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Rezension: Grand Interiors- Massimo Listri

Der 1953 geborene Fotograf Massimo Listri zeigt im vorliegenden Bildband einzigartige Fotos von Innenräumen berühmter Schlösser und Paläste, Villen, Museen und Galerien sowie Bibliotheken.

Listri war auf seiner Reise durch Europa fasziniert von den Schlössern und Palästen, die ihn zu den wunderschönen Aufnahmen inspirierten. Gefesselt war er von der Weitläufigkeit der Barockräume und von der Reinheit der klassischen Akzente, wie man liest, von den kaum greifbaren Perspektiven demnach. Des Weiteren begeisterte ihn die Möglichkeit, Details zu inszenieren und Abwesenheit zu dokumentieren, (vgl.: S. 4).

Bei den gezeigten Innenräumen der Villen hält der Fotograf "Eine Lobrede auf verflossene Zeiten und ungelüftete Geheimnisse", (vgl. S. 118), während er  in den Museen und Galerien, zu einem Zeitpunkt, wo die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist, einen privaten Blick auf diese Orte schenkt, „einen Blick für die Ewigkeit, der Einsamkeit voraussetzt“, (vgl.: S.130).

Die Einblicke in berühmte höfische und klösterliche Bibliotheken schließlich sind das Leitmotiv für Listri. Auch bei diesen Fotos ist die Kunst der Abwesenheit klar erkennbar. Die Bilder umfassen jeweils eine Doppelseite und werden im Index auf den letzten Seiten des Buches jeweils in englischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache näher erläutert.

Mein ganz großes Interesse gilt natürlich den Bibliotheken, die mit einer Innenansicht der „Alten Bibliothek der Abtei Ottobeuren“ ihren Anfang nehmen. Hier liest man, dass der Ursprung dieser Bibliothek, im 8. Jahrhundert liegt. Damals wurde das Benediktinerkloster gegründet. Im 18. Jahrhundert dann erhielt  die Bibliothek aufgrund des barocken Stucks und der Deckenbilder ihr heutiges Aussehen. Wie man erfährt, umfasst diese  Räumlichkeit mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln aus der ersten Zeit des Buchdrucks und Folianten, (vgl.: S. 232).

 Der Fotograf war natürlich auch in der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar. Diese wurde im 17. Jahrhundert gegründet und ist die Institution eines bedeutenden Archivs der Weimarer Klassik. Goethe war dort eine Weile lang sogar Bibliothekar, (vgl. S. 236).

Es führt zu weit, im Rahmen einer Rezension alle Orte hier aufzulisten, an denen Listri die Bilder aufnahm. Festgehalten werden kann, dass es Freude macht, sich in die einzelnen Fotos zu vertiefen und zu begreifen, was dem Betrachter hier seitens des Fotokünstlers entgegengebracht wird. Räume in ihrer Gesamtheit so zu zeigen, wie Listri dies tut, ist nicht einfach. Er schafft es immer das Wesentliche zu fokussieren und den Blick des Betrachters dorthin zu lenken, den er  für bemerkenswert hält.

Die Räume sind so abgelichtet, dass man meinen könnte, man sei dort. Fasziniert hat mich nicht zuletzt ein Foto des Spiegelsaals von Chateau de Versailles, mit den vielen Lüstern, die einstmals mit Wachskerzen versehen für die Beleuchtung des Raumes sorgten. Es muss stets sehr warm gewesen sein.

Den vielen Bilder mit wundervollen Skulpturen in repräsentativen Räumen, all dem Schönen, was über die Jahrhunderte bewahrt werden konnte, wird in diesem Buch gehuldigt. Da man leider nicht überall hinreisen kann, bietet Massimo Listri Einblicke in Räumlichkeiten, die man auch  aufgrund der Bildbetrachtungen niemals vergessen wird.

Sehr empfehlenswert für Menschen, die das Schöne lieben.

Fotos: Massimo Listri

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Rezension:Meilensteine - Wie große Ideen die Moderne Kunst veränderten (Gebundene Ausgabe)

Brad Finger ist der Autor dieses erhellenden, reich bebilderten Buches, das sich mit den bahnbrechenden Kunstwerken aus dem 19. Jahrhundert auseinander setzt.

