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Rezension:Theodor Heuss und die Kunst (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Theodor Heuss und die Kunst", die vom 21. Juli bis zum 10. November 2013 im Kunstmuseum Hohenkarpfen bei Hausen ob Verena gezeigt wird und vom 15. März bis 29. Juni 2014 in der Kunsthalle Vogelmann/Städtische Museen Heilbronn zu sehen ist.

Bei diesem Buch habe ich meine Lesereise mit dem 2. Textbeitrag begonnen und mich zunächst über die Biografie des Kulturbürgers Theodor Heuss kundig gemacht. Ich wusste zwar, dass er 1949 zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde, kannte aber seine Vita bislang kaum. Seine Promotion schrieb er übrigens über den "Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar" und studiert hatte er neben Nationalökonomie, Literatur, Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte auch Staatswissenschaften.

 Mir war nicht bekannt, dass Heuss schon 1903 erste monografische Texte über Künstler verfasste und ich kannte auch nicht seinen journalistischen Werdegang. 1953 übrigens gründete er die Deutsche Künstlerhilfe und hat sich in seinem gesamten Leben unglaublich intensiv für die Kunst eingesetzt. Für einen Politiker ist ein solches Handeln aus dem Verständnis, dass man heute über Politikern leider gezwungen wird zu entwickeln, geradezu unglaublich. Heuss hat im Laufe seines Lebens ein weit verzweigtes, intensives Freundschaftsgeflecht gewoben, dem Persönlichkeiten aus allen Bereichen des gebildeten Bürgertums angehörten: Politiker, Literaten, Publizisten und auch Künstler.

Im vorliegenden Buch hat man Gelegenheit, sind aufgrund vieler eloquenter Textbeiträge ein Bild zu machen. Dabei informiert Stefan Borchardt in seinem einleitenden Beitrag ausführlich über Theodor Heuss und die Kunst, schreibt über ihn als Feuilletonist und Funktionär auch über ihn als Kultusminister von Baden Württemberg, aber auch über seine kulturpolitischen Initiativen als Bundespräsident und man erfährt Wissenswertes über ihn als Zeichner. Unterbrochen werden die acht Textbeiträge immer wieder von Bildern der Ausstellung, darunter Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann und Oskar Kokoschka, aber auch tolle Zeichnungen von Theodor Heuss.

 Man erfährt ferner Wissenswertes über den Kunstpublizisten, Künstlerfreund und Sammler Theodor Heuss, den Christiane Ketterle einen Augenmenschen nennt. Es führt zu weit, die einzelnen Stationen des Kulturmenschen Heuss hier zu fokussieren. Gesagt werden muss aber, dass es Freude macht, die Bilder der Ausstellung zu bestaunen, so etwa die Gemälde von Hans Purrmann, vor allem das Bild "Villa Romana", aber auch über die vielen Freundschaften dieses kunstsinnigen Politikers zu lesen, der für mich in vieler Hinsicht ein glaubhafter Botschafter des Guten, Wahren und Schönen war.

Empfehlenswert. 

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Rezension:Sebastiao Salgado. Genesis: Trade Edition (Gebundene Ausgabe)

"Nachhaltigkeit ist die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Um sie zu erreichen, müssen wir beginnen, die Art und Weise, zu verändern, mit der wir die Welt sehen, mit der wir über sie nachdenken und mit ihr umgehen." (Irena Bokova, Generaldirektorin der UNESCO)

Dieser Prachtband wurde von Lélia Wanick Salgado herausgegeben. Sie konzipiert seit den 1980ern Fotobücher und organisiert Ausstellungen, auch solche mit dem Fotografen Sebastiáo Salgado, der die traumhaften Schwarz-Weiß-Bilder im vorliegenden Werk realisiert hat. Frau Salgado ist seit 1994 Geschäftsführerin von Amazonas images.

Der Fotograf Sebastiáo Salgado begann seine berufliche Karriere 1973 in Paris und hat für namhafte Bildagenturen wie Magnum Photos gearbeitet. Mit seiner Frau Lèlia gründete er gemeinsam Amazonas images. Diese Firma vertritt seine Werke exklusiv.

Dem vorliegenden Fotoband "GENESIS" ist ein Begleitheft beigelegt, in dem man die Fotos, die in dem über 500 Seiten dicken Buch gezeigt werden, ausführlich erklärt bekommt. Zudem kann man sich in einen tabellarischen Lebenslauf des in Brasilien geborenen Künstlers vertiefen, erfährt in welchen Büchern andere seiner Werke veröffentlicht wurden, wo er die Fotos ausgestellt hat und wird auch über seine Filmografie informiert.

