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Rezensionen:Inszenierte Welten. Der Gestalter Peter Schmidt (Gebundene Ausgabe)

Dieses reich bebilderte Buch mit Textbeiträgen von Inga Griese, Niklas Maak, Gerrit Gley, Lilli Holm, Gerd Mietusch, Hannes Heer, Uly Foerster, Jürgen Kaffer, Jürgen Kesting sowie Isabella Vertes-Schütter und einem Vorwort von Kent Nagano thematisiert das Leben und Schaffen des hochbegabten Designers Peter Schmidt.

Als ich die Einleitung las, wurde ich sofort neugierig und wollte mehr über diesen beeindruckend kreativen Menschen erfahren. Nagano schreibt u.a., dass alles an Schmidt Kreativität und Enthusiasmus ausstrahle und bei ihm nichts ohne Leidenschaft und Passion geschehe.

Inga Griese berichtet in dem Beitrag "Bayreuth, Kassel, Hamburg" von der Kindheit und Jugend des 1937 in Bayreuth geborenen Gärtnersohnes, der in Kassel ein Grafikstudium absolvierte. Bei der Abschlussprüfung, die ihm leicht viel, verlangte man ihm den Entwurf eines Parfumflakons ab.

Nach seinem Studium arbeitete Schmidt u.a. als Grafiker bei der Zeitschrift "Geo" und wurde 1967 Artdirector der Werbeagentur Verclas und Böltz. Diese Firma hatte Reemtsma als Kunden. Damals wurde Peter Schmidt mit der Entwicklung von neuen Verpackungen und Kampagnen für Zigaretten bekannt. Er gestaltete die Markenbilder und Parfumflacons für Joop, Jil Sander, Laura Biagiotti, auch die Apolinarisflasche und eine Vielzahl von Firmenlogos, die man im Buch näher kennen lernt.

In einem Gespräch, das Niklas Maak mit dem Designer führt, beantwortet er die Frage, wie man eine gute Form erfindet. Gleich zu Beginn des Gesprächs erfährt man, dass der Flakon, der Peter Schmidt für Jil Sander entwarf, in die Sammlung des Museums der Modern Art in New York aufgenommen wurde. Offenbar muss man sich in die Gerüche, Atmosphären und Stimmungen einer bestimmten Zeit hineinspüren und Atmosphären und Stimmungen auffangen, wenn man eine wirklich gute Form entwickeln möchte. Der Designer erklärt u.a. wie er Identitäten erfindet und worauf es ihm bei einem Entwurf ankommt und unterstreicht, dass sein Entwurf im Kopf gestaltet wird, er also nicht traditionellen Schulen verhaftet sei.

Seit 1994 entwirft Peter Schmidt auch Bühnenbilder. Diese sind offenbar das Gegengewicht zur Welt der kleinen Formen, zu den Signets, den Buchstaben, den Flakons, die letztlich Architekturminiaturen verkörpern, (vgl.: S.: 95).

Man liest von zwei Formen der Schönheit, der klassischen und der aparten. Die aparte Schönheit erhält, nach Schmidts Meinung, ihren Reiz dadurch, dass dieser sich durch eine Besonderheit, eine Überzeichnung oder auch einen Bruch auszeichnet.
Der Designer hat eine Fülle von Verpackungen gestaltet, auch für Damenhygieneartikel. Bei Damenbinden geht es ihm allerdings nicht nur um den schönen Schein, sondern auch um die perfekte Passform, die er in Zusammenarbeit mit Medizinern, Technikern und Chemikern entwickelt hat.

Ich bin beeindruckt von all dem, was Schmidt gestaltet hat. Sehr schön sind die vielen Logos, aber auch die Pralinenverpackung für japanische Schokolade und seine architektonischen Meisterwerke, wie etwa das Foyer der Hamburger Staatsoper, die Konzerthalle in Bamberg und das Restaurant Juchheim in Japan.