Zur Sprache gebracht wird zunächst Édourd Manets "Das Frühstück im Grünen", das einen Vergleich mit einem früheren Werk Gustave Courbets nahelegt. Darüber und über die Tatsache, dass Manets Bild die impressionistische Bewegung inspirierte, liest man Näheres, bevor man über Claude Monet Wissenswertes erfährt. Er war begeistert von dem BStatus Manets als Kulturrebell in Paris und von dessen Bereitschaft, die traditionellen Kunstvorstellungen zu hinterfragen. Trotz allem ging Monet einen anderen Weg. Er schuf eine stillere, meditativere Kunst. Dies wurde, je älter er wurde, immer unverkennbarer. Dabei beeinflussten die späten Bilder abstrakte Künstler der 1950er und 1960er Jahre und man wundert sich eigentlich nicht, Dass seine "unfertigen" Bilder heute zu den meist begehrtesten zählen, wird nicht unerwähnt gelassen.

Es macht Freude, sich die umfangreiche Bilderwelt anzusehen und man wird auf diese Weise neugierig auf die Texte. Natürlich habe ich mich zunächst über verschiedene Lieblinge von mir kundig gemacht und recherchiert, was mir im Hinblick auf diese entgangen sein könnte. Zu besagten Lieblingen zählt natürlich Paul Cézanne, ein Zeitgenosse Monets. Ich wusste nicht, dass Léger es war, der Cezannes Abstraktionen weiterführte, indem dieser den Betrachter zwingt, die Formen gedanklich wieder zusammenzusetzen, um auf diese Weise die ursprüngliche Inspirationsquelle des Künstlers zu erkennen..

Van Gogh, dessen Gemälde habe ich in Amsterdam vor vielen Jahren im Original bewundern dürfen, ist auch einer meiner Lieblinge. Im Buch wird sein "Kornfeld mit Krähen" thematisiert, für das er eine Technik verwendete, die er kurz zuvor entwickelt hatte. Darüber erfährt man im entsprechenden Text mehr. Es geht um den Versuch Traurigkeit und äußerste Einsamkeit auszudrücken, wie er an seinen Bruder Theo schrieb. Bei Schieles Bild "Rabenlandschaft" kann man eine ähnlichen Versuch ausloten, sich mit der Abstraktion natürlicher Farben und Formen zu befassen. Nicht uninteressant..

Es führt zu weit, alle Künstler im Buch hier einzubringen. Wassily Kandinsky muss ich erwähnen, weil ich ihn ganz besonders schätze. Wie man erfährt war er ein Intellektueller, mit einer recht bemerkenswerten Biografie. Sein Interesse an religiösen Sujets spiegelte seine Suche nach spiritueller Erfüllung wider. Diese Suche betrieb er auch mithilfe der Kunst. Wie man erfährt, erklärte er in seiner Abhandlung "Über das Geistige in der Kunst", dass die Grundformen und Farben ihre eigene inhärente Geistigkeit und Musikalität besäßen. Auch bei Kandinsky werden Zusammenhänge zu später agierenden Künstlern hergestellt.
Dies übrigens gilt für alle im Buch ausgewählten Persönlichkeiten und deren Werke. Gerade vor kurzem habe ich einen Kalender mit Motiven des Malers Yves Klein rezensiert. Dieser Künstler versuchte dem Raum eine ästhetische Wirksamkeit zu verleihen, wie auch die "materielle Kunst" sie besitzt. Das seine Werke neben jenen von Beuys zur weltweiten Verbreitung von Performancekunst führten, war mir bislang unbekannt.

Ein gelungenes Buch, das ich Kunstinteressierten gerne empfehle.

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Rezension: Edgar Degas: Das Spätwerk (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, vom 30. September 2012 bis zum Sonntag, 27. Januar 2013 in der Fondation Beyeler in Basel gezeigt wird.

Degas (1834-1917) gilt als einer der bedeutendsten französischen Maler und Grafiker. Berühmt wurde er aufgrund seiner realistischen Porträts und Genreszenen aus dem Alltag. In Basel wird das Spätwerk des Künstlers gezeigt. Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, sind Degas-Ausstellungen nicht nur im deutschsprachigen Raum ein seltenes Ereignis. Die Ausstellung ist die erste überhaupt, die dem Spätwerk des Künstlers in seiner gesamten Komplexität und seinem Reichtum spezifisch gewidmet ist. Degas malte in seiner Spätphase Bilder in Mischtechniken oder mit Pastell- und Kohlestiften, mit Substanzen also, die lichtempfindlich und von fragiler Konsistenz sind. Dies ist der Grund, weshalb späte Degas-Bilder nur selten ausgestellt und kaum ausgeliehen werden.

