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Rezension: Über Kunst: Aus Gesprächen zwischen Picasso und seinen Freunden (Taschenbuch)

Dieses Buch enthält Gedanken des spanischen Malers Pablo Picasso (1881- 1973) über die Kunst, die Avantgarde, über Bilder, Begeisterung, Farbe, Form, Raum und Bewegung, über das Malen, aber auch über Theorien und anders mehr.

In seinen Betrachtungen im Hinblick auf seine Kollegen zeigt sich die menschliche Größe dieses Malers, der das Positive bei anderen Malern hervorhebt und sich nicht in kleingeistigem Niedermachen ergeht. Er äußert sich zu Raffael, Michelangelo, Velasquez und Rubens, Cézanne, bei dem er die genaue Beobachtung schätzt und stellt bemerkenswerte Betrachtungen zu Léger und Matisse an. Dabei macht er deutlich, dass im Werk von Matisse die Vibrationen, die durch das Zusammenspiel eines ganz bestimmten Violetts und eines ganz bestimmten Grüns verursacht werden, eine dritte Farbe geschaffen wird. Genau das sei Malerei. Picasso ist begeistert von der Art wie Matisse Farbe verwendet und hat keine Scheu dies auch zu sagen. Er schreibt weiter, dass dann, wenn Matisse stirbt nur noch Chagall wisse, was Farbe sei. In Picassos Augen hat es seit Renoir niemand mehr gegeben mit einem solchen Gefühl für Licht wie Chagall.

Picasso verdeutlicht, dass seine eigene Arbeit nicht symbolisch sei. Nur "Guernica" sei es gewesen. Hierfür nennt der Künstler die Gründe. Ein Bild ist für ihn nicht von vornherein fertig ausgedacht und festgelegt. In der Zeit, wo man daran arbeitet, verändert es sich im gleichen Maße wie ein Gedanke. Selbst, wenn es fertig ist, verändert es sich weiter und zwar entsprechend der Gemütsverfassung, in der man es betrachtet. Der Meister konstatiert, dass ein Bild sein eigenes Leben lebt, dass es den gleichen Veränderungen unterliegt, denen wir im täglichen Leben unterworfen sind. Dies hängt damit zusammen, dass ein Bild nur Leben erhält durch die Menschen, die es betrachten.

Deshalb auch wird ein gutes Bild mitten unter schlechten Bildern zu einem schlechten Bild, jedoch ein schlechtes Bild unter guten Bildern zu einem guten Bild. Klug beobachtet von Picasso, meines Erachtens trifft dies nicht nur auf Bilder zu. Wir Menschen lassen uns gerne täuschen. Picasso bekennt offen, dass ein Künstler Erfolg benötigt, dass Erfolg etwas sehr Wichtiges sei.

Die Vorstellung, dass der Künstler nur für sich selbst, gewissermaßen aus Liebe zur Kunst arbeite, sei falsch. Ein Grund dafür sei, dass nur wenige Menschen etwas von Kunst verstehen und die meisten Kunst nach Erfolg beurteilen. Von sich selbst sagt er, dass es ihm darum gegangen sei Erfolg zu haben, ohne dem Publikum zu schmeicheln, ohne Kompromisse zu machen. Dies habe sich bei ihm deshalb so verhalten, weil er, nachdem er die Blaue und die Rosa Periode, die ihm den Erfolg als jungen Maler einbrachte, hinter sich gelassen hatte, machen konnte, was er wollte. In Picassos Augen gibt es keine Schönheit. Er goutierte nie etwas. Er hatte auch nie etwas gerne, aber liebte und hasste, wie er sagte. Wenn er eine Frau geliebt hat, sprengte dies alles, besonders seine Malerei.

Wie sehr Picasso von seinem Tun beseelt war, äußert sich in folgender Sentenz: "Die Malerei ist stärker als ich, sie heißt mich tun, was ich will."


Rezension:Cezanne: Three Colours - Art Documentary (DVD)

Diese DVD-Dokumentation stellt das Leben und Werk des französischen Malers Paul Cézanne (1839-1906) vor. Gleich zu Beginn lernt man den "Mont Ste-Victoire" filmisch näher kennen, den Cézanne in seinem Leben immer wieder gemalt hat. In der Folge werden Gemälde vom Künstler, die diesen Berg zeigen, thematisiert.

Man erfährt viel von Cézannes eigenwilligem Leben in der Provence, seiner Jungendfreundschaft zu Èmile Zola, seiner Liebe zur Kunst, seinem juristischen Studium in Aix und seinem Entschluss sich in Paris im Louvre maltechnisch weiterzubilden. Cézanne kopierte zunächst die Klassiker, bevor er seinen eigenen Stil entwickelte.

Obschon Cézanne zur Generation der Impressionisten zählte, ging es ihm um die Realisierung neuer künstlerischer Gesetzmäßigkeiten. Farben und Formen wurden bei ihm autonom, um sich schließlich in einem weiteren Schritt von ihren Gegenständen zu lösen. Dies wird anhand vieler seiner Gemälde verdeutlicht.

Man erfährt, dass der Maler ein großes Problem mit Körperlichkeit hatte und sich nur widerwillig von Dritten berühren ließ. Seine Ängste könnten in einer nicht eingestandenen Bisexualität begründet gewesen sein, erfährt man und beginnt einige Bilder aufgrund der Erklärung besser zu begreifen, so etwa "Die großen Badenden". Seine Heirat bleibt nicht unerwähnt, auch sein Sohn nicht. Seine Enkelkinder geben ein Interview und versuchen den schwierigen Charakter dieses großartigen Malers zu erklären.

Im Film wird auf die einzelnen Malphasen Cézannes hingewiesen, sein zurückgezogenes Leben in der Provence bleibt nicht unerwähnt und ebenso nicht seine Abneigung gegenüber der Gesellschaft, die sein Werk pausenlos kritisierte, weil sie es nicht verstand.

Cézanne versuchte die Natur als Kunstwerk zu präsentieren. Durch seine Farben und Formen gelang ihm dies ganz hervorragend. Die Kritiker bemängelten immerfort die fehlende Bildtiefe und waren der Ansicht, dass seine Landschaften flach wie Postkarten seien. Cézanne war seiner Zeit voraus. Das begriffen die nörgelnden Besserwisser nicht.

Seine "Kartenspieler" und andere wichtige Werke werden vorgestellt. Die Kamera geht stets ganz nah an die Bilder heran, so dass man Cézannes Maltechnik sehr gut studieren kann. Man sieht diese unverbundenen Pinselstriche ganz präzise. Sehr beeindruckend.

Matisse und Picasso wurden von Cézannes "Die großen Badenden" inspiriert. Heute weiß man nur zu gut, dass Paul Cézanne ein wichtiger Maler war, der der modernen Kunst nachhaltige Impulse verlieh. Seine damaligen Kritiker wären sicher sehr erstaunt, wie sehr man seit vielen Jahrzehnten bereits diesen großartigen Künstler zu schätzen weiß.

