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Rezension:GEO Epoche EDITION 2/2010 Impressionismus

Dieses wunderbare, reich bebilderte Geo Magazin befasst sich ausgiebig mit dem Impressionismus. Der Stil wurde in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in Frankreich entwickelt. In seiner Kulminationationszeit (von 1870 bis zu Beginn der achziger Jahre) und in der dann folgenden Richtung des Pointillismus postulierte er eine neue, in erster Linie optische Beziehung zur Malerei.

Das Magazin ist untergliedert in:


1) Die ersten Impressionisten: Eine neue Sicht der Welt

2) Anfänge: Aufbruch in die Moderne

3) Industrielle Revolution: Die Chronisten des Wandels

4) Claude Monet: Eine Welt aus Farben

5) Ausland: Jenseits von Frankreich

6) Paris: Metropole der Maler

7) Postimpressionisten: Die Revolution der Revolution

8) Vincents van Gogh: Der Zerrissene

Im ersten Beitrag werden Kurzbiografien der Maler Gustave Caillebotte (1848-1894), Alfred Sisley (1839-1899), Edgar Degas (1834-1917), Auguste Renoir (1841-1919), Édourd Manet (1832-1883), Paul Cézanne (1839-1906), Camille Pissarro (1830-1903), Berthe Morisot (1841-1895) und Claude Monet (1840-1926) vorgestellt. Von diesen Malern lernt man sehr gut abgelichtete impressionistische Werke kennen, die jeweils textlich kurz skizziert werden.


Man lernt in der Folge auch eine Reihe von Bildern der Gegner der Impressionisten kennen. Es handelt sich hierbei um Werke wie jene von Ernest Meissonier und André Rixens. Diese Maler waren von der Schule der schönen Künste geprägt. Nach den Regeln dieser Akademie schufen diese Künstler sorgfältig ausgeführte Gemälde mit historischen und mythischen Themen. Es ging ihnen darum, jedes Detail in der Kleidung und Mimik der Porträtierten wieder zu geben, (vgl.: S. 30-31). Ganz anders sind die Werke der Maler der Moderne, die bewusst nur den Moment, das Alltägliche und die Oberfläche zeigen. Die Modernität ist, wie der Dichter Baudelaire festhält "das Vorübergehende, das Entschwindende, das Zufällige." Bildlich umgesetzt wird das sehr gut von Claude Monet im Gemälde "Impression, Sonnenaufgang", (vgl.: S.29).


Zudem werden Vorbilder der impressionistischen Maler thematisiert. Es handelt sich um Künstler der Romantik, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts schon den Normen der akademischen Malerei verweigerten. Bei diesen Malern handelt es sich um Jean -Francois Millet, John Constable, William Turner und Théodore Rousseau.

Die Impressionisten sind keine Freilicht-Künstler- auch wenn sie ab und an damit kokettieren. Monet verbringt viel Zeit im Studio. Dort vollendete er die Werke, die er im Freien begonnen hatte, (vgl:S. 38).

Neben den Naturansichten, mit denen sich zahlreiche Impressionisten einen Namen machen, sind die Künstler der Moderne an Motiven, der industriellen Revolution und an denen der gesellschaftlichen Veränderung interessiert. Die Bilder berichteten von Pioniergeist, Amüsement, Rastlosigkeit, Mühsal und von der Einsamkeit, (vgl.: S.43).
Gustave Caillebotte thematisiert die negativen Seiten der Gesellschaft auf eindringliche Art, wie seine Bilder deutlich machen. Gezeigt werden aber auch Freizeitvergnügungen armer Gesellschaftsschichten. Fast jeder kennt diesbezügliche Gemälde von Auguste Renoir.


Man lernt die Bilder Monets kennen, die kaum noch Gegenstände zeigen, sondern nur noch Farben, Licht und Formen aufweisen und liest im Rahmen eines sehr gut geschriebenen Beitrags von Markus Wolff Wissenswertes über Monets Werk und Leben.
Über die Impressionisten in Russland, den USA, Skandinavien, Deutschland und England wird man auch in Kenntnis gesetzt und lernt zahlreiche Werke kennen, die stets kurz kommentiert werden. Mich beeindruckt das intensive Licht, das einige der Bilder durchflutet, so etwa Peder Severin Kroyers "Sommerabend am Südstrand von Skagen" oder auch Liebermanns "Terrasse des Restaurants Jakob".
Ganz hervorragend wird das künstlerische Wirken der Impressionisten in Paris, der Metropole der Bewegung geschildert. Dort malte Degas beispielsweise Prostituierte, Fürstinnen und Tänzerinnen, aber auch Bügelfrauen. Degas soll geradezu besessen auf diese Mädchen gewesen sein. Bereits seit seinen ersten Ausstellungen kannte man ihn als den "Maler der Tänzerinnen", (vgl.: S. 86).


Die jungen Künstler fanden sich im "Nouvelle Athénes", einem Café an der Place Pigalle, nicht nur ein, um zu essen und zu trinken, sondern um bekannte Maler zu treffen, von ihnen zu lernen und Mentoren zu finden, (vgl.: S. 86). Es ist überaus spannend zu erfahren, was sich damals in Künstlerkreisen im Einzelnen zugetragen hat.

In der Folge lernt man eine Fülle von Bildern der Postimpressionisten kennen. In den neuen Malstilen sollen Farbe und Form zumeist nur noch Gedanken und Empfindungen übersetzen. Gezeigt werden Werke von Georges Seurat, Paul Gauguin, Pierre Bonnard, Paul Signac, Mauice Denis, Henri Matisse, Edourad Vuillard und André Derain.


Bücher über Vincent van Goghs Werke habe ich einige rezensiert und halte den Beitrag von Cay Rademacher über diesen großen Künstler für außerordentlich gelungen. Lobend erwähnen möchte ich die Auswahl an Gemälden van Goghs, die seinen Beitrag begleiten. Es gefällt mir, dass Rademacher Gemälde wie "Blühende Mandelbaumzweige", Saint-Rémy, 1890, oder auch "Bäume und Unterholz", Paris 1887 und schließlich "Trauernder Alter Mann", Saint- Rémy 1890, neben anderen hervorhebt, da diese Bilder seltener in den Fokus geraten als andere, aber m.E. sehr viel über den Künstler aussagen.

Auf den letzten Seiten kann man sich einen guten Überblick über Daten und Fakten zum Thema "Die Impressionisten und ihre Zeit" verschaffen.

Wer sich über den Impressionismus informieren möchte, wird in diesem Magazin mehr finden als in manchem gebundenen Buch. Das Preis-Leistungsverhältnis ist einmalig. Die Texte sind auf hohem Niveau angesiedelt und die bildliche Wiedergabe der Kunstwerke entspricht dem Niveau von Abbildungen sehr teurer Kunstbände.


Sehr empfehlenswert.



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