Im Rahmen eines Essays von Martin Schwander erfährt man Wissenswertes zu Edgar Degas und dessen Spätwerk. Hier auch liest man, dass ein chronisches Augenleiden, das sich bereits zu Beginn der 1870er Jahre bemerkbar gemacht hatte, zum Rückzug von der gesellschaftlichen Bühne des Künstlers führte. In den 1890er Jahren soll Degas abermals einen höchst eigenwilligen, unkonventionellen Umgang mit Materialien und Techniken gepflegt haben. Jetzt trug er satte Ölfarben auf und tupfte bevorzugt mit Pinsel oder Mallappen. Des Weiteren setzte er in Missachtung der französischen Tradition des 18. Jahrhunderts die vielförmigen, farbigen Straffuren unvermittelt neben- und übereinander, damit er sie in einem nächsten Arbeitsschritt teilweise verreiben oder mit Dampf in ihrer Konsistenz und Leuchtkraft verändern konnte. Ein weiteres Merkmal dieses Spätwerks sind diskontinuierliche Räume, asymmetrische Kompositionen, die sich von einer leeren Mitte ausgehend, desintrigieren, nicht übliche Blickwinkel und unkonventionelle Posen der dargestellten Figuren, die auf der vordersten Bildebene agieren, (vgl.: S.17). Wie man liest, weist die "Explosion" an Sinnlichkeit und Taktilität in den späten Pastellen auf eine Hinwendung zu Sinnlich-Konkreten hin, welche die zweidimensionale Darstellung des weiblichen Körpers transzendiert, (vgl.: S. 17).

 Der Künstler hat in seinen späten Werken eine überschaubare Anzahl von Motiven mit obsessiver Energie variiert und in diesem Zusammenhang umfangreiche Werkgruppen angelegt, welcher ein neuer, zukunftsweisender Werkbegriff zugrunde liegt. Degas Spätwerk wird durch permanente Variation, Kombination und Permutation in seiner gesamten Erscheinung aufgebrochen und zu einer Folge von Kristallisationspunkten eines längeren genetischen Prozesses, (vgl.: S.18). Wie man erfährt, hat Degas seinen späten Werken in einem entrückten, traumartigen Zustand geschaffen, in dem sich Gegenwart, Vergangenheit, Gesehenes und Erinnertes unauflösbar durchdringen, (vgl.: 18).

Bevor man sich in den Katalogteil vertiefen kann, erfährt man mehr zu Degas im Atelier und auch mehr zum verkörpernden Medium und zur Materialsierung des Körpers. In der Spätphase seines Schaffens hat sich der Künstler immer häufiger in sein Atelier zurückgezogenen. Nun weitete er seine Pastellarbeiten auf viele verschiedene Sujets aus, unter denen der Akt einen breiten Rahmen einnahm. (vgl.: S. 28). Zum Ende seines Lebens dann kehrte Degas bei einigen seiner Hauptthemen zur Ölfarbe zurück. Man erfährt auch von seinen fotografischen Experimenten, bevor man sich mit den Bildern und Skulpturen beschäftigen kann. Diese sind untergliedert in Werke, die Tänzerinnen zeigen, des Weiteren Frauen bei der Toilette, Porträts sowie Landschaften und Interieurs.

Degas Hinwendung zur Landschaft und hier die Technik der Monotypie im Spätwerk wird von Jonas Beyer textlich erörtert, auch hat man Gelegenheit Wissenswertes über den radikalen Einsiedler Degas seitens Richard Kendal zu erfahren und ein Interview Martin Schwanders mit Jeff Wall zu lesen, das den Titel "Manet, Degas und das ruinierte Tafelbildkonzept" trägt.  

Alles in allem ein wunderschöner Kunstband, der nicht nur Degas-Liebhaber Freude schenkt.

Empfehlenswert.

Pressebilder: Fondation Beyeler

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Rezension:Die Schwarze Romantik: Von Goya bis Max Ernst (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Schwarze Romantik", die vom 26. September 2012 bis 20. Januar 2013 im Städel Museum in Frankfurt gezeigt wird.