Der Fotograf hat im Rahmen seines umfangreichen Oeuvres drei herausragende Langzeitprojekte geschaffen. Das Projekt "Arbeiter" befasst sich mit dem allmählichen Verschwinden traditionell handwerklicher Arbeit, das Projekt "Migranten" mit den massenhaften Wanderbewegungen, deren Ursache Hunger, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung und der Druck des demoskopischen Wandels sind. "Genesis" zeigt die letzten Naturräume, die der menschlichen Zivilisation entgangen sind. Um dieses Buchprojekt auf den Weg bringen zu können, unternahm Salgado mehr als 30 Reisen innerhalb von 8 Jahren.

Untergliedert ist "GENESIS" in die Kapitel:Im Süden der Erde, Zufluchtsorte (Die Galapagosinseln; Die Volksstämme von Irian, Yaya, Indonesien; Madagaskar; Die Mentawai, Indonesien), Afrika (Das Volk der San, Die Dinka im Südsudan; die Himba; eine Reise durch das Alte Testament); Nördliche Weiten (Karibus im Artic National Wildlife Refuge; Die Nenzen); Amazonien und Pantanal, (Die Stämme der Zo’é; Die ALTO-XINGU –Indianer; Die Fauna des Pantanal).

Das Geleitwort hat Iren Bokova, die Generaldirektorin der UNESCO verfasst. Salgado arbeitet schon lange mit der UNESCO zusammen. Das Ziel ist ein gemeinsames. Es geht darum, die Menschheit und unsere natürliche Umwelt besser zu verstehen und besagtem Verständnis eine breitere Basis zu verschaffen.

Gezeigt werden auf den künstlerisch wertvollen Fotos Landschaften, wilde Tiere und Menschen, die den Betrachter Demut lehren. Für die Entwicklung und das Überleben heimischer Flora und Fauna bieten abgelegene Inseln die idealen Bedingungen. Dies ist der Grund, weshalb singuläre Tiere und Pflanzenarten nicht selten in eng umgrenzten geografischen Gebieten vorkommen. Sehr bereichernd sind in diesem Zusammenhang die Bilder von den Galapagosinseln, aber auch von Madagaskar. Dort beispielsweise kommen 90% der Tier- und Pflanzenarten nirgendwo sonst auf der Erde vor. Allein 860 Orchideenarten und 170 Palmenarten finden sich dort.

Die Ureinwohner mancher der gezeigten Inseln wirken wie von einer anderen Welt in ihrer Nacktheit und der Art sich zu schmücken. Spätestens nach diesen Bildern wird klar, dass Schmuck und Schminke keineswegs von der Kosmetikindustrie erfunden worden ist.

Leider ist es ganz unmöglich, auf all die beeindruckenden Fotos, die teilweise großformatig aufklappbar sind, im Buch einzugehen. Wundervolle Bilder zeigen afrikanische Himbas, von denen man erfährt, dass ihre Haut einen rötlichen Schimmer hat, aufgrund eines Gemisches aus Butter, Asche und eisenoxidhaltiger Ockerfarbe. Entsetzt haben mich die Lippenteller der Frauen der Mursi und der Surma. Sie sind die letzten Frauen der Welt, die sie tragen. Man vermutet, dass die Männer ihre Frauen einst so verunstaltet haben, um sie vor den Raubzügen der Sklavenhändler zu schützen. Heute tragen nur noch Frauen höherer Gesellschaftsränge diese Teller. Sie scheinen zum Statussymbol geworden zu sein.

Sehr sonderbar mutet auch der Schmuck der Zo`é an. Das ist ein Indianerstamm, der isoliert im nördlichen Amazonien lebt. Dieser Stamm ernährt sich u.a. von Affen. Aus dem Schienbein der Affen werden Werkzeuge hergestellt, mittels denen man die Unterlippe junger Mädchen und Männer perforiert und einen Holzstift durch das Loch treibt. Der Stift wird dann regelmäßig durch einen größeren ersetzt. Alles sehr seltsam, aber nicht merkwürdiger als mitteleuropäisches Piercing.

Es lohnt all die Landschafts- und Tierbilder und die Fotos archaisch anmutender Menschen sehr lange anzuschauen, um zu begreifen, dass wir eine große Verantwortung gegenüber der Vielfalt auf unserer Erde haben. Die Welt ist vielfältig angelegt und das gewiss nicht grundlos. Wir sollten uns also davor hüten, sie vereinheitlichen zu wollen. Das nämlich hat nur verbrannte Erde zur Folge.

