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Rezension: #William_Blake- Die Zeichnungen zu #Dantes Göttlicher Komödie - Taschen

Dieser Prachtband mit 102 Illustrationen zu Dantes epischer Dichtung, beginnt mit einem Aufsatz von Maria Antonietta Terzoli mit dem Titel "Das Jenseits bei Dante zwischen antikem Mythos und christlicher Theologie". Hier erfährt man zunächst Wissenswertes über das Leben des Dichters Dante Alighieri (1265-1321), der zu Beginn des Buches sogleich abgebildet ist.

Im Gegensatz zu anderen berühmten italienischen Dichtern sind von Dante keine Originalhandschriften erhalten. Dadurch gilt die Datierung seines Hauptwerkes "Divina Commedia" als umstritten. Zu dieser "Göttlichen Komödie" habe ich vor einiger Zeit bereits eine Rezension verfasst. Durch Terzoli Hintergründe zu dem beeindruckenden Werk zu erfahren, ist für mich auch deshalb spannend. Dabei sollte man wissen, dass das Adjektiv "göttlich" nicht von Dante, sondern von Boccaccio stammte, der damit das Werk überschwänglich loben wollte.

Dante selbst nannte sein Poem einfach  "Comedia". Terzoli skizziert auf wenigen Seiten den Inhalt des berühmten Werkes und es werden begleitend Bilder gezeigt mit Darstellungen aus der "Göttlichen Komödie", so etwa Fresken in der Sixtinischen Kapelle.

Die "Divina Commedia" soll wie kein anderes Werk prädestiniert gewesen sein, einen visionären Geist wie William Blake tief zu beeindrucken. Als Gründe hierfür werden genannt: ihre politischen und moralischen Ansprüche, die allegorischen und symbolische Dimension und die Anschaulichkeit der Dante`schen Vorstellungswelt.

Sebastian Schütze informiert in seinem darauf folgenden Beitrag über "Zwei Meister des 'visibile parlare'  Dante und Blake".

Diesen Text untergliedert er in fünf Abschnitte:
Dante und die Bilder
Blake als Prophet der Moderne
Die Dante-Zeichnungen
Nähe und Distanz
Refigurationen und Archetypen

Kaum ein neuzeitlicher Text wurde so oft illustriert wie die "Divina Commedia". Es ist die Kraft der sprachlichen Bilder und die konkrete Bezugnahme auf Werke der bildenden Kunst, die Künstler in besonderem Maße herausfordern, die "Divina" in reale Bilder zu übersetzen.

William Blake (1757- 1827) war ein sozialrevolutionärer Utopist, esoterischer Mystiker und visionärer Prophet. Als Dichter und Grafiker zählte er zu den großen Figuren der englischen Kunst um 1800. Blake war von einer Gruppe junger Künstler umgeben, die ihn als Propheten einer neuen Kunst verehrten. Man erfährt wie es dazu kam, dass er sich mit Zeichnungen und Gemälden der "Divina Commedia" so intensiv befasste.

Wie andere Künstler auch, war er speziell von Dantes Inferno und den dort geschilderten Höllenqualen fasziniert. Blake hat Dante sehr bewundert, aber sich von dessen politischen und theologischen Vorstellungen sowie von dessen Antikenverehrung radikal distanziert.

Für den Briten stellte der menschliche Körper den wesentlichen Ausdrucksträger der Kunst dar. Es geht ihm dabei nicht um individuelle Charaktere, sondern um allgemeingültige Typen, um die "ewigen Prinzipien oder Eigenschaften menschlichen Lebens".

Um die Bilder von Blake würdigen zu können, muss man sich bewusst machen, dass die Übersetzung eines dichterischen Textes in Bilder einen komplexen Prozess von Aneignung und Umdeutung voraussetzt und dazu zwingt, über Grenzen und Möglichkeiten der eigenen Kunst zu reflektieren und diese in der kritische Auseinandersetzung mit der anderen Kunst zu erweitern.

Blake hat es mit seiner Doppelbegabung als Dichter und bildender Künstler geschafft, den Deutungs- und Bedeutungshorizont der Divina Commedia neu zu vermessen.

Im Katalog mit den 102 Illustrationen zu Dantes epischer Dichtung, die von Bleistiftskizzen bis hin zu fertigen Aquarellen reichen, erläutert Sebastian Schütze die einzelnen Bilder sehr genau. Zudem sind mit den Bildern korrespondierende Textstellen in lateinischer und deutscher Sprache abgedruckt.

Es macht Freude, sich immer wieder in einen neuen Text und das dazugehörige Werk zu vertiefen und sich bewusst zu machen, wie intensiv Dante und Blake miteinander verschmolzen sind durch diese grandiosen Arbeiten. Dabei visualisieren die 14 Klapptafeln selbst kleinste Details.

Die Begegnung von zwei der größten Künstler aller Zeiten ist wahrlich überwältigend und wird in den universellen Themen Liebe, Schuld, Sühne, Rache und Erlösung tatsächlich  für den Betrachter sichtbar.

Der Inhalt dieses Buches ist Poesie in ihrer reinsten Form. Beeindruckend.

Sehr zu empfehlen.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum TASCHEN-Verlag und können das Buch dort bestellen:http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/art/all/01144/facts.william_blake_die_zeichnungen_zu_dantes_goettlicher_komoedie.htm. Sie können es jedoch auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

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