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Rezension: "You should have been with me"

Dieser umfangreiche Bildband zeigt eine Fülle von hervorragenden Arbeiten des amerikanischen Modefotografen Stan Shaffer (1944-2010).

Dargestellt werden zunächst seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Fotomodellen aus den 1960er Jahren. Für Modeinteressierte ist das Buch eine Fundgrube für stilistische Besonderheiten längst vergangener Tage. Shaffers Modellaufnahmen verstecken die Persönlichkeit der Modelle nicht, sondern machen deutlich, dass Frauen mehr sind als bloße Kleiderständer. Die Schauspielerin Anjelica Huston erinnert in ihrer Ausstrahlung an George Sand. Kurzum, nicht die Kleider, sondern die Frauen stehen bei den meisten seiner Aufnahmen im Vordergrund und das ist erfreulich.

Shaffer hat David Kennedy, "The Hell Angles" und immer wieder Modelle und Schauspielerinnen abgelichtet, auch die schöne, hochintelligente Brook Shields wurde von ihm fotografiert und macht unmissverständlich klar, dass der wahre Reiz einer Frau von ihren Augen ausgeht.

Gefallen haben mir die Bilder, die Jane Hitchcock zeigen, besonders jenes, das diese hübsche Frau, sich streckend und dabei noch halb schlafend im Spiegel darstellt. Die Fotos von Andy Warhol und Mariel Hemingway finde ich bemerkenswert. Wieso zupft Hemingway ihre Augenbrauen nicht?

Es folgen Bilder, die immer wieder Modelle zeigen und schließlich eine Aufnahme, die suggeriert, dass eine Frau Sperma schluckt. Dieses Bild gehört der Serie "Dream Weekend" an. Hier enthalte ich mich eines Kommentars. Zwei weitere erotische Bilder zeigen eine Frau, die nur mit einem Slip bekleidet in Handschellen an eine Wand gelehnt ist und eine andere in absonderlicher Pose beim Rasenmähen. Diese Motive finde ich abstoßend, weil sie die Würde von Frauen in Frage stellen. Shaffer, das muss man ihm zu Gute halten, setzt gängige Realitäten in Pose um und macht sie auf diese Weise zum Thema.

Dann folgen Shaffers stärkste Aufnahmen, Bilder die Chris Royer an der Berliner Mauer zeigen, glamouröse Modelle und andere Personen aus der Welt des schönen Scheins. Super fotografiert. Meisterbilder, ohne Zweifel.
Die Texte im Buch lohnt es zu lesen, um den Zeitgeist besser zu verstehen, der in die Aufnahmen eingeflossen ist.
Alles in allem ein tolles Buch. Shaffer war ein begnadeter Fotograf, dessen Stärke m.E. darin lag, die Persönlichkeit von Menschen in seinen Bildern für die Ewigkeit einzufangen.


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