Wie der Direktor des Museums, Max Hollein, in seinem Vorwort bereits festhält, wird in dem großangelegten Ausstellungsprojekt erstmals die dunkele Seite der romantischen Bewegung untersucht. Mittels weit mehr als 200 Werken der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und des Film möchte das Städel einen bedeutenden Aspekt der immer wiederkehrenden Geisteshaltung, die der Romantik zugrunde liegt, im öffentlichen Bewusstsein verankern, so Hollein, und sich den Schattenseiten des Lichts der Vernunft stellen.



Neben dem Katalogteil enthält das Buch zahlreiche Essays zur Erhellung der Ausstellung. Bei diesen Essays handelt es sich um folgende:
Schwarze Romantik- Eine Annäherung, Felix Krämer
Unheimliche Bilder- Die "Nachtseiten" der bildenden Kunst um 1800-Johannes Grave
Albtraum- Angst- Apokalypse- Das Unheimliche und Katastrophale in der Kunst der Moderne -Hubertus Kohle
Das Licht ward entfernt- Zur Literatur der schwarzen Romantik-Roland Borgrads
Klingende Bildwelten und bildende Klangwelten- Die schwarze Romantik in der Oper- Alexander Meier –Börzenbach.
Lebende Bilder- Schwarze Romantik im Film- Claudia Dillmann
Caspar David Friedrich "Kügelns Grab", 1881/22
Im Katalogteil selbst sind Aufsätze eingebunden, die sich u.a. mit Füssli und dem Schwarzromantischen in der Kunst, mit dem Vermächtnis der Unvernunft in der französischen Romantik, mit der "Schwarzen Romantik" in der deutschen Malerei bis 1850, mit dem französischen und belgischen Symbolismus dem "Schwarzromantischen Symbolismus" in aufgeklärter Zeit sowie der Romantik und dem Surrealismus befassen..... Felix Krämer lässt den Leser wissen, dass sich der Begriff der "Schwarzen Romantik" nicht bis zu seinen Ursprüngen zurückverfolgen lässt und thematisiert in seinem Essay die unterschiedlichen Facetten Bildunterschrift hinzufügendieser Stilrichtung. Er erwähnt nicht zuletzt den Autor der "Blumen des Bösen", Charles Baudelaire, der mit seinen von Desillusionierung und Pessimismus bestimmten Weltentwürfen viele Künstler des 19 Jahrhunderts in seinen Bann zog und Beachtliches zur Verbreitung von Goyas Ruhm beitrug, (vgl.: S.17).

Die Ausstellung "Schwarze Romantik. Von Goya bis Max Ernst" präsentiert sich nach Ansicht Krämers nicht als eine abgeschlossene Epoche, sondern vielmehr als eine Geisteshaltung. Diese geht von der Beobachtung aus, dass das Gedankengut und die ästhetischen Innovationen der Romantik die bildende Kunst bis ins 20. Jahrhundert hinein stark beeinflusst haben, (vgl.: S.24).

 Grave schreibt, dass die Verstrickung der Kunst um 1800 in das Unheimliche, Monströse und Furchtbare, ja noch weiter reiche und dass Bilder nicht nur das Unheimliche darstellen oder evozieren können, sondern selbst mitunter eine unergründliche, dämonische Wirkung ausüben, die nicht mehr nur auf dem Dargestellten beruhe. Dieses Phänomen wurde nicht selten zum Thema der Literatur und Dichtung in jener Zeit. Schillers "Das verschleierte Bild zu Sais" zeige exemplarisch, wie ältere Traditionen eine neue Dringlichkeit erreichen können, (vgl.: S.36).

Friedrich Wilhelm Murnau, Faust, 1926
 Aufgeklärt wird man durch Hubertus Kohle über die unheimliche und katastrophale Kunst der Moderne und liest hier auch Wissenswertes über die Innenwelten der Künstler und Betrachter, bevor man sich in die Bilderwelten vertiefen kann. Diese beginnen mit Gemälden von Goya, der sich sehr mit dem Tod auseinandersetze. Das Thema Kannibalismus war für ihn vermutlich ein Ausdruck der Gewalt des Menschen an seinesgleichen, wie sie in der Französischen Revolution oder aber später im Krieg gegen Napoleon vorherrschte, (vgl.: S.55). Kannibalen- Szenen sind auf einigen der gezeigten Bilder zu sehen, neben anderen Bildern, die die "Schrecken des Krieges" verdeutlichen.