Je intensiver ich mich in die Texte und Bilder vertiefe, umso mehr staune ich über die Fähigkeit dieses Mannes, der seine überbordende Fantasie vielfältig umzusetzen weiß.

Gerrit Gley wartet mit 13 hübschen Anekdoten über Peter Schmidt auf. Mittels dieser Anekdoten entsteht ein persönliches Bild von diesem vielseitig interessierten Grafiker, der es versteht Zeitgeist gestalterisch subtil umzusetzen.




Ein tolles Buchüber eines hochbegabten Zeitgenossen.


copyright Fotos: "Peter Schmidt / Collection Rolf Heyne"


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Rezension:Matthias Grünewald. Zeichnungen und Gemälde (Gebundene Ausgabe)

Das vorliegende Kunstbuch befasst sich mit dem Maler, Baumeister und Steinmetz Matthias Grünewald (1470/80- 1528).

In seinem Werk kommt die spätgotische Malerei in ihrer ureigenen Bildform (im großen Flügelaltar), den adäquaten Gestaltungsmitteln - expressiver Form - und Farbgebung - sowie in Ikonologie, Symbolik und Gehalt zur Vollendung. Zugleich fand bereits das neue Menschenbild der Renaissance Eingang in sein Schaffen.


Es sind besonders seine Zeichnungen, die in diesem Buch in ihrem herausragenden Wert gewürdigt werden. Grünewalds graphische Arbeiten werden als außergewöhnliche Dokumente einer Zeichenkunst präsentiert, die das Studienblatt als künstlerisches Medium neu entdeckt.


Im Text von Antje - Fee Köllermann erfährt man Einiges zum Leben und Werk des Künstlers, dessen Hauptwerk der "Isenheimer Altar", eines der bedeutendsten Werke der deutschen Malerei ist. Diesen findet man im Buch abgelichtet.


Identität und Lebenslauf des Künstlers können bislang noch nicht vollständig rekonstruiert werden. Stilkritisch gesichert ist die Begegnung mit Albrecht Dürer, der italienischen Renaissance und der niederländischen Kunst.


Sein Werk zeigt aber auch eine tiefe Verwurzelung in der mittelalterlichen Welt.


Der Bildraum ist von visionärem Licht erfüllt, mit dem sich eine leuchtende Farbigkeit verbindet. Die Gestalten sind in ihrer vollen Plastizität erfasst. Darstellungen des Leidens sind bis zum Naturalismus geführt.


Man liest vom Ruhm und Nachruhm des Künstlers, von der Funktion und dem Nutzen seiner Zeichnungen und wird detailliert über seine Zeichentechnik aufgeklärt


Anschließend werden Zeichnungen vorgestellt und erläutert.


Interessant sind die "Studie zur Maria der Verkündigung", die "Arm- und Handstudie", sowie die "Oberkörperstudie zum heiligen Sebastian" des Isenheimer Altars, weil alle Studien vom gedanklichen Weg zum eigentlichen Bild Zeugnis ablegen.


Die textlichen Betrachtungen zu den Studien lassen sich leider wegen ihrer Detailfülle nicht wiedergeben, da dies den Rahmen der Rezension sprengen würde.


Grünewald konzentriert sich in seinen Zeichnungen auf die Empfindungen der Menschen, denen er zeichnerisch Ausdruck verleiht. Besonders deutlich wird dies beim "Kopf eines schreienden Kindes", der "Bildstudie einer Frau" und der "Studie zu einer betend aufschauenden Frau". Kein Gefühl der Personen bleibt dem Betrachter verborgen, die Seele spiegelt sich im jeweiligen Gesichtsausdruck wieder.


Empfehlenswert!