Rezension:Raffaelo, 2 DVDs (DVD)

Diese DVD - Dokumentation über das Leben und Werk des italienischen Malers und Architekten Raffael (1483-1520) enthält 2 DVDs. Auf der ersten DVD wird gleich zu Anfang sein grandioses Meisterwerk "Die Schule von Athen" gezeigt und näher erklärt. Dieses Fresko ist 770cm breit und kann im Original in Rom im Vatikan besichtigt werden. Es ist beeindruckend, wie die Kamera über das Bild gleitet und einzelne Punkte fokussiert, die man beim Betrachten des Gemäldes in Büchern nur am Rande wahrnimmt, weil man sich spontan zumeist mit Aristoteles und Platon befasst.

In der Folge erfährt man Wissenswertes über die Jugend und die frühen Jahre des Künstlers, der in Urbino geboren wurde und seine Lehre in Perugia bei Pietro Perugino absolvierte. Man hört von Raffaels Fähigkeit der Nachahmung, wobei er die Ideen anderer nur zur Klärung, Anregung und Ordnung seiner eigenen Erfindungen benötigte.

Man lernt aus seiner Frühphase Altartafeln kennen. Das Thema "Mutter mit Kind" wird beleuchtet, man erfährt, dass der Künstler sich 1504 in Florenz niederließ und er sich dort innerhalb von vier Studienjahren mit den Hauptwerken der florentinischen Renaissance befasste. Des Weiteren wird das Auge auf einzelne Gebäude in Florenz, aber auch Bilder und Skulpturen anderer Künstler, wie etwa Michelangelos "David" gelenkt, sprich auf all das, wovon sich Raffael inspirieren ließ.

1508 dann wurde er an den päpstlichen Hof nach Rom berufen. Dort stattete er die Repräsentationsräume von Papst Julius II aus. Das Gesamtkonzept trägt, so erfährt man, neuplatonisch-humanistische Züge.

Ausführlich wird übrigens auch sein Gemälde "Madonna della Seggiola" in Augenschein genommen, das 1514 entstand. Auch auf sein architektonisches Schaffen wird hingewiesen. Ganz am Ende der DVD wird Raffaels "Sixtinische Madonna" erläutert, die man im Original in Dresden in der Gemäldegalerie des Zwingers besichtigen kann.

Die zweite DVD befasst sich mit den Präraffaeliten und der Verehrung Raffaels seitens des Prinzen Albert, dem Gatten der Königin Victoria. Die Motivation der Präraffaeliten, aber auch der Nazarener wird gut erklärt und man lernt die Innenausstattung von "Osborne House" von auf der Insel Wright kennen. Dort huldigte Prinz Albert dem großen Künstler Raffael auf beeindruckende Weise.

Die beiden DVDs empfehle ich gerne. Die Erklärungen sind sehr gut durchstrukturiert und die gezeigten Kunstwerke farblich präzise wiedergegeben.


Rezension: Roy Lichtenstein, 1 DVD (DVD) .

Diese DVD-Dokumentation stellt das Leben und Werk des amerikanischen Malers, Grafikers und Bildhauers Roy Lichtenstein (1923-1997) vor. Er ist einer der Hauptvertreter der Pop-Art.

Die Kindheit und Jugend des Künstlers werden sehr eindrucksvoll thematisiert, ebenso die dann folgenden Lebensjahrzehnte. Man sieht Lichtenstein bei der Arbeit und erlebt ihn während eines Interviews. Ich kannte bislang zwar bereits einige von Lichtensteins Werken im Original (Darmstadt, Hessisches Landesmuseum), aber ich habe ihn nie zuvor gesehen bzw. gehört. Er war ein sehr sensibler, liebenswerter, sympatischer Mensch, ganz ruhig und sehr zurückhaltend, mit ungemein warmherzigen Augen und beeindruckend schönen Händen.

Man lernt eine Reihe seiner Werke näher kennen, erfährt, dass zum Markenzeichen seines Stils die so genannten Benday Dots- "primäre Punkte, die nebeneinander stehend oder überlagernd sich zu Farbflächen zusammensetzten", wurden. Gezeigt wird, wie er diese Eigenschaften der Reproduktionstechnik von Druckerzeugnissen auf die Leinwand übertrug. Die vom Künstler geleistete Formvielfalt befähigt den Betrachter seine Sehmodelle zu demaskieren.

Man erlebt Lichtenstein mit anderen Vertretern der Pop-Art: Andy Warhol und James Rosenquist und lauscht interessiert seinen Ausführungen, insbesondere, wenn er erläutert, was ihn veranlasste, in den 80er Jahren Picasso zu adaptieren.

Mich begeistert, wie zurückhaltet dieser Künstler war und wie schlicht er trotz seines Erfolges lebte. Dieser Mann ging vollkommen in seiner Arbeit auf. Endlich mal kein Selbstdarsteller.

Die Bilder werden in der Dokumentation farblich sehr gut realisiert. Eine erhellende DVD, empfehlenswert.

Rezension: Fernand Léger: Paris - New York (Gebundene Ausgabe)

Das vorliegende Kunstbuch befasst sich mit dem Werk des französischen Malers, Grafikers und Keramikers Fernand Leger (1881-1955).

Ingesamt enthält das Buch 201 Abbildungen, 190 davon sind farbig. Hochinformative Essays begleiten besagte Abbildungen und erhellen Legers Werke, die in vier Abschnitten - von 1912-1937, 1941-1946, 1946-1954 sowie Werke von Leger und amerikanischen Künstlern präsentiert werden. Der Maler ging zunächst vom Impressionismus, später vom Fauvismus aus und entwickelte über eine kubistische Phase eine realistische Formensprache, welche zunehmend konstruktiv- geometrische Elemente einbezog, die vor allem die technologisch bestimmte Zivilisation zum Objekt der ästhetischen Betrachtung erhob.

Ab 1903 studierte Leger an der Ecole des Arts decoratifs. Jetzt entstanden die ersten noch vom Impressionismus beeinflussten Bilder. Ausschlaggebend für die weitere künstlerische Entwicklung wurde die Cezanne-Ausstellung im Pariser Herbstsalon von 1907, sowie seine Freundschaft mit Delaunay. 1912 eroberte beginnend mit "La femme en bleu" (Seite 24-27) die reine leuchtende Farbe Legers Leinwand. Die Bildergegenstände wurden nicht wie bei Braque und Picasso in Facetten gebrochen, sondern in ein Netz von Geraden und Kurven eingespannt, wobei der schwarzen Kontur eine verfestigende, gliedernde Funktion zukommt.