 Ernst Ferdinand Oehme,  Prozession im Nebel, 1928
Füsslis Gemälde werden durch den Aufsatz von Franziska Lentzsch sehr gut erläutert, während die dunkle Seite der "Französischen Romantik" vortrefflich von Nerina Santorius beleuchtet wird. Es führt zu weit die Bilderwelten an dieser Stelle diskutieren zu wollen und zu Gemälden wie etwa "Kügelgens Grab" von Caspar David Friedrich lange Betrachtungen anzustellen. Die Gemälde der Schwarzen Romantik in der deutschen Malerei haben mir es besonders angetan, allen voran die Bilder von Ernst Ferdinand Oehme und hier wohl am meisten die "Prozession im Nebel", aber auch Franz Ludwig Catels "Kartäusermönche in der Kartause von San Giacomo auf Capri".

Bei dem französischen und belgischen Symbolismus gefallen mir die Gemälde Moreaus am besten. Wie Dorothee Gerkens schreibt, zählt die Femme fatale im Moreaus OEuvre und in den Werken der Symbolisten zu den dominierenden Motiven. Dies wird durch die ausgestellten Gemälde glaubhaft unterstrichen.

Besonders beeindruckt bin ich allerdings vom "Schwarzromantischen Symbolismus" in der aufgeklärten Zeit und hier von den Werken Franz von Stucks und Edvard Munchs sowie von bestimmten surrealistischen Gemälden, die eine Geistesverwandtschaft mit der Schwarzen Romantik aufweisen, so etwa Dalis "Der Augenblick der Übergangs" oder auch Max Ernst "Natur im Morgenlicht" und nicht zu vergessen René Magrittes "Der mörderische Himmel".

Das Buch enthält eine Fülle von Fußnoten und eine breit angelegtes Literaturverzeichnis. Wissenschaftlichkeit kann ihm nicht abgesprochen werden. Ein gelungener Wurf zu einer sehenswertes Ausstellung.

 Empfehlenswert.

Bilder: Pressbilder: Städel Museum Frankfurt
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Rezensionen:Die Kunst des Genießens: Zu Tisch mit den Alten Meistern (Gebundene Ausgabe)

Federica Tozzi hat einen Bildband auf den Weg gebracht, der mich wirklich entzückt. Auf den im Buch gezeigten Kunstwerken wird auf vielfältige Weise Nahrung dargestellt und das keineswegs nur in der klassischen Form des Stilllebens.

Auf den letzten Seiten des Buches erfährt man, um welche Maler es sich bei den gezeigten Bildern handelt. Von jedem der Künstler aus unterschiedlichen Jahrhunderten erhält man einen kurzen biographischen Überblick. Zu den Künstlern zählen Giuseppe Arcimboldo, Hieronymus Bosch, Pieter Brügel d. Ä. , Paul Cezanne, Francisco de Goya, Claude Monet, Jan Stehen und viele andere mehr. 

Wie man den Eingangstext entnehmen kann, beschäftigen sich bereits die ältesten Zeichnungen der Menschheit mit unserer Nahrung, so etwa die Höhlenmalereien von Lascaux. Auch die Ägypter schufen Bildreliefs, die die Zubereitung unterschiedlicher Speisen bis ins kleinste Detail zeigen, (vgl.: S.4). Tozzi hat die schönsten Beispiele aus der Geschichte der Kunst ausgesucht und mit Rezepten ergänzt, die für 4 Personen berechnet auf das Dargestellte abgestimmt sind.

Kunst in Verbindung mit Lyrik ist mir schon oft auf dem Buchmarkt begegnet. Kunst in Verbindung mit Kochrezepten noch nie. Bei den Bildern im Buch bietet sich eine solche Möglichkeit allerdings bestens an. Auf den Seiten 40/41 wird "Die Versuchung des heiligen Antonius" von Hieronymus Bosch gezeigt. Auf dem Triptychon ist u.a. ein Barsch zu sehen. Ausgehend von diesem Barsch erhält man ein Rezept für "Barschschnitten en papillotte". Dieses, wie alle weiteren Rezepte lassen sich problemlos nachkochen.

Dadurch, dass man das auf den Gemälden Gezeigte zubereiten kann, erhält man einen völlig anderen Zugang zum Bild, sieht nicht nur Farben und Formen, sondern nimmt auch einen sinnlichen Moment wahr, begreift, dass hier Kochgenuss visualisiert wird und beginnt nun das Bild zu riechen und zu schmecken.

