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Rezension:Stern Fotografie 73 - Brigitte Lacombe: Cinema (Gebundene Ausgabe)

"Hollywood ist ein Ort, an dem sie dir tausend Dollar für einen Kuß bezahlen und fünfzig Cents für deine Seele." Marilyn Monroe

Dieser Fotoband enthält Werke der namhaften Fotografin Brigitte Lacombe. Jochen Siemens berichtet auf den letzten Seiten über diese Künstlerin, deren Fotos bis heute Filmgeschichte einer anderen Art sind. Ihre Bilder sind lt. Jochen Siemens immer wieder auch Verwandlungen, also Metamorphosen. Diese Fotografin soll die Gabe besitzen, aus Stars Schauspieler zu machen, sie gewissermaßen zurückzuverwandeln in Personen, die das Potential haben Rollen zu spielen. Ihre Bilder sind, wie man liest und sich überzeugen kann, frei von Ausrufezeichen. Man kann sie als Werkstattberichte, gewissermaßen als Bilder ohne Effekte begreifen.

Zur Fotografin wurde Lacombe durch ihren Vater, der sie nach ihrem Schulabschluss in das Fotolabor der Zeitschrift Elle vermittelte. In Paris war es nicht einfach für sie, sich in der Männerwelt durchzusetzen. Ihrer Passion wegen verzichtete sie auf Familie und Kinder. Durch "Elle" begann sie in Cannes Schauspieler zu fotografieren, pflegte Kontakte zu jenen, die sie ablichtete und so sprach sie ihr Können herum. Sie gewann das Vertrauen der "Eitelindustrie", weil Lacombe nicht alles, was sie fotografierte auch vermarktetet hat. Diese Fotografin besticht durch ihre Höflichkeit, die sich in ihren wundervollen Bildern wiederfindet... und doch sind die Fotos authentisch.

Der Fotoband enthält eine Reihe beeindruckender Fotos in Schwarz-Weiß aber auch in Farbe von Filmschauspielern. Da diverse Bilder schon vor Jahrzehnten realisiert worden sind, wird man der Vergänglichkeit allen Seins gewahr.

Die einzelnen Aufnahmen werden näher erläutert. Tolle Bilder von dem jungen Dustin Hoffmann und Meryl Streep im Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer" aus dem Jahre 1979 und andere beeindruckende Fotos, nicht zuletzt von Julia Roberts. Mein Blick, der generell das Schöne sucht, weil ich mich genau daran erfreue, lässt mich am längsten bei den Fotos von Marilyn Monroe verweilen. Sie war überirdisch schön und genau das hat Lacombe vielschichtig visualisiert. Auf einem Bild, sie liegt lesend auf der Couch, nehme ich ihre Lebenslinie wahr. Diese war enorm kurz. Das Schicksal wollte ihre Schönheit nicht welken sehen. Durch ihren frühen Tod schenkte es uns allen das Bild ewiger Schönheit. Vielleicht hat Marilyn sich für diesen Menschheitstraum bewusst geopfert. Menschen mit Poesie sind zu vielem fähig.

Sehr empfehlenswert


 

Rezension: Meisterinnen des Lichts: Große Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten (Gebundene Ausgabe) Unscharfe an." (Sybille Bergemann, S.39)

Wenn ich zu einem Thema hundert Bilder mache, von denen das mit der größten Wahrheit unscharf ist, biete ich eben das Unscharfe an." (Sybille Bergemann, S.39)

Boris Friedewald stellt in diesem fantastischen Bildband 55 namhafte Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten vor. In seinem Vorwort schreibt der Autor in knappen Worten, worum es den einzelnen Fotografinnen geht und welche Sichtweise die Künstlerinnen im Hinblick auf das Fotografieren selbst umtreibt bzw. umgetrieben hat. Erzählen will das Buch von Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Frauen, die fotografiert haben oder fotografieren. Dabei erfährt man viel über die Lebenswege, die Blicke und die Bilder. Bei diesen Frauen handelt es sich um wahre Meisterinnen des Lichts.

Die 55 Namen hier jetzt im Vorfeld aufzulisten kann nicht Aufgabe eines Rezensenten sein und die jeweils eine Seite umfassenden Textporträts auf wenige Sätze zusammen zu kürzen ebenfalls nicht. Nicht alle Fotografinnen sind mir bekannt, doch Eve Arnold ist es beispielsweise. Diesbezüglich habe ich vor einiger Zeit ein Buch rezensiert und bin erstaunt wie exzellent das Porträt dieser Künstlerin gelungen ist, die im Alter von 99 Jahren 2012 verstarb und 750 000 Bilder hinterließ.