Rezension: Isenheimer Altar-Max Seidel

Dieses reich bebilderte Buch mit Texten von Heinrich Geissler, Bernhard Saran, Josoph Harnest und Adalbert Mischlewksi und einem erhellenden Vorwort von Oto Bihalji-Merin befasst sich mit dem berühmtesten Werk von Mathis Grünewald (1470-1528). Es handelt sich hierbei um den Hochaltar für das Antoniterkloster in Isenheim, bei Colmar im Elsaß. Den Auftrag hierfür erhielt Grünewald von Guedo Guersi, dem Präzeptor des Klosters.

Grünewald hielt sich zwischen 1513-1515 in Isenheim auf. Dieser Aufenthalt ist dokumentarisch belegt. Man nimmt an, dass der Altar an dem Ort selbst entstanden ist. Bei diesem Altar handelt es sich um einen spätgotischen Flügelaltar, bestehend aus einem Altartisch, Predella, Altarschrein und Gesprenge, das leider verloren gegangen ist. Erhalten ist das Schnitzwerk für den Altarschrein und die Predella. Sie stammen von dem elsässischen Bildhauer Nikolaus Hagenauer. Diese Teile hat Grünewald schon vorgefunden, als er den Auftrag erhielt, die schwenkbaren Flügel hierzu zu malen, welche eine zweimalige Verwandlung der Bilderwand, also drei Ansichten ermöglichten.

Einerseits ist das ikonologische Programm der Altartafeln den einschlägigen Bildtraditionen der spätgotischen Malerei verpflichtet, anderseits enthält es Umgestaltungen dieser Bildertypen, welche auf den Einfluss theologischer und mystischer Schriften von Hildgard von Bingen und Predigtsammlungen, aber auch von Texten der Kirchenväter des lateinischen Mittelalters schließen lassen. Dem enzyklopädischen theologischen Bildprogramm entspricht eine beeindruckende Vielfalt und Expressivität sinnlich-anschaulicher Bilder.

Im geschlossenen Zustand zeigt der Altar am Mittelbild (S. 10-11) die Kreuzigung mit Maria Magdalena, Johannes d.E. und Johannes d.T.. Die Darstellung wird flankiert von den Standflügeln mit dem heiligen Antonius und dem heiligen Sebastian. Die Kreuzigung erweitert durch die zeitgleiche Anwesenheit Johannes des Täufers den Typus eines Golgatha-Bildes zum Hinweis auf die Erlösung durch den Opfertod Christi.

Heinrich Geissler beschreibt in seinem Aufsatz "Der Altar- Daten und Fakten im Überblick" diesen sehr gut und erklärt einzelne Bildteile, wie etwa "Das Haupt des Gekreuzigten"(S.12), "Das Anlitz der Muttergottes" (S. 14), "Die Hände der hl. Maria" (S.16). Das Salbgefäß der hl. Magdalena" (S.18), "Maria und Johannes unter dem Kreuz" (S.20), "Johannes der Täufer" (S. 21), "Die Füße des Gekreuzigten" (S.22), "Das Opferlamm" (S. 23), "Der hl. Antonius"(S. 25), "Zwei Engel mit der Märtyrerkrone" (S.27), "Der hl. Sebastian" (S.29), "Die Beweinung Christi" (S.30/31).

Die erste Wandlung (nach dem Aufklappen der in der Mitte geteilten Kreuzigungstafel) zeigt von links nach rechts (siehe Seite 34-35) "Verkündigung, ein Weihnachtsbild und die Auferstehung Christi". Geissler erläutert hier die Bildausschnitte "Der Mantel des Verkündigungsengels" (S.37), "Anlitz und Gebärde" (S.38-39), "Gestalt und Raum" (S.41), "Weisagende Propheten" (S.42), "Engel mit Marienkrone" (S.45), "Anbetetende Engel" (S.46), "Engelkonzert" und "Geburt Christi" (S.48-49), "Das Christkind" (S.51), "Feigenast vor dem verschlossenen Tor" (S.52), "Die Marienrose" (S. 53), Marie aeterna" (S. 54), "Die Gottesmutter (S.55), "Gottvater in der Glorie" (S.56), "Der Auferstehende" (S.58), "Das Grabtuch des Auferstehenden (S .61), "Wächter am Grab" (S. 63).

