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Rezension:Sebastiao Salgado. Genesis: Trade Edition (Gebundene Ausgabe)

"Nachhaltigkeit ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Um sie zu erreichen, müssen wir beginnen, die Art und Weise, zu verändern, mit der wir die Welt sehen, mit der wir über sie nachdenken und mit ihr umgehen." (Irena Bokova, Generaldirektorin der UNESCO)

Dieser Prachtband wurde von Lélia Wanick Salgado herausgegeben. Sie konzipiert seit den 1980ern Fotobücher und organisiert Ausstellungen, auch solche mit dem Fotografen Sebastiáo Salgado, der die traumhaften Schwarz-Weiß-Bilder im vorliegenden Werk realisiert hat. Frau Salgado ist seit 1994 Geschäftsführerin von Amazonas images.

Der Fotograf Sebastiáo Salgado begann seine berufliche Karriere 1973 in Paris und hat für namhafte Bildagenturen wie Magnum Photos gearbeitet. Mit seiner Frau Lèlia gründete er gemeinsam Amazonas images. Diese Firma vertritt seine Werke exklusiv.

Dem vorliegenden Fotoband "GENESIS" ist ein Begleitheft beigelegt, in dem man die Fotos, die in dem über 500 Seiten dicken Buch gezeigt werden, ausführlich erklärt bekommt. Zudem kann man sich in einen tabellarischen Lebenslauf des in Brasilien geborenen Künstlers vertiefen, erfährt in welchen Büchern andere seiner Werke veröffentlicht wurden, wo er die Fotos ausgestellt hat und wird auch über seine Filmografie informiert.

Der Fotograf hat im Rahmen seines umfangreichen Oeuvres drei herausragende Langzeitprojekte geschaffen. Das Projekt "Arbeiter" befasst sich mit dem allmählichen Verschwinden traditionell handwerklicher Arbeit, das Projekt "Migranten" mit den massenhaften Wanderbewegungen, deren Ursache Hunger, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung und der Druck des demoskopischen Wandels sind. "Genesis" zeigt die letzten Naturräume, die der menschlichen Zivilisation entgangen sind. Um dieses Buchprojekt auf den Weg bringen zu können, unternahm Salgado mehr als 30 Reisen innerhalb von 8 Jahren.

Untergliedert ist "GENESIS" in die Kapitel:Im Süden der Erde, Zufluchtsorte (Die Galapagosinseln; Die Volksstämme von Irian, Yaya, Indonesien; Madagaskar; Die Mentawai, Indonesien), Afrika (Das Volk der San, Die Dinka im Südsudan; die Himba; eine Reise durch das Alte Testament); Nördliche Weiten (Karibus im Artic National Wildlife Refuge; Die Nenzen); Amazonien und Pantanal, (Die Stämme der Zo’é; Die ALTO-XINGU –Indianer; Die Fauna des Pantanal).

Das Geleitwort hat Iren Bokova, die Generaldirektorin der UNESCO verfasst. Salgado arbeitet schon lange mit der UNESCO zusammen. Das Ziel ist ein gemeinsames. Es geht darum, die Menschheit und unsere natürliche Umwelt besser zu verstehen und besagtem Verständnis eine breitere Basis zu verschaffen.

Gezeigt werden auf den künstlerisch wertvollen Fotos Landschaften, wilde Tiere und Menschen, die den Betrachter Demut lehren. Für die Entwicklung und das Überleben heimischer Flora und Fauna bieten abgelegene Inseln die idealen Bedingungen. Dies ist der Grund, weshalb singuläre Tiere und Pflanzenarten nicht selten in eng umgrenzten geografischen Gebieten vorkommen. Sehr bereichernd sind in diesem Zusammenhang die Bilder von den Galapagosinseln, aber auch von Madagaskar. Dort beispielsweise kommen 90% der Tier- und Pflanzenarten nirgendwo sonst auf der Erde vor. Allein 860 Orchideenarten und 170 Palmenarten finden sich dort.

Die Ureinwohner mancher der gezeigten Inseln wirken wie von einer anderen Welt in ihrer Nacktheit und der Art sich zu schmücken. Spätestens nach diesen Bildern wird klar, dass Schmuck und Schminke keineswegs von der Kosmetikindustrie erfunden worden ist.

Leider ist es ganz unmöglich, auf all die beeindruckenden Fotos, die teilweise großformatig aufklappbar sind, im Buch einzugehen. Wundervolle Bilder zeigen afrikanische Himbas, von denen man erfährt, dass ihre Haut einen rötlichen Schimmer hat, aufgrund eines Gemisches aus Butter, Asche und eisenoxidhaltiger Ockerfarbe. Entsetzt haben mich die Lippenteller der Frauen der Mursi und der Surma. Sie sind die letzten Frauen der Welt, die sie tragen. Man vermutet, dass die Männer ihre Frauen einst so verunstaltet haben, um sie vor den Raubzügen der Sklavenhändler zu schützen. Heute tragen nur noch Frauen höherer Gesellschaftsränge diese Teller. Sie scheinen zum Statussymbol geworden zu sein.

Sehr sonderbar mutet auch der Schmuck der Zo`é an. Das ist ein Indianerstamm, der isoliert im nördlichen Amazonien lebt. Dieser Stamm ernährt sich u.a. von Affen. Aus dem Schienbein der Affen werden Werkzeuge hergestellt, mittels denen man die Unterlippe junger Mädchen und Männer perforiert und einen Holzstift durch das Loch treibt. Der Stift wird dann regelmäßig durch einen größeren ersetzt. Alles sehr seltsam, aber nicht merkwürdiger als mitteleuropäisches Piercing.

Es lohnt all die Landschafts- und Tierbilder und die Fotos archaisch anmutender Menschen sehr lange anzuschauen, um zu begreifen, dass wir eine große Verantwortung gegenüber der Vielfalt auf unserer Erde haben. Die Welt ist vielfältig angelegt und das gewiss nicht grundlos. Wir sollten uns also davor hüten, sie vereinheitlichen zu wollen. Das nämlich hat nur verbrannte Erde zur Folge.

Empfehlenswert.

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