Paul Cezanne malte ein "Stillleben mit Zwiebeln". Durch das beigefügte Rezept für die "Überbackene Zwiebelsuppe" entsteht eine Geschichte. Man sieht den Maler das Bild anfertigen und ahnt, dass er im Anschluss mit dem Messer auf den gemalten Tisch die Zwiebeln in seiner Küche tatsächlich auch schält, um eine gute Suppe zuzubereiten. Man sieht, wie er ein Glas Wein dazu trinkt und sich seines Stilllebens erfreut. 

Empfehlenswert.

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Rezension: Frank Stella- Retrospektive

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Frank Stella- Die Retrospektive seiner Werke 1958-2012", die derzeit im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen ist. Diese Retrospektive wartet mit 62 großformatigen Gemälden, Reliefs, Skulpturen und Modellen aus allen Werkphasen und 30 Skizzen sowie Zeichnungen auf und bietet auf diese Weise einen Überblick über das Gesamtwerk. Des Weiteren wird versucht theoretische Einsichten in die eigentümliche Logik dieser Entwicklung vom Minimalismus zum Maximalismus zu vermitteln, die diesen heute 76 jährigen zu einem der prägendsten Künstler des 20. Jahrhunderts machte. Stella gilt als hochgebildet. Er studierte einst in Princeton neben Kunst auch Kunstgeschichte und dozierte in Harvard.

 Diese Ausstellung soll nicht nur von dem zusammenfassenden Rückblick leben, sondern auch von der zunehmenden Aktualität, die die Arbeiten des Künstlers heute erfahren. Genannt wird seine Beschäftigung mit den Grundfragen der Abstraktion, die Entfaltung der raumbildenden Kraft ungegenständlicher Strukturen, der Ausstieg vom Zweidimensionalen in den Raum und in die Verschränkung von Malerei und Raum, die dabei Grundelemente vorwegnehmen, die für die fraktale und digitale Ästhetik und für die Idee des Virtuellen wichtig ist, (vgl.: S.10).

Neben dem Ausstellungskatalog enthält das Buch u.a. ein Interview, das Claudia Bodin mit dem Künstler geführt hat. Hier fragt Bodin Stella auch, ob dieser glaube, dass Kunst spirituell sei, fragt ihn weiter nach der New Yorker Kunstwelt, von welchen Künstlern er beeinflusst worden sei und vieles andere mehr. Von seinen Arbeiten hält Stella übrigens die Irregular Polygon Paintings am interessantesten, weil es sich um abstrakte Kunst handelt, die mit klarer Geometrie gemacht wurde und dennoch nicht wie normale Geometrie anmutet. Neben dem sehr umfangreichen Interview hat man Gelegenheit sich mit nachstehenden Essays auseinanderzusetzen und auf diese Weise einen guten Überblick über das Werk des Künstlers in seiner ganzen Tiefe zu erhalten.

Gregor Stemmerich – Frank Stella- "what painting wants"
Markus Brüderlein- Frank Stella und das Ornament
Hubertus von Amelunxen- "Ohne Titel"- Frank Stella, an Kleist, in Liebe

Neugierig haben mich die Werke gemacht, in denen sich Frank Stella des Schriftstellers Heinrich von Kleist angenommen hat. Wie von Amexlunxen schreibt, sei das Sujet der Kleist-Serie von Stella dadurch begründet, die Abwesenheit der Liebe zu formulieren und dabei die Form selbst als Liebe zu postulieren, (vgl.: S.132)

Die Werke der Ausstellung sind untergliedert in:
Pre-Black Paintings und Black Painting, 1958-1960
Von der Geburt des Shaped Canvas bis zur Protractor Series, 1960-1971
Der Aufbruch in den Raum, 1971-1979
Die Explosion des Bildes 1983-1997V
Von der Skulptur zur Architektur, 1996-2006
Arabesken im Raum, 2002-2012

Diese imposanten Werke werden von aufschlussreichen Textpassagen begleitet, die die Kunst Stella verständlicher machen. In Zusammenhang mit einem seiner Werke sagt er "ich arbeite mich von den Oberflächen weg, aber ich will doch nicht dreidimensional sein; das bedeutet, völlig buchstäblich,(..) mehr als zwei Dimensionen, aber nicht ganz drei, sodass für mich 2,7 vielleicht ein sehr guter Aufenthaltsort ist." (S.230)