Das charakteristische Grundprinzip, welches Legers gesamtes Werk durchzieht, ist hier bereits verwirklicht. Die Intensität der farbigen und formalen Kontraste.
In Gemälden aus dem Jahre 1913/14 (Seite 28- 31) zeigt sich eine Vergröberung in der auf Grundfiguren reduzierten Körperlichkeit. Ab 1917 trat das mechanische Objekt mehr und mehr an die Stelle des Motivs, wie die Abbildungen zeigen. In der zwischen 1917- 1923 zu datierenden mechanischen Periode versuchte der Künstler in funktionierenden Strukturen verwandelte und kristallisierte menschliche Gebärden zu erfassen. "Les elements mechaniques" 1918 (S.37) repräsentiert das moderne Stillleben, wo mechanische Elemente wie Propeller, Zylinder und Scheiben eine sich aus dem dynamischen Gleichgewicht ergebende Komposition bilden.

Das Hauptwerk dieser Periode "La ville", 1919 (Seite 39) verbindet in starker Kontrastierung und Farbigkeit geometrische Farbpläne mit Kürzeln für das Phänomen Stadt, wie Leuchtreklamen, Buchstaben und Eisenkonstruktionen zu einer sequenzartigen und simultanen Wirklichkeitsbeschreibung. Ab 1920 wurde der Bildaufbau statischer und ab etwa 1923 wurde in den zahlreichen Stillleben das Objekt zum dominierenden Motiv. Wie man anhand der Abbildungen gut nachvollziehen kann befreiten sich ab etwa 1928 die Objekte von ihrer Bindung an konstruktive Gestänge oder einen architektonischen Bezugsrahmen. Jetzt wird die Komposition fließender und spielerischer. Die Objekte gewinnen ein neues Verhältnis zum Raum.

Die USA regte Leger auf seinen wiederholten Reisen seit 1931 besonders an. Darüber wird u.a. im Essay von Christian Derout ausführlich berichtet. 1938 hielt sich der Künstler zum dritten Mal in den USA auf, um die Wohnung von Nelson A. Rockefeller zu dekorieren. Das Gemälde "Les Piongeur", 1943 (S. 98) ist ein Kunstwerk aus einer Serie großer Kompositionen und projiziert die menschliche Figur vorbildlos anstelle des Objekts im freien Raum. Es begann sich die reine Farbe von der Form zu lösen und eine zweite eingesetzte rhythmisierte Bildstruktur zu erzeugen. So konnte der Eindruck totaler Bewegung bei gleichzeitiger Richtungslosigkeit entstehen. Es ist hochinteressant sich in den diesbezüglichen Text von Daniel Kramer zu vertiefen.
Erst in seinen "Radfahrerbildern", entstanden 1948, kehrte der Maler zur statischen Komposition früherer Bilder zurück.

Die Signalkunst und die Popart, aber auch der sozialistische Realismus haben Legers formalen Anregungen aufgegriffen und verarbeitet. Interessant sind diesbezüglich die Essays "Augen- Blicke des Erkennens" (S. 139 ff), sowie "Leger und Lichtenstein eine unbekümmerte Wahlverwandtschaft"(S. 149 ff) sowie das "Gespräch mit Liechtenstein" (S. 156 ff).

Rezension:Arcimboldo: 1526-1593 (Gebundene Ausgabe)

Giuseppe Arcimboldo (geb. im 1527 in Mailand, verstorben ebenda 1593) war ein Maler, der sich durch seine phantastisch - allegorischen Bildkompositionen von der zeitgenössischen Malerei abhebt und den man in gewisser Verwandtschaft zum modernen Surrealismus sieht. Dieser Künstler gründete seine Kunst vor allem auf seine Begabung menschliche Köpfe und Gestalten, aber auch Landschaften und allegorische Themen aus unterschiedlichen, in virtuoser Technik realistisch dargestellten Blumen, Früchten, Tieren, Waffen und Gegenständen des täglichen Gebrauchs zusammenzusetzen.

Im Rahmen vieler textlich hochinformativer Katalogbeiträge erfährt man Näheres über diesen Künstler, sein Werk und seine Zeit. Die im Buch veröffentlichten Bilder werden 2008 im Kunsthistorischen Museum Wien dem geneigten Publikum sicher sehr viel Freude bereitet haben.

Sylvia Ferino- Pagden geht gleich zu Anfang des Buches der Frage nach, ob Giuseppe Arcimboldo ein Hofkünstler, Philosoph, Sprachbildner oder nur ein Spaßmacher war und findet eine facettenreiche Antwort darauf. Die Grundlagen der Malerei erlernte der Künstler in der Werkstatt seines Vaters. Schon hier hatte er sich einen guten Namen gemacht. Bereits 1562 erhielt er einen Ruf als Hofmaler an den Hofe Kaiser Ferdinands I in Prag. Mit Zwischenaufenthalten in Wien lebte er dort - sehr arriviert - 27 Jahre lang. Neben seiner Malerei betätigte er sich auch als Ingenieur, Musiker und Arrangeur höfischer Feste. Geschätzt wurde seine Kunst u.a. von Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. Arcimboldo wurde in den Adelsstand erhoben und von Rudolf II. zum Pfalzgrafen ernannt. 1591 kehre er nach Mailand zurück.

Karl Schütz hat einen erhellenden Beitrag, mit dem Titel "Kunst und Kultur am Hof Kaiser Maximilians" verfasst, der sich u. a. auch mit dem Mäzenatentum seines Sohnes Rudolfs II. auseinandersetzt. Hier wird von der Förderung der Hofkünstler gesprochen und von den Sammelleidenschaften. Rudolf II. liebte Dürer, Cranach, Correggio und Parmigianino und strebte an deren Hauptwerke zu besitzen. Dieser außerordentlich gebildete Mensch wusste das Können Arcimboldos sehr gut einzuschätzen. Der Künstler verdankt seine einzigartige Stellung in der Malerei gemalte Gegenstände durch raffinierte Gruppierung zu einer bestimmten Aussage, gewöhnlich zu einem Portrait, zu verfremden. Dabei gelang es ihm über die verblüffende Portraitähnlichkeit hinaus, sogar psychologische Aussagen über das Modell zu treffen.


Auch seine "normalen" Portraits verschiedener Zeitgenossen sind sehr bemerkenswert, so etwa die beiden ihm zugeschrieben Brustbilder von Töchtern Ferdinands. Die Augen sind jeweils ganz ungemein ausdrucksstark und erzählen viel über den Charakter der gemalten Damen. Sehr scheu wirkt Erzherzogin Anna, die Tochter Maximilians. Sie wurde übrigens die vierte Frau von König Philipp von Spanien.Faszinierend sind Arcimboldos Kompositionsköpfe. Thomas Da Costa Kaufmann schreibt über die Ursprünge und die Invention, Görel Cavalli -Björkman über die Kompositionsportraits und umkehrbare Köpfe.