Von allen Künstlerinnen, die in diesem Buch vorgestellt werden, lernt man Fotos kennen. Diese werden jeweils kurz aber sehr gut erläutert. Zudem wartet die Autorin mit Sentenzen der Fotografinnen auf, die einen direkten Einblick in das Denken einzelner Damen, was ihr Metier anbelangt, möglich macht.

Höchst unterschiedliche Fotos warten auf den aufmerksamen Betrachter. Mein Blick verweilte beim ersten Bestaunen der Fotos zunächst bei jenen der Fotografin Julia Margaret Cameron, die u.a. die Geistesgrößen ihrer Zeit porträtierte. Drei Porträts von ihr werden vorgestellt, so auch von dem Astronomen John Herschel, den sie fast dramatisch in Szene setzte. Sehr beeindruckend.

Faszinierend auch die Bilder Trude Fleischmanns, die u.a. Albert Einstein und Oskar Kokoschka portätierte. Gezeigt werden aber im Buch andere Aufnahmen, nicht zuletzt ein Foto von einem befreundeten Paar aus Wien, umgeben von "einer Aura tiefer Innerlichkeit und Melancholie". Auch die Bilder von Herlinde Koelbel faszinieren. Der ein oder andere wird ihr Langzeitprojekt "Spuren der Macht kennen",

Dann gibt es da noch die in Teheran geborene Shirana Shahbazi. Ihre Arbeiten sind von ganz hohem künstlerischem Niveau. Beeindruckt hat mich eine Meditation über Licht und Dunkelheit, Schein und Sein, die an ein Stillleben und Memento- mori –Ästhetik anknüpft.

Ein Buch voller faszinierender Bilder, bestens beschrieben, daneben sehr gute Präsentationen der Künstlerinnen warten auf den Leser, dem ich ein Zitat der Fotografin Jessica Backhaus mit auf den Weg geben möchte: "Unsere Erfahrungen, unsere Erziehung und die Menschen in unserem Leben sind die Essenz dessen, was wir werden. Wir entwickeln und verändern uns, wir entfalten uns und hören hoffentlich nie auf, auf jede nur denkbare Weise zu leben und uns weiterzuentwickeln." (S.27).

Sehr empfehlenswert.


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Rezension:Kunst anziehen - Der Akt verpackt (Gebundene Ausgabe)

"Eine Dame trägt keine Kleider. Sie erlaubt den Kleidern, von ihr getragen zu werden." (Yves Saint Laurent).

Dieses kleine Kunstbuch enthält Werke des Cartoonisten Peter Gaymann. Er hat hier Aktbilder bemalt, indem er die Nackten auf den Werken namhafter Künstler unterschiedlicher Jahrhunderte mit moderner Kleidung versieht.

Zunächst habe ich mich natürlich gefragt, ob Kunstliebhaber ein solches Buch wirklich benötigen und wollte es unrezensiert in die Ecke stellen, entschied mich dann aber doch, mich intensiver mit dem Werk zu befassen, dass ja stets das Original und daneben die angepinselten Nackten zeigt und des Weiteren, mittels überaus witzigen Karikaturen plus Zitaten ein wirkliches Lesevergnügen darstellt, das zu Nachdenken anregt.

Gottfried Keller verfasste eine Novelle mir dem Titel "Kleider machen Leute". Schaut man sich das Buch an, möchte man das häufig bezweifeln, mit Ausnahme von Gustave Caillbottes Nackter auf dem Sofa, die in engen Jeans und pinkfarbenem Top einfach besser aussieht

Sieht man sich die angepinselten Figuren an- Gaymann hat sie durchaus geschmackvoll gekleidet-, dann kann man nur Gaughin zustimmen, der einst schrieb "Am schönsten sind die Frauen so, wie Gott sie erschaffen hat- die Schneider können sie nur verderben." (S.10). "Kleider machen Leute"? Spätestens nach den Studien in diesem Buch möchte ich das bezweifeln.

Gefallen hat mir das Zitat Josephine Bakers "Ich war nicht wirklich nackt. Ich hatte nur keine Kleider an". Demnach ist Nacktheit eine Frage des Bewusstseins. Darauf muss man erst mal kommen.Nach der Lektüre spätestens ist dies dem weltoffenen Betrachter aber klar.