Die zweite Wandlung zeigt den offenen Schrein mit den geschnitzten Figuren (S. 66-67) der Heiligen "Augustinus, Antonius und Hieronymus", sowie die offene Predella mit den Büstenfiguren "Christus und die zwölf Apostel". Die Rückseiten der inneren Flügel zeigen in dieser Stellung die "Disputation der heiligen Antonius und Paulus und die Versuchung des heiligen Antonius". Auch hier werden einzelne Bildteile gut erklärt, so etwa "Der Raabe bringt das Brot" (S. 69) oder auch "Der hl. Antonius und der hl. Paulus im Zwiegespäch" (S.70-71).

Im Isenheimer Altarwerk verwandelte Grünewald den spätgotischen Flügelaltar in eine Abfolge von geschlossenen Schauwänden. Bei stärksten Helldunkelgegensätzen (etwa in der Kreuzigung) behält die Farbe ihre volle Intensität und wird nicht selten zum eigentlichen Ausdrucksträger. Die Gestaltungsmittel des Künstlers machen es möglich, dass in seiner Bilderwelt die äußersten Gegensätze des Daseins dargestellt werden können.

Besonders beeindruckt hat mich neben den vielen Bildern und Bildausschnitten des Altars sowie den ausführlichen Erläuterungen der Beitrag von Bernard Saran "Von der Macht des Wortes im Bild" und Harnests Betrachtungen zum Altar und dessen Raumproblematik.

Ein sehr gutes Kunstbuch, in das es sich zu vertiefen lohnt.
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Rezension: Illusions of Reality: Naturalismus 1875 - 1918 (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Illusions of Reality"- Naturalismus 1875-1918, die vom 6. Oktober 2010 bis 16. Januar 2011 im Van-Gogh-Museum in Amsterdam gezeigt wird.

Mit naturalistischen Malern habe ich mich bislang nur wenig befasst. Um so neugieriger war ich auf das vorliegende Buch, das aufgrund vieler Farbabbildungen und Farbtafeln die thematische Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung illustriert und eindrucksvoll belegt, wie Naturalismus über nationale Grenzen hinaus in verschiedenen Ländern unterschiedliche Schwerpunkte entwickelte.


Nach einem Vorwort von Axel Rüger und Maija Tanninen-Mattila hat man Gelegenheit sich im Rahmen der Einführung von Edwin Becker und Gabriel P. Weisberg theoretisch in den Naturalismus zu vertiefen. Dieser ist im Allgemeinen die epochenübergreifende Bezeichnung für eine kunsttheoretische und künstlerische Grundeinstellung, die davon ausgeht, dass das Ziel der Kunst in der möglichst getreuen Wiedergabe der sichtbaren Natur- bzw. Wirklichkeit unter größtmöglichem Verzicht auf Stilisierung, Symbolisierung und Abstrahierung etc. besteht. Charakteristisch für die Darstellung ist die Detailgenauigkeit bis hin zum Häßlichen, (vgl.: S. 13 ff).

Als Richtung der Kunst- und Kunstgeschichte bildete sich der Naturalismus vor allem im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts heraus. Emile Zola fixierte den Begriff theoretisch, indem er die scharfe Beobachtung und schonungslos exakte Beschreibung des Künstlers mit der Tätigkeit eines Naturwissenschaftlers verglich, (vgl. S. 25-26).

Die Bewegung des Naturalismus kann sowohl als Negativreaktion auf die vorangegangene Epoche der romantischen und idealisitisch geprägten Kunst als auch als kritische Antwort auf gesellschaftliche Umwälzungen der industriellen Revolution verstanden werden. Aus diesem Grund auch wurden für den Naturalismus sozialphilosophische Theorien, etwa jener von Hippolyte Taines (vgl.: S. 24), nach der der Mensch als natürliches Produkt von Milieu, Erbe und historischem Zeitalter gesehen wird, herangezogen.