Empfehlenswert.

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Rezension: Art Now VOL 4

"Das Bild muss sich in den Betrachter hineinfressen als ein die Sinne aufwühlendes oder zumindest berührendes Ereignis. Er muss es mit nach Hause nehmen in seinem Hinterkopf...das ist das Mindeste und das Höchste, was man von einem Bild erwarten darf." (Neo Rauch, S.350)

Das vorliegende reich bebilderte Kompendium zeigt am Beispiel von 100 Künstlern wie sich die Kunst seit 2008 verändert hat und welche bemerkenswerten Werke in dieser Zeit geschaffen worden sind. Dabei sind die Texte in Deutsch, Italienisch und Französisch nachlesbar.

Vorgestellt werden aktuelle Werke direkt aus dem Atelier, aber auch Ausstellungsansichten und Fotos von monumentalen Installationen. Malerei folgt auf Skulptur, Performance auf Videoarbeit.

Rund hundert Künstler aus aller Welt und Werke von ihnen werden vorgestellt. Allein das ist schon überwältigend, weil ein wahrlich breites Spektrum abgedeckt ist. Originale von Baselitz habe ich im Städel Museum in Frankfurt bereits gesehen. Er hat bereits Ende der 1960er Jahre damit angefangen, seine Motive auf den Kopf zu stellen. Auf diese Weise abstrahiert er die Inhaltlichkeit seiner neoexpressiven Bilder. Baselitz hat 2005 seine alten Bildsujekts wieder aufgegriffen und interpretiert sie in seinen Remixen seither neu. So lösen seither eine leichte, schnellhändige Pinselführung und flüssige Farben in leuchtenden, transparenten Tönen die Schwere der pastosen Bilder ab, (vgl. S.60). Von dieser Gegebenheit kann man sich anhand von abgebildeten Kunstwerken überzeugen und sich in der Folge mit vielen anderen tollen Künstlern befassen.

Entschieden habe ich mich hier stellvertretend für alle Baselitz zu nennen und zwinge mich dazu fast keine Ausnahmen zu machen. Einige der Künstler habe ich nun auch auf Facebook entdeckt und werde nun diverse Bilder verlinken. Werke von guten Künstlern zu verlinken ist in meinen Augen eine sinnstiftende Maßnahme, denn Gutes hat es verdient, verbreitet zu werden..

Gefreut habe ich mich, dass (Achtung Ausnahme!) Damien Hirst im Kompendium dabei ist, denn zu einem Buch mit dessen Bildern habe ich bereits eine Rezension verfasst. Ein begnadeter Künstler. Dann ist da noch Neo Rauch, den ich sehr zu schätzen weiß. Mich beeindruckt die Skulptur, die er "Jägerin" genannt hat und die eine Eule wie einen hungrigen Falken auf dem Arm trägt. Das ist wunderbar hintersinnig. Kann ich Gerhard Richter verschweigen? Natürlich nicht. Jetzt aber erwähne ich keinen mehr, denn ich weiß, dass alle genannt werden müssten. Alle. So ausgezeichnet sind ihre Werke.

Nachdem die Künstler sehr dezidiert vorgestellt worden sind, gibt es noch ein "Special Feature Eastern Asia". Hier erfährt man in einem Essay von Karen Smith mehr zu den neuen Spielregeln für die Kunst in China, wo man in der Förderung, Präsentation und Erhaltung zeitgenössischer Kunst weiterhin eigene Wege beschreitet und wo bislang alle Träume in Erfüllung gegangen sein sollen, (vgl.: S. 485). Die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in China soll durch Entwicklungen im Kunstmarkt aber auch durch Auktionen und durch private Sammler geprägt sein.

Über drei unterschiedliche Wege zu Avantgarde, die man in China, Japan und Korea einschlug, schreibt Colin Chinnery noch Wissenswertes und man erfährt schließlich im Rahmen von Interviews mehr zu der derzeitigen Kunst in den genannten Ländern. 

Zum Schluss gibt es einen hilfreichen Künstlerindex mit Kontaktdaten und diverse Art Guides.

Für Kunstinteressierte eine wahre Fundgrube und allemal mehr als ein Nachschlagewerk.

PS: Von jedem Künstler ist übrigens eine Sentenz abgedruckt, die bezeichnend für sein künstlerisches Denken ist. Nicht einfach, eine davon für die Kopfzeile zu wählen. Ich habe mich für die Sentenz von Neo Rauch entschieden, weil ich ganz seiner Meinung bin, in dem was er hier bekundet.

Empfehlenswert.

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