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Rezension: Art Déco

Dieser reich bebilderte, rund 550 Seiten umfassende Prachtband befasst sich ausführlich mit Art Decó, der Epoche, den Künstlern und deren Objekte. In der Einführung erfährt man, dass Art Déco (eigentlich Art décoratifs, dekorative Künste) eine Sammelbezeichnung für die Stilrichtung einer Vielzahl von künstlerischen Produkten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, also zwischen 1920 und 1940 ist.

Der Art decó der Pariser Salons soll dabei eine aufregende Mischung aus Luxus, Muße, Exotismus und Geselligkeit gewesen sein, (vg.:S.7). Der Begriff entstand in Anlehnung an die letzte große kunsthandwerkliche Ausstellung dieses Jahrhunderts, die Exposition Internationale de Arts Décoratifs et Industriels Moderns im Jahr 1925 in Paris.

Teil 1 des Buches stellt unter dem Oberbegriff "Medien und Meister" Möbel und Interieur der Designer Pierre Chareau, Donald Deskey, Maurice Dufréne, Paul Dupré-Lafon,  Jean-Michel Frank, Paul-Théodore Frankl, Eileen Gray, Robert Mallet-Stevens, Martine, Charlotte Perriand, Eugéne Printz, Armand-Albert Rateau,
Jacques-Émile Ruhlmann und Süe Et Mare vor. Des Weiteren werden hier Skulpturen von Demetre Chiparus , Carl Paul Jennewein, Boris Lovet-Lorski, Jan an Joel Martel, Gustav Miklos und Ferdinand Preis thematisiert.

In der Rubrik Malerei, Grafik, Plakat und Buchkunst kommen Werke der Künstler Rose Adler, Paul Bonet, Cassandre (Adolphe Mouron), Paul Colin, Jean Dupas, Ertré (Romain de Tirtoff), Pierre-Émile Legrain, Tamara (De) Lempicka und Francois-Louis-Schmidt zum Tragen. Ferner werden namhafte Künstler im Bereich Glas, Keramik, Beleuchtung, Textilien, Silber, Metall, Lack und Emaille in Augenschein genommen und schließlich werden auch berühmte Schmuckdesigner wie Cartier, Fouquet und Raymond Templier fokussiert.

Es ist geradezu unmöglich zu allen Designern im Rahmen einer Rezension Stellung zu beziehen und über all die Objekte etwas zu schreiben. Ruhlmann hat es mir angetan, insbesondere sein Liegesofa "Bloch" bois de violette mit Gestell aus vergoldeter Bronze. Wie man erfährt, ließ er sich vom 18. Jahrhundert inspirieren. Dabei hielt er sich an elegante, edle und einfache Formen. Obschon zahlreiche seiner berühmtesten Arbeiten vor 1920 entstanden sind, betrachtet man seine Möbel heute als Inbegriff des Art déco.

Man nennt wunderschöne Skulpturen kennen. Die Figurinen von Demetre Chiparus, einem in den Zwanziger und Dreißiger Jahren in Paris lebenden rumänischen Emigranten, gefallen in der makellos gefertigten, getriebenen und mehrfarbigen Bronze. Die minutiös geschnitzen Elfenbeingesichter sind , wie man liest von der Mode- und Theaterwelt inspiriert, (vgl.: S. 97). Die Skulpturen Carl Paul Jenneweins und Boris Lovet-Lorskis haben mich besonders beeindruckt und begeistert hat mich, dass man im Rahmen sehr erhellender Texte viel über die Meister und ihre Werke erfährt, bevor man sich in die einzelnen Exponate vertiefen kann.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte die französische Grafik im Stil des Art déco die USA. Dort entwickelte sie sich rasch zur Formsprache der Moderne. Modezeitschriften wie die Vogue und Vanity Fair, auch  Haper´s Bazar und Womans Home Companion verwendeten jetzt bei ihren Werbeanzeigen den französischen Stil, (vgl.: S. 132).

Sehr schön sind die Glasobjekte jener Tage, über die im Buch ausführlich berichtet wird. Unmöglich auf einige Objekte hier näher einzugehen. Es sind zu viele schöne Objekte, als dass  man einige  guten Gewissens einige hervorheben könnte.

Angetan bin ich von einem Bett aus lackiertem Holz mit Einlegearbeiten aus Perlmutt, entworfen von Bertholet und von einem raffiniert geformten Teeservice des Künstlers Jean Puiforcat. Der Schmuck im Art déco-Stil , speziell jener von Cartier, überwältigt durch innovatives Design, das den kostbaren Edelsteinen einen adäquaten Rahmen verleiht.

Der zweite Teil dieses umfangreichen, hochinformativen Werkes, das in keiner Fachbibliothek eines Innenarchitekten fehlen sollte, das aber auch für jeden Kunstinteressierten ein Leckerbissen darstellt, ist ein reich bebildertes Lexikon mit 400 sehr aussagekräftigen Einträgen aller Art-déco Designer, -Künstler und Werkstätten.

Dieses Buch ist sein Geld wert. Ich wundere mich, dass man es zu diesem Preis überhaupt anbieten kann. Die Gestaltung und Informationsfülle ist einmalig.

Sehr empfehlenswert.




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