Im Buch werden thematisiert:
-Neubestimmung des Naturalismus

-Fotografie als Hilfsmittel der Illusion- Die Konstruktion der Realität

-Naturalistische Themen in Zeiten des Umbruchs

-Interpretation des modernen Lebens- Die kritische Rezeption

-Der natürliche Norden- Russland und die nordischen Länder

-Naturalismus auf der Bühne

-Der frühe naturalistische Film- Massenmedium und Malttradition

-Die niederländlische Malerei und der Naturalismus.

Man lernt u.a. Gemälde von Thomas Anhutz kennen. Seine "Eisenarbeiter bei der Mittagspause", 1880 werden näher erläutert. Thematisiert auch wird die melancholische Stimmung des Land- und Stadtlebens. Hier haben mir die Gemälde Jules Bastien-Lepage "Heuernte", 1878 und István Csók "Heumacher", 1890 am besten gefallen. Bildgegenstand im Naturalismus sind auch Fabrikszenen und Gewerbe, wie etwa Jean-André Rixens "Die Walzen des Stahls", 1887, die Welt der zeitgenössischen Politik, auch die Darstellung des Glaubens, sehr schön gezeigt in Gari Melchers "Die Predigt", 1886. Es werden eine Vielzahl von Malern näher vorgestellt, darunter Èmile Friant, Lèon Lhermitte und Albert Bettanier, aber auch Künstler aus dem Norden, wie etwa Eero Järnefelt.

Zolas "Germinal" kommt zur Sprache und auch die Neuverortung des Naturalismus. Beeindruckend ist der Katalogteil ab Seite 162- 212. Die präsentierten Gemälde zeigen zumeist arme, erschöpfte, schwer arbeitende Menschen, thematisieren die Ausbeutung der Bevölkerung in der Gründerzeit und die Flucht in den Glauben, in das Gebet, dass es irgendwann besser werden möge. Das Leid der Menschen entsteht, das machen die Bilder deutlich, fast immer aus der Gier Einzelner. Daran hat sich seit den Zeiten des Naturalismus nichts geändert. Zola bringt es auf den Punkt: "Die Menschen sollen Menschen bilden, in dem sie sie als Menschen behandeln." Wie Recht er doch hat.

Empfehlenswert.


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Rezension: Hans Holbein D.Ä. -Die Graue Passion in ihrer Zeit

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Hans Holbein d.Ä .- Die Graue Passion in ihrer Zeit-", die derzeit in der Staatsgalerie Stuttgart präsentiert wird. Es handelt sich hierbei um die große Landesausstellung von Baden-Württemberg, die vom 27. November 2010 - bis zum 20. März 2011 gezeigt wird.
Im Mittelpunkt der Austellung steht Holbeins zwölf Tafeln umfassende "Graue Passion" (entstanden zwischen 1494 und 1500). Das Hauptwerk des Künstlers wird im Kontext themengleicher Tafelbilder und Graphikreihen bedeutender Vorläufer und Zeitgenossen wie Jan van Eyck, Hans Memling, Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien, Matthias Grünewald etc. im Rahmen umfangreicher Texte und eines wundervollen Katalogteils im Buch dargeboten.

Dem Katalogteil vorangestellt sind eine Einführung in das Leben und Werk Hans Holbeins d.Ä. von Bernd Konrad und 7 Essays mit den Titeln:

Elsbeth Wiemann: Die Graue Passion von Hans Hollbein d. Ä. - Ein Resümee

Kurt Löcher: Die Graue Passion von Hans Holbein d.Ä. - Der Knecht Malchus bei Holbein und im Spiegel mittelalterlicher Passionsspiele

Kurt Löchner: Die Graue Passion von Hans Holbein d.Ä.- Kleider, Waffen und Gerät

Henning Autzen, Karolina Soppa, Stephanie Dietz: Die Restaurierung der Grauen Passion von Hans Holbein d. Ä.- Ein Arbeitsbericht

Stephanie Dietz, Henning Autzen, Ursula Baumer, Patrick Dietemann, Irene Fiedler, Christoph Krekel, Anna Schönemann, Amelie Stange: Die Graue Passion von Hans Holbein d.Älteren - Material und Technik

Elsbeth Wiemann: Zur monochromen Bildgestaltung

Katharina Krause: An der Grenze der Bilder- Inschriften, Kerzen, Blumen.