Im Anschluss an den Katalogteil folgen diverse Statements und nicht zuletzt eine mehr als nur beachtliche Auflistung der Ausstellungen dieses Künstlers

 Für Kunstfreunde ein Hochgenuss. Empfehlenswert

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Rezension: Blumenmalerinnen- Porträts besonderer Frauen und ihr Blick auf die Natur von Renate Hücking

"Wir durften in diesem Garten nichts anfassen, doch dadurch bekamen die Pflanzen für uns etwas Geheimnisvolles und Magisches." (Zitat: Fiona Strickland) 

Dr. Renate Hücking ist die Autorin dieses schönen und dabei informativen Bildbandes. Hier porträtiert sie 15 berühmte Malerinnen und gibt Einblicke in deren künstlerisches Schaffen. Die Autorin ist Literaturwissenschaftlerin und eine passionierte Gärtnerin.

Von den insgesamt 15 Blumenmalerinnen, die im Buch zur Sprache gebracht werden, gehören sieben Künstlerinnen bereits der Vergangenheit an. Hinterlassen haben sie Aquarelle, Ölgemälde und Kupferstiche.

Die Pflanzenmalerei soll im 17. Jahrhundert ihre erste Blüte erlebt haben. Seither hat sich der Blick auf die Natur sehr verändert. Heute konzentrieren sich Blumenmalerinnen bewusst auf das Individuelle ihrer Objekte. Weniger wichtig ist das Typische, weil die botanischen Illustratoren von heute keine unbekannten Pflanzen mehr malen.

Das Buch ist in fünf Abschnitte untergliedert. Es handelt sich dabei um folgende: 
Im Blumengarten 
Kunst trifft Wissenschaft 
Für Natur und Umwelt
Schön und nützlich
Exotik und Tropen. 

Thematisiert werden nachstehende Künstlerinnen: Claire Basler, Luzia Simons, Rachel Ruysch, Fiona Strickland, Maria Sibylla Merian, Rachel Pedder-Smith, Regula Dettwiller, Sylvia Peter, Margret Mee, Verena Redmann, Elizabeth Blackwell, Giovanna Garzoni, Beate Sellin, Marianne North und Louise von Panhuys.

 Zu jeder Malerin erfährt man stets, welche Motive sowie welche Technik sie anwendet und erhält einen visuellen Eindruck von der jeweiligen Künstlerin, ihrem Umfeld und ihrem Werk

In dem Atelier der französischen Künstlerin Claire Basler erlebt die Autorin, wie sich üppige Blumenarrangements auf der Leinwand in einen Frühsommergarten verwandeln. Man erfährt vom Werdegang der Malerin und auf welche Weise sie ihre Motive kreiert. Basler lebt in der Auvergne. Die leidenschaftliche Gärtnerin malt hell, luftig und heiter. Ihr Anemonen-Triptychon hat es mir angetan. Es enthält neben den zarten Blumenmotiven, eine Vorstellung von Luft, Wolken und Wind, wie die meisten ihrer hübschen Bilder, die die Sensitivität der Künstlerin vortrefflich spiegeln

Auch über die anderen Malerinnen, deren Umfeld und deren Werke wird man sehr gut aufgeklärt. Angetan bin ich u.a. von der Kunst Fiona Strickland. Sie malt Aquarelle und bevorzugt welkende Blüten als Motiv. Auf ihren Bildern kann man viele winzige Details entdecken. Ihre Farben sind ein Hochgenuss. Glühend mit viel Wärme und Tiefe

Ein Buch über Maria Sibylla Merian habe ich bereits rezensiert. Das Kurzporträt von Renate Hücking ist bestens gelungen. Die Auswahl der Bilder hat mich sehr erfreut. Gut porträtiert. Glückwunsch an die Autorin.

 Beeindruckt haben mich auch die Wiesenblumenbilder von Sylvia Peter. Für diese Malerin ist die Pflanze ein Anlass ein Kunstwerk zu schaffen. Peter mag keine langwierigen Projekte und liebte es eine individuelle Blüte oder ein individuelles Blatt zu malen. Die Ergebnisse beeindrucken.

Ob nun längst verstorbene oder aber noch lebende Blumenmalerinnen, alle haben sie wohl eines gemeinsam: 
eine intensive Liebe zur Natur, der sie auf vielfältige Art in ihren Kunstwerken huldigen.
Empfehlenswert.

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