Sehr schön sind "Die Vier Jahreszeiten in einem Kopf", aber auch "Vertumnus", das bereits während seiner Entstehung als Meisterwerk gefeiert wurde. Hier wird Maximillian II. als Gott der Jahreszeiten dargestellt. Blühende Blumen und reifes Obst aus unterschiedlichen Jahreszeiten gestalten das üppige Anlitz des Kaisers und erzählen von dem Frieden und herrschendem Wohlstand während seiner Regierungsjahre. Arcimboldo deutet an, dass das "Goldene Zeitalter" unter dessen Herrschaft zurückgekehrt sei.

Der Maler, an dessen wunderbaren Gemälden man sich in diesem Buch immer wieder erfreuen kann, hat sehr wesentliche Element des Surrealismus in seiner erstaunlich modern aufgefassten Bilderwelt vorausgenommen und wurde über Jahrhunderte bis in die Gegenwart stets aufs Neue nachgeahmt.
Die Bandbreite seines Schaffens ist außerordentlich.

Ein wunderschönes, hochinformatives Kunstbuch.

Empfehlenswert.

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Rezension:Die Kunst, Bilder zu lesen: Die Alten Meister entschlüsseln und verstehen (Taschenbuch)

Patrick de Rynck erläutert die Motive, die Themen und die Symbolik von 180 visualisierten Gemälden der Alten Meister im vorliegenden Buch ausführlich. Ingesamt 900 farbige Abbildungen helfen dem Betrachter sich in die fokussierten Bilderwelten zu vertiefen.

Erklärt werden Gemälde von Jan van Eyck, Fra Angelo, Rogier van der Weyden, Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, Hieronymus Bosch, Michelangelo, Mathias Grünewald, Albrecht Dürer, Hans Holbein, Tizian, Pieter Brueghel, Rembrandt, Watteau, Goya und vielen anderen mehr.

Das jeweilige Gemälde wird zunächst in seiner Gesamtheit gezeigt. Dann wird das Bild kurz beschrieben und es wird anhand von Bildausschnitten auf die Symbole hingewiesen.

Am Beispiel des Triptychon "Die Versuchung des hl. Antonius" von Hieronymus Bosch wird darauf aufmerksam gemacht, dass Bosch die Botschaft seiner Bilder in einer reichen und komplexen Metaphorik, die nach wie vor viele Fragen aufwirft, verpackte. Deutlich ist das Motiv auf dem rechten Teil des Tryptichon. Hier betet Antonius und wendet seinen Blick von der nackten Frau ab. Diese lauert verführerisch in einem hohlen Baumstamm. Die Botschaft lautet: "Übe angesichts der Versuchung Enthaltsamkeit, Standhaftigkeit und Selbstbeherrschung." Offenbar ist das komtemplative Leben eines Einsiedlers die einzige Alternative im Hinblick auf die sündhaften Welt.

Sehr gut erklärt wird u.a. der "Isenheimer Altar" von Mathias Grünwald. Dass in der rechten oberen Ecke der rechten Seitentafel ein Dämon ein Fenster zerschlägt, um die Luft mit seinem Pesthauch zu infizieren, erkennt der Betrachter nicht zwingend auf den ersten Blick. Hier wird, wie bei vielen anderen Bildausschnitten deutlich, wie wichtig Bücher wie das vorliegende sind.

Auf dem Gemälde "Marter der Zehntausend" entdeckt man auch nicht sogleich den Künstler des Gemäldes: Albrecht Dürer. Zu sehen sind ungefähr 130 Figuren, die alle eine der vielen Arten des Märtyrertodes sterben. Der Autor spürt der Botschaft dieses Werkes nach, wie auch all der Botschaften anderer Gemälde, so etwa jener der "Bergpredigt" von Claude Lorrain und auch jener des Gemäldes "Tod des Sokrates" von Jacques-Louis David.
Ein aufschlussreiches Buch, dass ich Kunstinteressierten wärmstens empfehle.

Rezension:Jugendstil: Auf den Spuren Otto Wagners in Wien. Otto Wagner's Footprints in Vienna (Gebundene Ausgabe)

Der Wiener Architekt Otto Wagner (1841-1918) war ein Vorkämpfer für ein durch Zweck, Material und Konstruktion bestimmtes Bauen. In diesem Buch lernt man im Rahmen von neun Spaziergängen durch Wien den durch ihn geschaffenen, künstlerischen Reichtum der Wiener Jugendstilarchitektur kennen.

Anhand von vielen eindrucksvollen Fotos und zweisprachigen Texten (englisch-deutsch) erfährt man zunächst Näheres zu den beiden Wagner-Villen, der Kirche am Steinhof und der Heilig-Geist-Kirche. Alle Gebäude werden intensiv beleuchtet. Dabei werden bestimmte architektonische Besonderheiten jeweils ausführlich thematisiert.


In dieser Weise werden alle Gebäude, Denkmäler und Brücken, die auf Wagner zurückgehen, in den Fokus genommen. Besonders interessant finde ich die Ostpostsparkasse, das Nußdorfer Wehr und den Karlsplatzpavillon. Wirklich sehr schön ist diese Harmonie raffinierter Ornamente im weiß-grün-goldenen Farbenspiel.


Ich betrachte dieses Buch als einen Reiseführer der besonderen Art. Um den Inhalt wirklich zu verstehen, ist es allerdings m.E. notwendig, die einzelnen Spaziergänge nicht nur im Geiste zu vollziehen, sondern sich vor Ort die Arbeiten Wagners anzusehen.


Wo genau am "Nußdorfer Wehr" die dekorativen Muster mit funkelnden Nieten, wo die schmiedeeisernen geschwungenen Füße und wo die secessionistischen Motive aus Lorbeerzweigen sich befinden, kann man selbstverständlich am besten am Objekt erkunden. Das Buch hilft dabei auf Einzelheiten zu achten, die das ungeübte Auge möglicherweise übersehen könnte.

Rezension:Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto (Broschiert)

Dr. Michael Hauskeller befasst sich im vorliegenden Büchlein mit der Frage : "Was ist Kunst?" und stellt 16 Positionen der Ästhetik vor. Zur Sprache kommen die Kunstbetrachtungen von Platon, Aristoteles, solche des Mittelalters, der Renaissance, von Kant, Schiller, Schopenhauer, Hegel, Rosenkranz, Croce, Heidegger, Adorno, Goodman, Lyotard und Danto. Hinterfragt wird also was Kunst eigentlich ist und es wird verdeutlicht, dass es nach heutiger Sicht keinen allgemein gültigen Kunstbegriff gibt, der für alle Zeiten und Werke anwendbar ist.
Bei Platon und Aristoteles wurde die "Mimesis", die Nachahmung als Grundproblem der Kunst betrachtet, jedoch nicht als Nachahmung einer Naturerscheinung, sondern vielmehr als Abbildung der Ideen (Platon) oder als Gestaltung in Richtung der Vollendung der Natur (Aristoteles), weil in der Kunst wie auch in der Natur die Form Prinzip des Werdens sei.