Das Buch ist pädagogisch wertvoll, denn es motiviert den Betrachter, sich intensiv mit den Originalen zu befassen. Eine tolle Idee. Ein Buch für Einsteiger. Über den bewusst betrachteten gemalten nackten Körper hin zur abstrakten Kunst. Warum eigentlich nicht?

 Lustig. Empfehlenswert.

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Rezension:Die Tunisreise 1914: Paul Klee, August Macke, Louis Moilliet (Gebundene Ausgabe)

"Kunst ist ein Erinnern an das Uralte, Dunkle, von dem Fragmente noch im Künstler leben." ( Paul Klee)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Die Tunisreise 1914- Paul Klee, August Macke, Louis Moilliet, die vom 14. März.- 22. Juni 2014 im "Zentrum Paul Klee" in Bern gezeigt wird, weil sich im April dieses Jahres das Ereignis der legendären Tunisreise der drei Künstlerfreunde Paul Klee, August Macke und Louis Moillet zum hundertsten Mal jährt.

Schon lange habe ich mir ein Buch über diese legendäre Tunisreise der Künstler gewünscht. Nun endlich ist der Wunsch Wirklichkeit geworden und meine Freude ist sowohl, was die Bilder als auch die informativen Texte anbelangt, sehr groß.

Während des zweiwöchigen Aufenthaltes in Tunesien schuf Macke 33 Aquarelle und 79 Zeichnungen in drei Skizzenbüchern, Paul Klee 30 Aquarelle und 13 Zeichnungen und Louis Moilliet 3 Aquarelle und 11 Zeichnungen.

Ziel der Ausstellung war es, möglichst viele der auf der ganzen Welt verstreuten Bilder zusammen zu führen, um den bildnerischen "Wettstreit" der Künstler, der diese zu Höchstleistungen motivierte, einem interessierten Publikum zeigen zu können. Zu sehen gibt es nun 75 Werke von Paul Klee, 57 von August Macke und 29 von Moilliet, des Weiteren werden Werke der Künstler gezeigt, die dem Umfeld der Tunisreise zuzuordnen sind.

Anhand einiger sehr informativer Essays gewinnt man Einblicke, so etwa in das Erlebnis Orient, worüber Ernst-Gerhard Güse sehr anschaulich schreibt. Er begreift die Reise der Künstler übrigens als ein Beispiel für die vielfältigen, kulturellen Begegnungen des Okzident mit dem Orient. Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension auf Details einzugehen. Nicht unerwähnt jedoch möchte ich lassen, dass es Macke und Klee bei ihrer Reise in erste Linie um eine Auseinandersetzung mit Licht, Farbe und Form ging. Diese wurde vor der Reise durch die Bildwelt Delaunays angeregt.

Man liest bei Ursula Heidereich zur Farbe bei August Macke in den Jahren 1911-1914 und kann sich dann in erste Bilder vertiefen, die vor der Reise so etwa in Bonn, entstanden sind. Mehr zu den Tunis-Aquarellen Mackes erfährt man von Erich Franz. Diese Bilder breiten ihre Motive, Anordnungen und Farben gleichwertig über die gesamte Fläche des Blattes aus.

Für mich ist es eine wahre Freude speziell Mackes Tunis-Aquarelle zu sehen, nachdem diese zuvor sehr gut erläutert worden sind. Ähnlich wird anschließend mit den Tuniszeichnungen von Macke vorgegangen. Michael Baumgartner befasst sich danach mit Paul Klees Reise nach Tunis, bevor man die Reisebilder dieses Malers bewundern kann. Interessant wie verschieden die Betrachtungsweisen visualisiert werden, aufgrund eines erkennbar unterschiedlichen Farb- und Formgefühls. Auch über Moilliet und dessen Tunisreise wird berichtet und auch seine Bilderwelt wird vorgestellt.

Mir geht es bei der Betrachtung nicht um den wertenden Vergleich, sondern darum, die Vielfalt zu bestaunen und diese ist beachtlich.

Über die Kameradschaft der drei Reisenden liest man in der Folge und hier über die Konstellationen und die Rollenverteilung, ja man erhält sogar Einblicke in Klees Tagebuch "Die Reise nach Tunesien", aber auch Postkarten und Briefe bleiben nicht ausgespart. Sogar Fotos von der Reise aus dem Album des im 1. Weltkrieg bereits verstorbenen August Macke kann man sich ansehen und begreift aufgrund all der vortrefflichen Informationen die gezeigten Werke intensiver.

