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Rezension:Licht und Schatten: Vom Hell und Dunkel in der Kunst (Gebundene Ausgabe)

Der Kunsthistoriker Dr. Hajo Düchting befasst sich in diesem Buch mit Lichtphänomenen der Malerei. Er hält dabei bereits in seinem Eingangsessay fest, dass kaum ein Bild der älteren und neueren Kunstgeschichte ohne die Darstellung von Licht und Schatten auskommt, ohne die Modellierung von Helldunkel. Selbst die abstrakte Malerei kenne helle und dunkle Farbtöne und setze diese in starken Kontrasten ein, (vgl.: S.6).

Vor der Erfindung der elektrischen Beleuchtung im 19. Jahrhundert waren die Nächte pechschwarz, unheimlich, bedrohlich, auch magisch anziehend und mit der beleuchtungstechnisch möglich gewordenen Durchdringung und Erhellung der Nacht- dies war ein Ergebnis der Aufklärung und des industriellen Zeitalters- haben sich die Grenzbereiche weitgehend aufgelöst, (vgl.S.8).

Düchting reflektiert in seinem Essay "Künstler entdecken Licht und Schatten" die Lichtphänomene in der Malerei in unterschiedlichen Epochen, sogar auf Platons "Höhlengleichnis" kommt der Autor zu sprechen. Dort vergleicht der griechische Philosoph das Leben des Menschen mit einer Schattenwelt in einer Höhle.

Man erfährt, dass Rembrandt sakrale Lichtmystik malte, (vgl.: S.9) und liest auch wie diese sich dem Betrachter offenbart. Ferner wird man in Kenntnis gesetzt, ab wann das Licht das Schicksal der Farbe teilt und dass seitdem das Licht in der Kunst als wirkende Kraft erfunden wurde, seine Hauptfunktion darin bestand, den Betrachter über sein eigenes Dunkel, sein Lebensschicksal hinwegzutrösten, (vgl.: S.10).

Das Buch enthält eine Fülle von Gemäldeablichtungen vieler bekannter Künstler, die alle sehr gut erläutert werden.

Untergliedert sind diese Bilder in die Kapitel in:

Sonnenaufgang- Lichtphänomene am frühen Morgen
Im vollen Sonnenlicht- Licht wird Farbe
Schattenspiele- Die flüchtige Welt der Schatten
Abenddämmerung- Der Zauber des Zwielichts
Dunkelheit und Finsternis- In der Hitze der Nacht

Interessant finde ich atmosphärische Lichtstimmungen, wie sie auf Caspar David Friedrichs "Frau vor der aufgehenden Sonne" den Betrachter beeindrucken. Man liest vom Leuchten jenseits des Himmels bei William Turners "Sonnenaufgang hinter Dunst: Landbrücken in Calais", vom Sonnenaufgang als impressionistisches Bildlicht und wird anhand von weiteren Bildern mit den Lichtvisionen des 20. Jahrhunderts vertraut gemacht.

Ich bin ein Mensch, der das Sonnenlicht, sprich jenes, das zur Farbe wird, dem Schatten, der Abenddämmerung und der Dunkelheit vorzieht. Insofern bin ich von Bildern wie "Mittagsrast" von Vincent van Gogh sehr angetan. Licht ist die Voraussetzung unseres Lebens. Durch neue Techniken konnte das Farblicht in der Malerei gesteigert werden. Monet suchte beispielsweise noch an alltäglichen Gegenständen die kleinsten Lichtreflexe zu erfassen und in Farbe umzusetzen. Einige seiner Lichtstudien kann man anhand von gezeigten Gemäldeablichtungen nachvollziehen.

Renoirs "Frühstück der Ruderer" wird thematisiert und Cezanne Berge im Licht, aber auch das Licht, das George Seurat aus Farbpunkten auf die Leinwand zauberte.

Lichtmomente in Bildern der Moderne lernt man kennen. Düchting erläutert u.a. die Maltechnik des Künstlers Gerhard Richter, bei dem in gestischen Farbprozessen, die er auf die Leinwand aufträgt, lichthafte Elemente durch Kontraste von Hell und Dunkel wie von Komplementärfarben gegeben sind, (vgl.: S.59).
Es führt zu weit, auf alle Lichtmomente im Buch hier in der Rezension näher einzugehen. Natürlich begeistern auch die gezeigten Schattenspiele, besonders dann, wenn sie Bilder lebendig machen, doch auch, wenn sie Gefühlswelten thematisieren. Der Zauber des Zwielichts, die blaue Stunde ist gewiss die magischste Lichtstimmung, die nach meinem Gefühl auf dem Gemälde "Straße im Dämmern" von Lyonel Feininger am besten wiedergeben wird.

Man liest im Zusammenhang mit der Abendstimmung auch von William Turner, der in der Malweise seinen Zeitgenossen voraus war. So hat er über einige Schichten dünner lasierender Farbe mit einem breiten Pinsel pastose Massen gelber Farbe gestrichen und diese mit krustigen Brauntönen gekrönt, (vgl. S. 101).

Das Buch endet mit der textlichen Beleuchtung der Nacht. Hier kommen nicht nur der Himmel voller Sterne, sondern auch die Geheimnisse der Nacht, die Einsamkeit der Großstadtnacht, sondern auch der Trost des Firmamentes zur Sprache. Doch sind dies nicht meine Lieblingsbilder, ich schätze stattdessen weit mehr die gedämpfte Glut der Sonne, wie sie Gustave Caillebotte auf den von ihm gezeigtem Bildern dem Betrachter entgegenbringt. Nicht grell, nicht direkt, sondern weich, mit fließenden Schattenwürfen (siehe Seite 46-47).

Empfehlenswert.

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