Im Mittelalter meinte man in der sichtbaren Schönheit die Schönheit Gottes erahnen zu können. Schön zu sein bedeutete etwas zu beleuchten oder deutlich zu machen, nämlich das ordnungsstiftende Wirken Gottes. Man begriff die Welt als ein einziges großes Licht, zusammengesetzt aus vielen Lampen, in deren Schein das Göttliche sich zeigte. Im gesamten Mittelalter galt die sichtbare Schönheit als ein Bild der unsichtbaren. Alles Helle, Bunte und Leuchtende, glänzende Materialien und strahlende Farben bringen den Lichtcharakter des göttlich Schönen zu Ausdruck. In der Renaissance wurde einerseits die Natur Mutter der Kunst genannt, aber auch die Erfindung erhielt diesen Rang, wir der Autor verdeutlicht. Der Entwurf wurde als das ursprünglich Künstlerische betrachtet. Er ist gleichbedeutend mit präexistenten Idee im Geist. Aufgrund dieser Idee ergreift der Künstler die Wirklichkeit in reiner Gestalt. Nur deshalb ist Kunst erst natürlich.


Für Kant ist das Schöne mit dem subjektiv bestimmbaren Angenehmen identisch. Was auch immer uns gut gefällt, muss begrifflich bestimmt sein. Das ästhetische Urteil ist bei Kant ein Geschmacksurteil, weil es unabhängig von der Vernunft getroffen wird. Die Vertreter der Klassik, beispielsweise Schiller, greifen übrigens die Idee der Renaissance wieder auf und knüpfen hier an. Das Universum schenkt uns kein reines Abbild des Ideals. Kunst möchte das Ideal, sprich die wahre Natur darstellen und zwar in der Aufgabe des Zufälligen und im Ausdruck des Notwendigen. Der Künstler ist in der Lage im Besonderen das Allgemeine zu sehen. Hegel bestimmte das Schöne als das sinnliche Scheinen der Idee.


Im 20. Jahrhundert ist man bestrebt den hergebrachten Kunstbegriff als zu eng abzuschütteln. Benjamin versteht beispielsweise die Fotographie und den Film als innovative Kunstformen. Die neue Kunst benötigt keine Aura mehr, die Benjamin definiert als "einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag".
Kunst öffnet sich jetzt, so der Tenor auch von Heidigger und Adorno, jeder nur denkbaren Form in der Hoffnung oder Utopie einer allgemeinen Veränderung der Erlebensweisen.

Ein hochinteressantes Büchlein. Sehr zu empfehlen.

Rezension:Tutanchamun: Das legendäre Grab des Pharao (Gebundene Ausgabe)

Dies ist das Begleitbuch zur großen Ausstellung "Tutanchamun - Sein Grab und seine Schätze", die man sich noch bis zum 30. August 2009 im Münchener Olympiapark sehen kann und die vom 1.Oktober 2009 bis zum 31. Januar 2010 in Hamburg in der Alten Postdirektion am Stephansplatz gezeigt wird.
Autor des Buches ist der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung und Grabungsdirektor in Gizeh, Saqqara und der Bahariya Oase Zahi Hawass. Gemeinsam mit dem renommierten Fotografen Sandro Vannini zeigt er in diesem Prachtband die letzte Ruhestätte des Pharaos aus ganz neuer Sicht.


Der britische Archäologe Howard Carter entdeckte 1922 im Tal der Könige das fast unversehrte Grab des ägyptischen Königs Tutanchamun. Dieser regierte einst etwa von 1347-1339 v. Chr. und war der Schwiegersohn von Echnaton, eventuell dessen Sohn oder Halbbruder. Unter Tutanchamuns Regierung wurde die Sonnenreligion Echnatons (Amenophis IV) aufgehoben. Erneuert wurde der Amunkult, auch wurde die Residenz von Amarna nach Memphis verlegt.


In diesem Buch wird man von einer Grabkammer zu nächsten geführt und lernt 200 großartige Grabbeigaben, wie etwa den Thronsessel, den Goldsarg des Königs, die Goldmaske, den goldenen Brustschmuck der Mumie etc. kennen. Nicht zuletzt durch die vielen Ausklapptafeln erhält man einen nachhaltigen Eindruck von der Schönheit all der Schätze, die in der Ausstellung sicher vielen Betrachtern den Atem rauben.


Die Grabbeigaben werden von Hawass ausführlich beschrieben. Leider ist es unmöglich die Schätze an dieser Stelle näher zu beleuchten, ja es ist noch nicht einmal möglich alle 200 Exponate hier zu benennen. Nach einer Einführung ins Werk geht man gedanklich über die Treppe und den Korridor in die Vorkammer, die Sargkammer, die Schatzkammer und die Seitenkammer von Tutanchamuns letzter Ruhestätte.


Zunächst wird man einer wunderschönen Jagdtruhe gewahr. Man erblickt in der Folge faszinierende Wächterstatuen, die den Eingang zur Grabkammer flankieren. Sie sind, wie man liest, aus Holz geschnitzt, mit Gips überzogen und bemalt. Beeindruckend sind auch die Ritualbetten, über die man textlich sehr gut informiert wird. Gezeigt wird des Weiteren ein prachtvolles "Pektorale" aus Leder und Metall, das der König als Brustschutz auf der Reise anlegte. Es besteht aus mehreren sorgfältig gearbeiteten Teilen. Farblich ist das Pektorale ein Traum aus Gold, Türkis und Blau.


Ein goldener Thronsessel aus der frühen Regierungszeit des Pharaos ist sehr kunstvoll gearbeitet. Die Büste des Tutanchamuns lässt in ihm einen sehr netten jungen Mann vermuten. Der Jüngling hatte eine sehr sympathische Ausstrahlung. Man erhält in der Folge Einblicke in die Grabkammer. Hier stehen der Sarkophag, der äußere Sarg und ein dritter Sarg im Mittelpunkt. Die Kunstwerke sind bestens beschrieben, d.h. auf jedes Detail wird textlich eingegangen.


Die dann folgende Goldmaske ist das Porträt des Königs. Es handelt sich hierbei um ein Meisterwerk der ägyptischen Goldschmiedekunst. Gezeigt wird der äußere Schmuck der Mumie, auch der breite Kragen, der aus Gold , Lapislazuli, Türkis und Karneol gearbeitet ist, der dreifache Ring mit Skarabäuskopf und ein Amulettarmband mit Lapislazuli-Perle. Man lernt die Halsketten des Pharaos kennen, verschiedene Amulette und einen schweren Goldarmreif, der mit einem Sinai-Türkis geschmückt ist. Dann wird man mit dem Inhalt der Schatzkammer vertraut gemacht. Anubis auf einem Schrein bewacht den Toten.