Der deutsche Maler und Zeichner Hans Holbein d. Ä. (um 1465-1424) überwandt in der Farbbehandlung die mittelalterlich übliche Lokalfarbe. Dies ist ihm dadurch geglückt, dass er das Kolorit der Licht- und Raumsituationen anpasste und mit dem Bildinhalt abstimmte. Durch sein pysiognomisches Interesse und seine Art der Charakterisierung nahm er den Übergang der deutschen Bildnismalerei zur Renaissance vor.

Seine Lehrzeit absolvierte Holbein vermutlich in einer Augsburger Werkstatt (vgl.: S.427) und unternahm wahrscheinlich in jungen Jahren eine Reise in die Niederlande oder an den Niederrhein. 1493 wird er als Bürger der Freien Reichsstadt Ulm erwähnt und 1494 ist sein Name im Steuerbuch der Stadt Augsburg verzeichnet. In Augsburg hat der Künstler einen Werkstattbetrieb mit mehreren Gehilfen unterhalten, wo er mit Arbeiten für die Kirche betraut wurde, bevor er 1516 an den Oberrhein zog. Im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts reiste er u.a. in die Niederlande und ins Elsass. Die Stifterbildnisse des "Oberrieder Altars" für das Münster in Freiburg malte er 1521.

Das künstlerische Schaffen Hans Holbeins d. Ä. besteht aus Altargemälden, Bildnissen, einzelnen Tafelbildern, Feder- und Silberstiftzeichnungen, aber auch aus Entwürfen für Glasgemälde. Holbein wählte die Farbe nach der Bildbestimmung und verzichtete in der Grauen Passion völlig auf die Buntfarbe.

Auf den Seiten 52-53 kann man sich einen ersten visuellen Eindruck von der Grauen Passion im geschlossenen und offenen Zustand verschaffen, deren Tafeln als Einzelbilder konzipiert sind und zur Meditation und Versenkung in die Stationen des Erlösungswerks Christi anhalten sollen, (vgl.: S.61). Der Bildaufbau und die szenische Ausstattung werden sehr gut erklärt und man wird in Kenntnis gesetzt, welche Vorbilder Holbein für dieses Werk hatte. Die Farbwirkung der Grauen Passion wird durch den Hintergrund der Tafeln wesentlich beeinflusst. Darüber kann man auf den Seiten 67-68 Näheres erfahren und sich anschließend in die Farbgebung vertiefen.

Sehr spannend zu lesen ist das Essay, das die Restaurierung der Grauen Passion thematisiert. Zur Sprache kommen die Restaurierungsgeschichte, der Erhaltungszustand, die Figuren, der Vordergrund, die Firnis aber auch die Restaurierung selbst.



Am meisten begeistert hat mich im Katalogteil die bildliche Darstellung der Grünen Passion von Dürer und die Erläuterung dazu, aber mehr noch die Visualisierung der Grauen Passion - Die zwölf Darstellungen nach dem Leiden Christi von Holbein- mit den entsprechenden Erläuterungen.

413 Abbildungen, davon 411 farbige warten auf den interessierten Betrachter, dazu noch eine Fülle von Informationen, nach deren Lektüre man zum Ergebnis gelangt, dass sich der Besuch der Ausstellung lohnt.

Empfehlenswert.
Bilder: ©Staatsgalerie Stuttgart

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