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Rezension: Otto Dix (Gebundene Ausgabe)

Dieser Kunstband in englischer Sprache (ein Katalog zu einer Kunstausstellung, die 11.3.- 30.8.2010 in der "Neuen Galerie" in New York und vom 24. 9.2010- bis zum 2.1. 2011 im "Montreal Museum of Fine Arts" einer breiten Öffentlichkeit zur Ansicht gebracht wurde) zeigt eine Fülle von Werken des deutschen Malers und Grafikers Otto Dix (1891-1969). Neben einigen Essays, die sich mit Themen von Dix näher auseinandersetzen, wie etwa "Dix zwischen den Weltkriegen" oder "Dix und der Lustmord", hat man Gelegenheit sich in die Biographie des Malers zu vertiefen und auch textliche Ausführungen zu zahlreichen seiner Bilder zu lesen. Dies natürlich bringt dem Betrachter die Werke des Künstlers noch näher.

Dix befasste sich seit Beginn der zwanziger Jahre mit der neuen Sachlichkeit, steigerte sich dann zum extremen Verismus, um sich schließlich nach einer Phase der Landschaftsmalerei in seinem Spätwerk erneut dem Expressionismus zu nähern, mit dem er sich ganz zu Anfang seines Schaffens befasst hatte.

Im ersten Weltkrieg wurde Dix übrigens mehrfach verwundet. Aus diesen Erlebnissen heraus entstand das fünfzigblätterige Radierwerk "Krieg", das man im Buch nach einer kurzen Erläuterung auf den Seiten 65-89 studieren kann. Die Radierungen erinnern mich an Remarques Roman "Im Westen nichts Neues", wobei das Kriegsgräuel in den Radierungen noch viel plastischer zum Ausdruck kommt.

Wie man der Biographie entnehmen kann, setzte Dix nach dem Krieg seine Ausbildung in Dresden fort und wurde Meisterschüler von Max Feldbauer und Otto Gussmann. Ich möchte an dieser Stelle nicht die Biographie in ihrer Vollständigkeit wiedergeben, die man von S. 234- s.246 nachlesen kann, aber darauf hinweisen, dass der physische Schock der Kriegskatastrophe, die anschließende Krise und die Verzweiflungsstimmung für ihn zur Stimulanz für seine anklagende Botschaft als Künstler wurden. Das kann man seinem Lebensverlauf deutlich entnehmen.

Dix realisierte seine erschütternden Themen mit technischer Perfektion. Sein schonungsloser Realismus, gepaart mit einer tiefgreifenden Charakterzeichnung, kennzeichnen seine Porträts der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, wie etwa, das Porträt des Poeten Alfred Günther (Seite72), das Porträt desn Heinrich Stadelmann (Seite 124), das Porträt des Josef May (S. 219), das Porträt der Tänzerin Anita Berber (S.211), das Porträt der Schriftstellerin Sylvia von Harden (S.7) u.a.m.

Otto Dix lehrte zwischen 1927-33 als Professor an der Akademie in Dresden und wurde 1933 durch die Nazis von seinem Dienst enthoben, (vgl.: S. 239).

Bemerkenswert sind seine Frauenbilder, von denen man eine große Anzahl in diesem Katalog studieren kann. Das Zeigen schöner Frauen auf seinen Aktbildern war augenscheinlich nicht sein Thema. Dix sieht sich als Auge der Welt und in dieser gibt es leider viel Hässlichkeit.

Sein Triptychon "Großstadt" kann man auf Seite 180 in Kleinformat bewundern, der Mittelteil des 1928 entstandenen Werkes ist auf Seite 178 einseitig abgebildet. James A. van Dyke berichtet in einem aufschlussreichen Essay ausführlich über dieses beeindruckende Kunstobjekt.

Das Triptychon "Die sieben Todsünden" ist auf Seite 26 leider nur sehr klein abgebildet, da dieses Gemälde in den Ausstellungen nicht gezeigt wurde. Für mich ist gerade dieses Bild immer wieder beeindruckend. Deshalb auch möchte ich es erwähnen. Es zeigt Hitler als dämonischen Kobold. Ich habe selten eine solch präzise Darstellung dieses Psychopathen gesehen. Dix demonstriert hier welch subtiler weitsichtiger Psychologe er war. Dass die Nazis ihn noch heute hassen, zeigt wie deutlich er diesen Kriegstreibern den Spiegel vorgehalten hat.


Empfehlenswert.

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