Die Chronologie zum Schluss rundet diesen gelungenen Katalog zur Ausstellung ab.

Empfehlenswert. 

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Rezension:Emil Nolde. Retrospektive (Gebundene Ausgabe)

"Ich möchte so gern, dass meine Bilder mehr sind, keine zufällige schöne Unterhaltung, nein, dass sie heben und bewegen und, dem Beschauer einen Vollklang vom Leben und menschlichen Sein geben." (Emil Nolde)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Emil Nolde", die noch bis zum 15. Juni 2014 in Städel Museum in Frankfurt gezeigt wird. Wer sich zunächst einen raschen Überblick über das Leben und Wirken des Malers beschaffen möchte, sollte im Anhang die Kurzbiografie über den 1867 im Dorf Nolde bei Tondern geborenen Künstler Hans Emil Hansen lesen, der nach einem ereignisreichen Leben 1956 als Emil Nolde berühmt geworden verstarb, nachdem er vier Jahre zuvor mit dem Orden Pour le Mérite in der Friedensklasse und den Kulturpreis der Stadt Kiel geehrt worden war. Nolde war ein bedeutender Vertreter des Expressionismus. Das soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Das Vorwort zum Buch hat der Direktor des Städel Museums Max Hollein verfasst, der nicht verschweigt, dass es in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Ausstellungen zu Emil Nolde gegeben hat, allerdings liegt die letzte Retrospektive bereits 25 Jahre zurück. Die derzeitige Ausstellung wurde möglich, weil sie nicht zuletzt durch Leihgaben privater Sammler unterstützt wurde. Max Hollein hebt hervor, dass ohne die zahlreichen Leihgaben der Nolde Stiftung Seebüll die Retrospektive nicht möglich gewesen wäre.

Nach einem Grußwort von Christian Ring, dem Direktor der Nolde Stiftung Seebüll folgt zunächst ein Essay des Herausgebers des Buchs Dr. Felix Krämer, der über den Künstler, seine ersten Erfolge, seine Farborgien, seine religiösen Bilder, aber auch seine Sehnsuchtsbilder Wissenswertes zu berichten hat. So entdeckte beispielsweise Nolde im Sommer 1906 in der Serie der Garten- und Blumenbilder das Potential der Farbe für seine Malerei.

Wie man erfährt war dieser Künstler davon überzeugt, dass er sich als "wahrer" Künstler von seinen Mitmenschen abhob. Das hing mit der Verinnerlichung seiner romantischen Konzeption eines Künstlergenies zusammen. Diesbezüglich ging er davon aus, aufgrund seiner Gaben verdammt zu sein, als "Prophet" oder als "Märtyrer" seinen Weg zu beschreiten (vgl.: S.19).

Im Rahmen dieses und der Folge-Essays erhält man einen guten Überblick über den vorgestellten Künstler und sein Werk. Christian Ring schreibt über das freie Figurenbild bei Nolde. Von ihm auch erfährt man, dass das Fantastische und Groteske den Maler nachhaltig geprägt hat, liest auch von Phantasien und ungemalten Bildern und dem Spätwerk. Wer mehr über Nolde und die nationalsozialistische Diktatur erfahren möchte wird in dem Essay von Aya Soika und Bernhard Fulda Näheres in Erfahrung bringen.

Der dann folgende Tafelteil ist in acht Abschnitte untergliedert. Neben den abgelichteten Werken finden sich hier erläuternde Textbeiträge:
1)Ursprünge 1896- 1906- Katharina Ferus
2)"Jahre der Kämpfe" 1905-1910- Franziska Leuthäußer
3) Seestücke- Felix Krämer
4)Biblische und Legendenbilder- Caroline Dietrich
5)Berlin- Facetten einer Großstadt- Chantal Eschenfelder
6)Das Fremde im Blick- Brigitte Sahler
7)"Magus aus dem Norden" 1912-1932; Felicity Grobien
8) Isgard Gracht; Spätwerk

Die Werke werden alle nach dem Tafelteil in Katalogbereich mittels Kurztexten näher erläutert. Diese Erläuterungen genau zu studieren lohnt sich, weil man die Werke auf diese Weise weitaus intensiver wahrnimmt.

Ein gelungener Kunstband mit einer beachtlichen Bibliografie.

Sehr empfehlenswert.

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