Carter hatte einst Kanopentruhen und Särge in dieser Schatzkammer vorgefunden, auch die Krönungspetorale, diverse Halsketten, Ohrringe, auf denen die zentrale Figur ein Falke mit Entenkopf ist.


Das in meinen Augen schönste Schmuckstück ist ein Armreif mit Skarabäus. Die Standfläche des Käfers ist mit Gold und Glasperlen und Goldgranulation gesäumt. Die beiden Enden der Schauseiten sind mit einem stilisierten Blumenmuster geschmückt, das von einer durch Mohnblumen gerahmten Mandragora beherrscht wird.


Sehr schön sind die Ritualfiguren und die Gottheiten in Menschengestalt, die aus vergoldetem Holz, Bronze, Glas, Obsidan und Fayence bestehen. Es folgen Schabits. Einige tragen einen Spruch aus dem sechsten Kapitel des Totenbuches auf dem Körper geschrieben, mit dem sie versprechen anstelle des Toten zu arbeiten, sollte er zum göttlichen Frondienst berufen werden, insbesondere zur Feldarbeit, zum Bewässern oder zum Sand transportieren. In der Seitenkammer befinden sich u. a. kleine Brettspiele, eine Salbenvase und ein kunstvolles Objekt mit dem Titel " Boot in einem Becken", auch drei Modellboote.


Nachdem ich mir alle Objekte im Buch mittlerweile mehrfach sehr lange angesehen habe, ist mir klar geworden, dass man sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen kann. Das Buch ist wahrlich eine gelungene Einladung hierzu. Die ausführlichen Erklärungen von Zahi Hawass zu den einzelnen Ausstellungsstücken können nicht genug gelobt werde.

Empfehlenswert.
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Rezension:Leonardo da Vinci (Gebundene Ausgabe)

Die Autoren des vorliegenden Buches sind Professor Dr. Frank Zöllner und Dr. Johannes Nathan.Zöllner stellt in diesem Buch das Leben und Werk (Gemälde, Skizzen und Zeichnungen) des italienischen Malers, Zeichners, Bildhauers, Architekten, Ingenieurs und Naturforschers Leonardo da Vinci (1452-1519) sehr breitgefächert und gut nachvollziehbar vor. Nathan verfasste die Texte zum Zeichenkatalog. Die Ablichtungen des Gesamtwerks lassen nichts zu wünschen übrig. Großartig.

In den einzelnen Kapiteln des Buches werden die universellen Interessen des Künstlers dargelegt. Neben Michelangelo und Raffael zählte da Vinci zu den bedeutendsten Künstlern der Renaissance und der Kunstgeschichte überhaupt.

Als Forscher leitete er die neuzeitlichen Methodik der Naturwissenschaften ein, als Architekt, Ingenieur und Erfinder schuf er bedeutende Entwürfe und weit vorausschauende Pläne, als Kosmograf leistete er einen großen Beitrag zur Entwicklung der Kartografie und Geografie. Die Beschäftigung mit den verschiedensten Wissensgebieten reiht ihn in eine vornehmlich florentinische Tradition ein, deren repräsentativer Typus des "uomo universale" in ihm seine reinste Ausprägung findet. Seine umfangreichen, bis auf ganz wenige Ausnahmen in Spiegelschrift geschriebenen Manuskripte zeigen seine Vielseitigkeit: Der Anatomie, Botanik, Zoologie, Geologie aber auch der Physik, Zoologie, Optik und Geometrie galt sein wissenschaftliches Interesse.

Nicht die Suche nach dem transzendenten Wesen, sondern die Neugierde des empirisch Forschenden und das Interesse am Abgelegenen, am kleinsten Detail charakterisieren seine Haltung. Die Unabgeschlossenheit vieler seiner Vorhaben ist gewissermaßen die notwendige Konsequenz seiner Anschauung, dass sich Wahrheit und Erkenntnis erst im Verlauf der Geschichte im vollen Umfang enthüllen. In den Ergebnissen der so begründeten , unablässigen Forschungstätigkeit Leonardos findet sich demgemäß eine Fülle von Vorahnungen und Vorwegnahmen moderner Erfindungen, die seiner ungewöhnlichen Beobachtungsgabe und seiner Experimentierfreudigkeit zu verdanken sind; dagegen gründet sich der Ruhm des Malers auf ein relativ kleines Oeuvre, dem allerdings eine außerordentliche Zahl von Skizzen, Zeichnungen und Entwürfen gegenübersteht, wie man dem Buch sehr gut entnehmen kann.

Der im Buch enthaltene Werkkatalog, basiert auf den neusten Forschungsergebnissen. Hier werden alle wichtigen Aspekte der erhaltenen und verlorenen gegangen Gemälde Leonardos behandelt. Analysiert werden Erhaltungszustand, Maltechnik, Entwurfsprozess, Provenienz, Zuschreibungsfragen, Quellen und Rezeptionsfragen der Gemälde. Die 358 Zeichnungen, die durchweg farbig und großformatig abgebildet sind, machen die diesbezügliche Publikation einzigartig. Interessant sind die Detailvergrößerungen, die den Eindruck vermitteln, Originale vor sich zu haben.

Empfehlenswert.



Rezension: Art Déco

Dieser reich bebilderte, rund 550 Seiten umfassende Prachtband befasst sich ausführlich mit Art Decó, der Epoche, den Künstlern und deren Objekte. In der Einführung erfährt man, dass Art Déco (eigentlich Art décoratifs, dekorative Künste) eine Sammelbezeichnung für die Stilrichtung einer Vielzahl von künstlerischen Produkten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, also zwischen 1920 und 1940 ist.

Der Art decó der Pariser Salons soll dabei eine aufregende Mischung aus Luxus, Muße, Exotismus und Geselligkeit gewesen sein, (vg.:S.7). Der Begriff entstand in Anlehnung an die letzte große kunsthandwerkliche Ausstellung dieses Jahrhunderts, die Exposition Internationale de Arts Décoratifs et Industriels Moderns im Jahr 1925 in Paris.

Teil 1 des Buches stellt unter dem Oberbegriff "Medien und Meister" Möbel und Interieur der Designer Pierre Chareau, Donald Deskey, Maurice Dufréne, Paul Dupré-Lafon,  Jean-Michel Frank, Paul-Théodore Frankl, Eileen Gray, Robert Mallet-Stevens, Martine, Charlotte Perriand, Eugéne Printz, Armand-Albert Rateau,
Jacques-Émile Ruhlmann und Süe Et Mare vor. Des Weiteren werden hier Skulpturen von Demetre Chiparus , Carl Paul Jennewein, Boris Lovet-Lorski, Jan an Joel Martel, Gustav Miklos und Ferdinand Preis thematisiert.

