nicht nur die erste Publikation ausschließlich über themenbezogene Naturparks, sondern auch eine Porträtsammlung wunderbarer Menschen mit außergewöhnlichen Ideen. 

Den 25 Präsentationen mit vielen eindrucksvollen Fotos sind jeweils erläuternde Texte beigegeben, die dem Leser einen umfassenden Überblick verschaffen. Dabei bin ich besonders fasziniert von der Unterwasserkunst zur Rettung der Meere, Museo Subacuático der Arte, Cancún, Mexiko. Die Meeresgründe vor der mexikanischen Halbinsel Yucatán sind durch Klimaerwärmung, Überfischung und durch die zunehmende Zahl von Tauchern bedroht. Im Küstenbereich von Canún ist der größte Unterwasserkulturpark der Welt entstanden.  Auf einem 420 Hektar großes Arsenal wurden 500 Skulpturen verteilt, so findet man dort im Salon Manchones mahnende Figurengruppen, die für einen neuen Wertekodex werben.

Wertewandel zeigt sich in diesem Buch vielerorts, indem Kunst und Natur sich im Einklang präsentieren.

Ein gelungenes Buch, das ich gerne weiter empfehle

Helga König

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Rezension: Stefano Cerio – Chinese Fun- Mit Beiträgen von Nadine Barth und Walter Guadagnini- Hatje und Cantz

Dieser Fotoband präsentiert Werke von Stefano Cerio, der in Rom und Paris als Fotograf arbeitet. Seine Karriere begann er  bei der italienischen Wochenzeitschrift L `Espresso im Alter von 18 Jahren. 

Seit Beginn dieses Jahrtausends hat sich sein Fokus sukzessive hin zur explorativen Fotografie und zur Videokunst verlagert. Dabei finden sich seine Arbeiten in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. 

Der Bildband nimmt seinen Anfang mit zwei Essays. Beide sind englischer, deutscher und italienischer Sprache abgedruckt. Walter Guadagninis hat für seinen Beitrag den Titel "Decartes in China" gewählt. Hier erfährt man u.a., dass der Künstler ausgehend von einem Paradoxon, -von einer Abwesenheit- arbeitet. Gedacht und gebaut sind die Motive von Cerios Fotografien eindeutig, um von riesigen Menschenmengen eingenommen und belebt zu werden. Auf diese Weise sollen sie den Vergnügungen der Masse dienen. Dies zeigt sich besonders klar in den abgelichteten Vergnügungsparks. 

Trotz dieser Gegebenheit sieht man auf den Bildern aber keine Menschen. Dadurch entsteht ein Zusammenbruch der Sinne wie auch jeder nur denkbaren Identität, die mithin den Weg ebnet für eine stark ausgeprägte surreale Vision. 

Beeindruckend in "Chinese Fun": "Die Beständigkeit eines Blickes, der Welt sucht, die nur eine besondere und entschlossene fotografische Absicht ans Licht bringen kann."

Nadine Barth titelt ihren Essay  "Die Energie des Vielen". Sie beginnt diesen Beitrag mit einem chinesischen Sprichwort, das wie folgt lautet: "Glück findest du nicht, indem du es suchst, sondern in dem du zulässt, dass es dich findet."

All diese Bilder der Einsamkeit im Buch  werfen den Betrachter auf sich selbst zurück. Nichts lenkt ihn ab. Die gezeigten  Orte wirken in ihrer Menschenferne bedrohlich. Deutlich wird, dass eine Welt, in der die Natur zurückgedrängt wird, niemals glücklich machen kann. Vergnügungsorte bestehend aus bloßem Gestänge wirken ebenso unerquicklich wie geschnitztes Obst in einer toten Winterlandschaft. Das Paradies ? Zubetoniert.

Der Mensch baut Monströses in China oder anderswo, wenn er nicht der Natur dient und lebt an seiner Bestimmung vorbei: Den Garten Eden  zu bewahren, der ihm geschenkt wurde zu seiner Freude.

Empfehlenswert.

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