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Rezension: Odilon Redon (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Odilon Redon", die noch bis zum 18. Mai 2014 in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel gezeigt wird. Wer sich zunächst mittels einer Kurzbiografie über die Vita des Künstlers kundig machen möchte, kann dies auf den letzten Seiten des Buches tun.

Der französische Maler und Grafiker Odilon Redon (1840- 1916) gilt als Hauptvertreter des französischen Symbolismus. Unterrichtet wurde er in Paris von dem Historienmaler Jean Léon Gêrome und in Bordeaux von Rudolph Bredsin, der ihm das Wissen im Hinblick auf Radierung und Lithografie nahe brachte. 1872 ließ sich Redon dauerhaft in Paris nieder, lernte dort den Künstler Henri Fantin-Latour kennen. Dieser wiederum brachte ihm die Autografie nahe. Dabei handelt es sich um eine Sonderform der Lithografie.

Redon reiste nach Belgien und Holland und war von den Werken Rembrandts besonders beeindruckt. 1879 veröffentlicht er die Lithografiefolge "Dans le réve". In den 1990ern entstanden weitere Folgen. Inhalt seiner Werke war eine phantasmagorische Welt von Traumgesichten und Visionen, in denen Monstren und Twitterwesen, aber auch erotische Motive und Todesallegorien vorkamen. Kohlezeichnungen stellte der Künstler erstmals 1881 aus. Diese Werke nannte er "Noirs", die er auf einen reinen Helldunkelkontrast aufbaute. Dabei wurde das Geschehen im Raum nur unter dem Aspekt der flächigen Arabeske behandelt.

Wie man erfährt, nahm der Künstler 1886 an der letzten Ausstellung der Impressionisten teil und befasste sich ab 1890 intensiver mit Farbe und ab 1902 mit Ölmalerei. Man hat Gelegenheit sich aufgrund eines imposanten Fotos einen optischen Eindruck von Redon zu verschaffen, der 1916 in Paris verstarb und zahlreiche Blumenbilder, primär jedoch Werke von mythischem und phantastischem Inhalt, bei denen er Farbe nur verhalten einsetzte, hinterließ. Dazu kamen noch Porträts und Wandmalereien.

Raphael Bouvier wartet eingangs mit einer aufschlussreichen Einführung in die Ausstellung auf. Hier werden u.a. seine Farbemanzipation und seine Impulse auf die Fauves, Matisse Yves Klein thematisiert. Man erfährt aber auch Wissenswertes über seinen Weg zur Abstraktion und seinen Einfluss auf Duchamp und den Surrealismus.

Im Rahmen von sehr guten Textbeiträgen werden dem Leser der Künstler und sein Werk nahe gebracht. Anhand der abgebildeten Werke schließlich erhält man eine Idee von dem, was der Odilon Redon mittels seiner Werke vermitteln möchte.

Sehr empfehlenswert. 

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Rezension:Da Vinci bei den Simpsons - Wie aus Kunst Kult wird (Broschiert)

"Eine Ikone soll das Bewusstsein in die Welt des Spirituellen erheben und geheimnisvolle, übernatürliche Dinge vor Augen führen.", Zitat: Pavel Florenskij

Die Autoren dieses bemerkenswerten Buches befassen sich damit, wie aus Kunst Kult wird. Bei den beiden Verfassern handelt es sich um Francesca Bonazzoli, einer italienischen Journalistin und Kunsthistorikerin und dem Kunstkritiker Michele Robecchi. Das Vorwort stammt von Maurizio Cattalan, einem italienischen Künstler, der für seine provokanten, nicht selten satirischen Werke bekannt ist.

Wie Cattalan bereits in besagtem Vorwort schreibt, hat sich die Massengesellschaft die großen Werke der Kunst angeeignet, um sie zu Werbezwecken und für Merchandising einzusetzen. Was macht ein Kunstwerk zum Kultbild fragt in der Folge Bonazzoli und fragt weiter, weshalb ein Kunstwerk zur Ikone der Popkultur wird und schließlich, was Menschen dazu veranlasst, in Museen zu pilgern, dort stundenlang Schlange zu stehen und anschließend andächtig vor einem Gemälde zu verharren, als handele es sich um ein wundertätiges Wallfahrtsbild.

Vier Faktoren scheinen nötig zu sein, damit aus einem Kunstwerk ein Kunstklassiker wird. Über diese Faktoren wird man in Kenntnis gesetzt. Offenbar spielt der Aufstellungsort eine nicht unwichtige Rolle, aber auch der Namen des Künstlers und die Legenden um seine Person. Nicht wenige Klassiker erlangten ihren Kultstatus in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Es waren spezielle Werbeplakate, das Fernsehen, das Kino etc., die dazu beitrugen, aus Kunstwerken spezielle Kultbilder zu machen. Wie sich zeigte, behielt Walter Benjamin nicht Recht, als er prophezeite, dass das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit etwas von seiner Aura verlöre. Das Gegenteil war der Fall, denn die quasireligiöse Anziehungskraft war stärker als vorher.

Aufgrund der Allgegenwart der Bilder in den Medien und in der Werbung wird den Bildern eine Wirkmacht verliehen, die jenseits aller kulturellen und geografischen Grenzen zu finden ist. Verschiedene Kunstklassiker wurden besonders gerne in Anspruch genommen. Damit aus einem Bild eine moderne Ikone wird, sind diverse Schritte nötig, genannt werden u.a. Kopien, Zitate, Missverständnisse, Umformungen, Aktualisierung und Auslöschung.

Vorgestellt werden 30 Meisterwerke. Gezeigt wird, was mit den einzelnen Bildern geschah bis sie im kollektiven Bildgedächtnis verankert und auf höchst bemerkenswerten Wegen zu zeitlosen Ikonen umgeformt wurden.

Neben den Texten und Bildern haben mir die vielen Zitate von Künstlern sehr gut gefallen, die in Bezug zu den Bildern stehen. Ich möchte nun nicht auf einzelne Kultobjekte eingehen, obschon Raffaels Engelchen als Bildteil der "Sixtinischen Madonna" mich dazu motivieren, ebenso auch "Die Beständigkeit der Erinnerung" von Dali und Klimts "Der Kuss", um nur einige zu nennen.

Dies ist ein Buch, das den Leser in vieler Hinsicht bereichert und begreifbar macht, wie ein Werk es schafft, in das kollektive Bildgedächtnis zu gelangen. Nach meiner Ansicht ist dies bei Andy Warhols "Gold Marilyn Monroe" am überzeugendsten gelungen. Doch mit dieser Meinung scheine ich nicht allein dazustehen. Die Rede ist von einer "Ikone post-byzantinischer Zeit": "Gold Marilyn Monroe das Bild einer Gottheit unserer Tage, genauso entrückt und allgegenwärtig wie jahrhundertelang das Bild der Jungfrau Maria."... und weiter..." Heiliges braucht Wiederholbarkeit, auch in einer Gesellschaft wie der unseren, die dem Kult der Medien und des Konsums huldigt."

Nachdenklich stimmende Sätze wie diese gibt es viele in diesem Buch, das sich wirklich zu lesen lohnt.

Sehr empfehlenswert.

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