In der Rubrik Malerei, Grafik, Plakat und Buchkunst kommen Werke der Künstler Rose Adler, Paul Bonet, Cassandre (Adolphe Mouron), Paul Colin, Jean Dupas, Ertré (Romain de Tirtoff), Pierre-Émile Legrain, Tamara (De) Lempicka und Francois-Louis-Schmidt zum Tragen. Ferner werden namhafte Künstler im Bereich Glas, Keramik, Beleuchtung, Textilien, Silber, Metall, Lack und Emaille in Augenschein genommen und schließlich werden auch berühmte Schmuckdesigner wie Cartier, Fouquet und Raymond Templier fokussiert.

Es ist geradezu unmöglich zu allen Designern im Rahmen einer Rezension Stellung zu beziehen und über all die Objekte etwas zu schreiben. Ruhlmann hat es mir angetan, insbesondere sein Liegesofa "Bloch" bois de violette mit Gestell aus vergoldeter Bronze. Wie man erfährt, ließ er sich vom 18. Jahrhundert inspirieren. Dabei hielt er sich an elegante, edle und einfache Formen. Obschon zahlreiche seiner berühmtesten Arbeiten vor 1920 entstanden sind, betrachtet man seine Möbel heute als Inbegriff des Art déco.

Man nennt wunderschöne Skulpturen kennen. Die Figurinen von Demetre Chiparus, einem in den Zwanziger und Dreißiger Jahren in Paris lebenden rumänischen Emigranten, gefallen in der makellos gefertigten, getriebenen und mehrfarbigen Bronze. Die minutiös geschnitzen Elfenbeingesichter sind , wie man liest von der Mode- und Theaterwelt inspiriert, (vgl.: S. 97). Die Skulpturen Carl Paul Jenneweins und Boris Lovet-Lorskis haben mich besonders beeindruckt und begeistert hat mich, dass man im Rahmen sehr erhellender Texte viel über die Meister und ihre Werke erfährt, bevor man sich in die einzelnen Exponate vertiefen kann.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlangte die französische Grafik im Stil des Art déco die USA. Dort entwickelte sie sich rasch zur Formsprache der Moderne. Modezeitschriften wie die Vogue und Vanity Fair, auch  Haper´s Bazar und Womans Home Companion verwendeten jetzt bei ihren Werbeanzeigen den französischen Stil, (vgl.: S. 132).

Sehr schön sind die Glasobjekte jener Tage, über die im Buch ausführlich berichtet wird. Unmöglich auf einige Objekte hier näher einzugehen. Es sind zu viele schöne Objekte, als dass  man einige  guten Gewissens einige hervorheben könnte.

Angetan bin ich von einem Bett aus lackiertem Holz mit Einlegearbeiten aus Perlmutt, entworfen von Bertholet und von einem raffiniert geformten Teeservice des Künstlers Jean Puiforcat. Der Schmuck im Art déco-Stil , speziell jener von Cartier, überwältigt durch innovatives Design, das den kostbaren Edelsteinen einen adäquaten Rahmen verleiht.

Der zweite Teil dieses umfangreichen, hochinformativen Werkes, das in keiner Fachbibliothek eines Innenarchitekten fehlen sollte, das aber auch für jeden Kunstinteressierten ein Leckerbissen darstellt, ist ein reich bebildertes Lexikon mit 400 sehr aussagekräftigen Einträgen aller Art-déco Designer, -Künstler und Werkstätten.

Dieses Buch ist sein Geld wert. Ich wundere mich, dass man es zu diesem Preis überhaupt anbieten kann. Die Gestaltung und Informationsfülle ist einmalig.

Sehr empfehlenswert.




Rezension:Kirchner (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Ernst Ludwig Kirchner Retrospektive", die derzeit ( 23.4.- 25.7.2010) im Städel Museum in Frankfurt/Main gezeigt wird.

Ludwig Kirchner (1880-1938) war der Mitbegründer der Künstlergemeinschaft "Brücke" und einer der Hauptvertreter des "Expressionismus". Im vorliegenden Buch lernt man sein Leben und Werk detailliert kennen. Kirchner war wohl ein innerlich sehr zerrissener Mensch mit tiefen Misstrauen. Die Kehrseite davon waren ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis und Sendungsbewusstsein (vgl.: S.23), Gegebenheiten, die sich m.E. in einigen seiner Bilder erkennbar wiederspiegeln.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Max Hollstein, einem erhellenden Aufsatz, im Hinblick auf die Person Kirchner von Felix Krämer mit dem Titel "Im Widerspruch. Ernst Ludwig Kirchner", dem sich der so genannte Tafelteil anschließt, in dem Felix Krämer, Nicole Brandmüller, Nerina Santorius, Javier Arnaldo, Beate Ritter und Sandra Oppmann im Rahmen eloquenter Beiträge den Leser über bestimmte Entwicklungsstadien des Künstlers näher aufklären. Den Texten sind hervorragende Abbildungen von Werken des Künstlers beigefügt, nicht zuletzt auch das "Englische Tanzpaar", um 1909/26, das ich schon oft im Städel Museum bewundert habe.

Dem Tafelteil folgen drei Essays, die wiedrum von Abbildungen von Werken des Künstlers begleitet werden und den Gesamteindruck, was Kirchner und sein Schaffen anbelangt, vervollständigen:

- Ernst Ludwig Kirchner und Frankfurt am Main

-"Aus zweien eins". Kirchners Bilder von Paaren

-"Gezeichnetes Tagebuch"- Ernst Ludwig Kirchners Arbeiten auf Papier

Im Katalogteil schließlich werden alle Werke, die man im Buch optisch kennen lernen konnte, detailliert beschrieben und es werden jeweils die Quellen der Bildinterpretationen angeben. Das von mir so geschätzte "Englische Tanzpaar", wird durch die beigefügten Erklärungen keineswegs uninteressanter.

Kunstbegeisterte dürfen sich auf das breitgefächerte Werk des Künstlers, und auf dessen beeindruckende Farb- und Formengebungen freuen. Insgesamt warten 380 farbige Abbildungen auf den Betrachter.

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass Kirchner bei den Nazis als "entarteter Künstler" verfehmt wurde und 1937 über sechshundert seine Werke beschlagnahmt wurden. Kirchner litt unter dieser Verfemung und beging 1938 Selbstmord. Diesen großen Expressionisten betrachte ich als ein Opfer der Intoleranz.

Obschon ich mich sehr lange in die Bilder vertieft habe und mir viele Werke sehr gut gefallen, bleibt das "Englische Tanzpaar" mein Lieblingsbild , was diesen Künstler anbelangt. Es scheint wohl die Bewegung zu sein, die mir bei diesem Bild so gut gefällt. Fast meint man, dass das Tanzpaar lebt und noch immer so vergnügt ist wie vor 100 Jahren.

