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Rezension: Edgar Degas: Das Spätwerk (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, vom 30. September 2012 bis zum Sonntag, 27. Januar 2013 in der Fondation Beyeler in Basel gezeigt wird.

Degas (1834-1917) gilt als einer der bedeutendsten französischen Maler und Grafiker. Berühmt wurde er aufgrund seiner realistischen Porträts und Genreszenen aus dem Alltag. In Basel wird das Spätwerk des Künstlers gezeigt. Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, sind Degas-Ausstellungen nicht nur im deutschsprachigen Raum ein seltenes Ereignis. Die Ausstellung ist die erste überhaupt, die dem Spätwerk des Künstlers in seiner gesamten Komplexität und seinem Reichtum spezifisch gewidmet ist. Degas malte in seiner Spätphase Bilder in Mischtechniken oder mit Pastell- und Kohlestiften, mit Substanzen also, die lichtempfindlich und von fragiler Konsistenz sind. Dies ist der Grund, weshalb späte Degas-Bilder nur selten ausgestellt und kaum ausgeliehen werden.

Im Rahmen eines Essays von Martin Schwander erfährt man Wissenswertes zu Edgar Degas und dessen Spätwerk. Hier auch liest man, dass ein chronisches Augenleiden, das sich bereits zu Beginn der 1870er Jahre bemerkbar gemacht hatte, zum Rückzug von der gesellschaftlichen Bühne des Künstlers führte. In den 1890er Jahren soll Degas abermals einen höchst eigenwilligen, unkonventionellen Umgang mit Materialien und Techniken gepflegt haben. Jetzt trug er satte Ölfarben auf und tupfte bevorzugt mit Pinsel oder Mallappen. Des Weiteren setzte er in Missachtung der französischen Tradition des 18. Jahrhunderts die vielförmigen, farbigen Straffuren unvermittelt neben- und übereinander, damit er sie in einem nächsten Arbeitsschritt teilweise verreiben oder mit Dampf in ihrer Konsistenz und Leuchtkraft verändern konnte. Ein weiteres Merkmal dieses Spätwerks sind diskontinuierliche Räume, asymmetrische Kompositionen, die sich von einer leeren Mitte ausgehend, desintrigieren, nicht übliche Blickwinkel und unkonventionelle Posen der dargestellten Figuren, die auf der vordersten Bildebene agieren, (vgl.: S.17). Wie man liest, weist die "Explosion" an Sinnlichkeit und Taktilität in den späten Pastellen auf eine Hinwendung zu Sinnlich-Konkreten hin, welche die zweidimensionale Darstellung des weiblichen Körpers transzendiert, (vgl.: S. 17).

 Der Künstler hat in seinen späten Werken eine überschaubare Anzahl von Motiven mit obsessiver Energie variiert und in diesem Zusammenhang umfangreiche Werkgruppen angelegt, welcher ein neuer, zukunftsweisender Werkbegriff zugrunde liegt. Degas Spätwerk wird durch permanente Variation, Kombination und Permutation in seiner gesamten Erscheinung aufgebrochen und zu einer Folge von Kristallisationspunkten eines längeren genetischen Prozesses, (vgl.: S.18). Wie man erfährt, hat Degas seinen späten Werken in einem entrückten, traumartigen Zustand geschaffen, in dem sich Gegenwart, Vergangenheit, Gesehenes und Erinnertes unauflösbar durchdringen, (vgl.: 18).

Bevor man sich in den Katalogteil vertiefen kann, erfährt man mehr zu Degas im Atelier und auch mehr zum verkörpernden Medium und zur Materialsierung des Körpers. In der Spätphase seines Schaffens hat sich der Künstler immer häufiger in sein Atelier zurückgezogenen. Nun weitete er seine Pastellarbeiten auf viele verschiedene Sujets aus, unter denen der Akt einen breiten Rahmen einnahm. (vgl.: S. 28). Zum Ende seines Lebens dann kehrte Degas bei einigen seiner Hauptthemen zur Ölfarbe zurück. Man erfährt auch von seinen fotografischen Experimenten, bevor man sich mit den Bildern und Skulpturen beschäftigen kann. Diese sind untergliedert in Werke, die Tänzerinnen zeigen, des Weiteren Frauen bei der Toilette, Porträts sowie Landschaften und Interieurs.

Degas Hinwendung zur Landschaft und hier die Technik der Monotypie im Spätwerk wird von Jonas Beyer textlich erörtert, auch hat man Gelegenheit Wissenswertes über den radikalen Einsiedler Degas seitens Richard Kendal zu erfahren und ein Interview Martin Schwanders mit Jeff Wall zu lesen, das den Titel "Manet, Degas und das ruinierte Tafelbildkonzept" trägt.  

Alles in allem ein wunderschöner Kunstband, der nicht nur Degas-Liebhaber Freude schenkt.

Empfehlenswert.

Pressebilder: Fondation Beyeler

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