Empfehlenswert.

Rezension : Miró - Die Farben der Poesie.

Joan Miró: Die Farben der Poesie (Gebundene Ausgabe) Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Miró - Die Farben der Poesie", die vom 2. Juli bis 14. November 2010 in Baden-Baden, im Frieder Burda Museum gezeigt wird.


Das Vorwort des Buches hat Frieder Burda geschrieben. Der Kurator der Ausstellung Jean-Louis Prat hat den Essay "Die Farben der Poesie" verfasst, der dem Leser den Künstler Joan Miró (1893-1983) intellektuell näher bringt. Dem Essay folgt ein sehr gutes und lobenswert übersichtliches biographisches Kapitel von Caroline Edde und Jean-Louis Prat über den spanischen Maler, Grafiker und Bildhauer, der aufbauend auf die katalanische Volkskunst und beeinflusst vom Kubismus und Surrealismus, eine Fülle poetischer Bildzeichnungen von suggestiver Formkraft schuf. Den Eckdaten sind einige Fotos von dem sehr sympathischen Maler beigeben, u.a. sein Hochzeitsfoto, aufgenommen am 12.10.1929 in Palma de Mallorca. Dort heiratete er damals die hübsche Pilar Juncosa.

Ich möchte die Daten an dieser Stelle nicht verkürzt wiedergeben, zumal ich mich bereits im Rahmen einer DVD-Dokumentation Miro: Theatre of Dreams - Art Documentary und eines anderen Bildbandes Miró diesbezüglich geäußert habe. Der vorliegende Katalog ist von der Bildwiedergabe mit dem Taschen-Bildband nicht vergleichbar, weil die 108 Werks-Abbildungen qualitativ um ein Vielfaches besser sind und das bei erstaunlich günstigem Preis.

Den Kunstwerken sind die Essays "Ich träume von einem großen Atelier" (Verfasser: Joan Miró , "Lodernde Zeichen" (Verfasser: Jaques Dupin) und "Über die Keramik" (Verfasser: Jean-Louis Prat) beigestellt. Zudem kann man sich anhand einer Reihe von Zitaten ein Bild über die Gedankenwelt des großen Künstlers machen, während man sich zeitgleich auf seine Bilderwelt einlässt.

Ich denke folgende Gedanken sind für die Persönlichkeit aber auch die Arbeiten Mirós sehr aussagekräftig:

"Die ganz einfachen Dinge regen mich an. Ich ziehe den ganz einfachen Teller, aus dem der Bauer seine Suppe löffelt, den lächerlich protzigen Tellern der Reichen vor.

Die Volkskunst bewegt mich aufs Neue. Bei dieser Kunst gibt es keine Tricks und keinen Betrug. Sie geht ganz gradlinig auf ihr Ziel zu. Dabei steckt sie voller Überraschungsmöglichkeiten.

Für mich leben die Gegenstände. Diese Zigarette, diese Zündholzschachtel haben ein gemeinsames Leben, das aufregender ist als das mancher Menschen. Wenn ich einen Baum sehe, versetzt mir das einen Schock; es ist als ob er atmete oder spräche. Ein Baum hat etwas sehr Menschliches.

Das Unbewegliche beeindruckt mich. Diese Flasche, dieses Glas, ein großer Stein an einem verlassenen Strand, diese Dinge bewegen sich nicht, aber meine Phantasie bewegen sie sehr." (Zitat : Joan Miró).

Sätze wie diese verdeutlichen die hochgradige Sensitivität dieses Künstlers und seinen demütigen Umgang mit sich und den Dingen, die ihn umgaben. Wirklich sehr beeindruckend.

Ich kenne einige Originale Mirós Künstlers, die ich in St. Paul im "Colombe d`Or" und in der "Galerie Maeght " bereits mehrfach bewundert habe. Hier im Katalog habe ich nun Werke kennengelernt, die an Leuchtkraft alles überbieten, was ich je zuvor von ihm sah.

Besonders angetan bin ich von "Personages et montages", 1936, einem Werk aus einer Privatsammlung, wie viele andere Werke, die im Buch vorgestellt werden. Neben Gemälden lernt man im Buch auch Skulpturen des Künstlers kennen.

Miró erklärt die Unbeweglichkeit und zeitgleicher Beweglichkeit in seinen Bildern sehr gut. Zumindest habe ich sie durch seine Erklärung erst wirklich begriffen. Der Künstler verdeutlicht, dass er immer leidenschaftlich und intensiv arbeitet und genau das empfindet man, wenn man seine Arbeiten sieht. Trotz seiner hohen Sensitivität spürt man das spanische Temperament. Er sagt, ihn errege und begeistere der Kampf zwischen seiner Person und seiner Arbeit. Dies führe dazu, dass er sich in einem Schock fühle, wenn er zu malen beginne und dieser Schock lasse ihn die Wirklichkeit vergessen.

Auf diese Weise sind all seine wunderbaren Werke entstanden, die lange nach seinem Ableben noch immer Zeugen seiner künstlerischen Leidenschaft sind und es für immer bleiben werden.

Sehr empfehlenswert.




Rezension:Bild mit Rahmen: Horst Janssen, Stiefmütterchen, 42 x 59 - Aluminium Classic: Gold poliert

Auf diesem Kunstdruck sind die "Stiefmütterchen" von Horst Janssen zu sehen. Ein wunderschönes Bild in sehr zarten Farben. Die Stiefmütterchen im Glas sind blau, blaurot und weiß, die Blütenstile in einem ganz zarten Grün gemalt. Das Wasser in besagtem Glas spiegelt die Farben, die sich zur Mitte hin in Blautöne verdichten.

Auf der unteren Seite des Bildes mit Plakatcharakter liest man die Initialen des Künstlers, ferner die Worte Buch und Radier suite und Svanshall, Evelyn und Diverses. Mit all den Begriffen vermag ich nichts anzufangen. Dienen sie bloß der hübschen Illustration?

Ganz unten liest man noch Kunsthaus Lübeck, Königstr. 20, Juni, Juli, August, dienstags-freitags 10- 18.00, samstags 10.00- 13.00 (18.00) und die Telefonnummer des Kunsthauses.

Ich interpretiere, dass der Künstler mit diesen Blumen sagen möchte, dass man das Lübecker Kunsthaus zu stiefmütterlich behandelt, ihm mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Janssen ist dies durch sein Bild gelungen.

Ach ja, dann gibt es noch einen Vermerk: bitte wenden. Auf der Rückseite des Kunstdrucks ist eine kleine Skizze, vermutlich vom Kunsthaus.

Der Rahmen ist sehr gut gewählt.